Lommbock

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Vor 15 Jahren vertickten in "Lammbock" Lucas Gregorowicz und Moritz Bleibtreu selbst angebautes Marihuana via Pizza-Lieferservice - und erzielten im Kino eine enorme Breitenwirkung. Mit der Kifferkomödie gelang Regisseur und Autor Christian Zübert („Dreiviertelmond“) 2001 aus dem Stand der Durchbruch, für die Fortsetzung des Kultfilms schrieb er erneut auch das Drehbuch und versammelte das alte Personal in seiner Heimatstadt Würzburg. Vor allem mit den flüssigen Dialogen und einem stimmigen Soundtrack knüpft „Lommbock“ an den Geist des Originals an und bietet trotz dünner Handlung gute Unterhaltung.

Webseite: www.facebook.com/lommbock

Deutschland 2017
Regie & Drehbuch: Christian Zübert
Darsteller: Lucas Gregorowicz, Moritz Bleibtreu, Louis Hofmann, Wotan Wilke Möhring, Antoine Monot Jr., Alexandra Neldel, Melanie Winiger, Mavie Hörbiger, Dar Salim
Laufzeit: 103 Min.
Verleih: Wild Bunch Germany
Kinostart: 23. März 2017

FILMKRITIK:

Ein Joint im Close-Up, genüsslich in Zeitlupe angezündet, weißer Rauch. Willkommen im „Lammbock“-Nachfolger! Doch die Tüte entpuppt sich als Kräuter-Fake. Stefan (Lucas Gregorowicz) will nämlich auf dem Dach eines Wolkenkratzers in Dubai eine Rastafari-Strandbar eröffnen – und in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind Drogen streng verboten.
 
Liberaler ist da Würzburg, wo Stefan nach längerer Abwesenheit aufschlägt, um Papiere für seine in drei Wochen anstehende Hochzeit mit Yasemin (Melanie Winiger) abzuholen. Natürlich trifft der Heimkehrer seinen Buddy Kai (Moritz Bleibtreu), und natürlich versacken die Kumpels kiffend auf der Ledercouch, die nach wie vor in der früheren Pizzeria „Lammbock“ steht. Dumm nur, dass Stefan in Dubai zum Drogentest antreten soll... Also bleibt er länger als geplant in Deutschland, trifft seine Ex Jenny (Alexandra Neldel) und will Kais Stiefsohn Jonathan (Louis Hofmann) vor einem Fehler bewahren.
 
Es dauert nicht lang und „Lommbock“ fühlt sich fast an wie der Originalfilm. Wenn Stefan und Kai auf der Couch versacken, FIFA auf der PlayStation spielen (klar, dass Mehmet Scholl ein Tor schießt) oder bekiffte Diskussionen führen, kommt echtes „Lammbock“-Feeling auf. Die Handarbeit beim Tütenbau sitzt und wie in Teil 1 plappert vor allem Moritz Bleibtreu munter drauf los, während ihm Lucas Gregorowicz mit gut getimten Reaktionen die Bälle zuspielt. Kai hat ständig was recherchiert, um Stefan mit seinem typischen „das ist so“ die Welt zu erklären, zum Beispiel, dass die Menschheit von Aliens abstammt und Pornos den echten Sex beeinflussen. Für leichten Revival-Frust sorgt, dass Stefan als CEO in der Firma des künftigen Schwiegervaters scheinbar erfolgreicher lebt als Kai, dessen Beziehung mit Sabine (Mavie Hörbiger) in den letzten Zügen liegt und der Jonathan mit verpeilter Jugendsprache imponieren will: „Willst du dein ganzes Leben kellern, bitch, please?!“
 
Auch die alten Bekannten haben sich mal mehr, mal weniger verändert: Stefans Vater (nur kurz dabei: Elmar Wepper) kifft jetzt auch, Wotan Wilke Möhring und Antoine Monot Jr. dampfen als dauerbreite Sidekicks Frank und Schöngeist wie gehabt im alten VW-Bus. Und Jenny lebt nicht als Malerin in Paris oder London, sondern arbeitet als Kulturreferentin im Würzburger Rathaus. Ihre Attraktivität für Stefan mindert das nicht, und kalte Füße wegen der Hochzeit hat er sowieso – also steht ihm abermals Trouble mit der holden Weiblichkeit ins Haus.
 
Analog zur Einteilung in sechs Kapitel rollt Christian Zübert die Story in einer episodischen Struktur auf, wobei Stefans Liebesnöte und die Drogendealerei von Jonathan den roten Faden markieren. Die Kapitelüberschriften erinnern wahlweise an Quentin Tarantino („Die Salafisten-Situation“) oder Stern TV („Generation Youporn“) und wechseln im Tonfall zwischen albern, ernsthaft und irgendwas dazwischen.
 
Auch inszenatorisch folgt Zübert der figurenzentrierten Dramaturgie des Originals und bereitet den Dialogen in ungeschnittenen Einstellungen einen Resonanzraum. Manches ist überzogen, etwa der überstrapazierte Running Gag mit der „genmanipulierten Haze-Scheiße“, die den Kiffern die polnische Sprache ins Hirn pflanzt, doch insgesamt tritt „Lommbock“ angenehm unangestrengt in die süßliche Dunstwolke des Vorgängers.
 
Christian Horn