Loriots große Trickfilmrevue

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„Ja wo laufen sie denn?“ - Im Kino! Dort, wo sie noch nie gelaufen sind, die Trickfilme des Vicco von Bülow alias Loriot. Zum 100ste Geburtstag des 2011 verstorbenen Humoristen werden 31 seiner TV-Trickfilme auf die große Leinwand gebracht. Als Produzentinnen treten des Maestros Töchter, Bettina und Susanne von Bülow auf. Digital aufgemöbelt, sogar eigens nachgezeichnet oder teilweise koloriert, erlebten die knuffigen Knollennase auf der Berlinale ihre Premiere. Erstmals wurde Deutschlands bester Humorist damit einem internationalen Publikum präsentiert! Ein grandioseres Geburtstagsgeschenk hätten die Töchter ihm und seinen Fans wohl kaum machen können.

Webseite: https://salzgeber.de/loriot

Deutschland 2023
Regie: Peter Geyer, Loriot
Länge: 79 Minuten
Verleih: Die Filmagentinnen / Salzgeber
Kinostart: 20. April 2023

FESTIVALS: Berlinale 2022

FILMKRITIK:

Früher war mehr Animations-Lametta mögen Hardcore-Loriotisten einwenden, denen die digitale 4K-Auflösung vielleicht zu glatt gebügelt erscheint. Geht nicht anders. Mit dem Original-Material aus dem Archiv wäre eine Kinoverwertung eben nicht machbar gewesen. Ach was!

31 mit spitzer Feder gezeichnete und liebevoll gesprochene Oldie-Sketche erblicken in neuem Glanz nun erstmals das Licht der Leinwand. Welch ein Quantensprung, waren die Cartoons ursprünglich ja nur für das Pantoffelkino gedacht und gemacht. Zugegeben, nicht jeder der Filmchen ist gut gealtert, insbesondere das Bild von Politikern wirkt wie aus der Zeit gefallen. Die meisten allerdings erweisen sich als erstaunlich zeitlos.

Als wahrer Knüller entpuppt sich gleich zu Beginn der weitgehend von TV-Wiederholungen verschonte Sketch „Der Hasenbrüter“. „Das ist ein seltener Beruf, nicht wahr?“, fragt der arglose Journalist den sächselnden Herrn Hippentraut, der behauptet, mit seiner Körperwärme Hasengelege auszubrüten. Sehr viel bekannter dann die Gag-Gackereien in „Das Frühstücksei“, jener Kult-Klassiker über Loriots Lieblingsthese, wonach Frauen und Männer nicht zusammenpassen. In derselben Liga spielen die „Herren im Bad“. Der Streit zwischen Herrn Müller-Lüdenscheidt und Herrn Dr. Klöbner um die richtige Wassertemperatur und die Gummi-Ente gehört längst zum deutschen Kulturerbe. „Aber ich kann länger!“ oder „Die Ente bleibt draußen!“ avancierten zum geflügelten Wort.

Als Gemeinschaftserlebnis im Kino bekommt dieses kartoffelnasige Figurenkabinett samt seiner akribischen Restaurierung ganz neue Dimensionen,. Für Loriot-Liebhaber sind diese animierten Genie-Streiche unbedingt ein nostalgisches Vergnügen, eröffnen sich hier doch gänzlich neue Gummienten-Erfahrungen. Für jene Generationen vor „Frühstücksei“, „Rennbahn“ und „Dr. Klöbner“, bieten die aufgemöbelten Cartoons eine hübsche Gelegenheit, diesen deutschen Humor-Großmeister aus dem vorigen Jahrhundert zu entdecken. Frei nach des Maestros Mops-Aussage: Ein Leben ohne Loriot ist möglich, aber sinnlos. Ach was!

 

Dieter Oßwald