Luis und die Aliens

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Außerirdische besuchen die Erde – ein klassischer Topos des Science-Fiction-Genres. Die Regisseure und Drehbuchautoren Christoph und Wolfgang Lauenstein, Zwillingsbrüder, stricken daraus ein prägnant erzähltes Animationsabenteuer mit dem Herz am rechten Fleck. Die europäische Koproduktion „Luis und die Aliens“ setzt auf ein Augenzwinkern und wurde vom luxemburgischen Studio Fabrique d'Images („Ooops! Die Arche ist weg...“) kompetent animiert.

Webseite: www.LuisUndDieAliens-derFilm.de

OT: Luis & the Aliens
Deutschland, Luxemburg, Dänemark 2018
Regie: Christoph & Wolfgang Lauenstein, Sean McCormack
Drehbuch: Wolfgang & Christoph Lauenstein, Joe Vitale, Jeffrey Hylton
Sprecher/innen (OV): Franciska Friede, Timothé Vom Dorp, Jérôme Rebbot, Thierry Desroses, Claude Perron, Jean-Stan du Pac, Joey Guila
Laufzeit: 80 Min.
Verleih: Majestic Filmverleih
Kinostart: 24. Mai 2018

FILMKRITIK:

In der Schule gilt der 12-jährige Luis Sonntag als Freak, weil sein alleinerziehender Vater Armin, ein Ufologe, seit einem Kindheitstrauma die Existenz von Außerirdischen beweisen will und ständig die spießigen Nachbarn aufregt. Nur Jenny von der Schülerzeitung findet Luis nicht seltsam, sondern interessant.
 
Als die kauzigen Aliens Mog, Nag und Wabo vor den Augen des Jungen bruchlanden, staunt Luis nicht schlecht. Zum Glück führen die Erdenbesucher nichts Arges im Schilde, sondern begehren nur eine Massage-Matratze aus dem Teleshopping. Weil Armin die Aliens schockfrosten würde, versteckt Luis die Wesen. Zugleich rücken der besorgte Schuldirektor und die strenge Heimleiterin Frau Diekendaker dem Kind auf die Pelle. Der kauzige Vater verletzt nämlich seine Sorgfaltspflicht, Luis soll ins Kinderheim...
 
Die Entscheidung, die Handlung in einer prototypischen amerikanischen Kleinstadt anzusiedeln, erweist sich als absolut stimmig. Die extraterrestrische „Invasion“ fügt sich dank cineastischer Vorbildung durch „E.T. – Der Außerirdische“ oder „Stranger Things“ nahtlos ins landschaftlich wie architektonisch liebevoll designte Setting ein. In Anbetracht der weißen Lattenzäune wundert es wohl niemanden, dass die Nachbarn der Sonntags ihre Hecke mit der Wasserwaage stutzen. Der Drachenberg, das Ziel einer Klassenfahrt, gemahnt an Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“, eine rostige Tankstelle an die Gemälde von Edward Hopper.
 
Die neonfarbenen Aliens wurden ebenfalls kreativ umgesetzt. Für visuelle Pointen und lustige Verwechslungen sorgt die Fähigkeit der Besucher, die Gestalt anderer Lebewesen imitieren zu können. Allein der quirlige Auftritt der Fremdlinge, die an die Aliens aus den „Simpsons“ erinnern, versprüht jede Menge Charme. Zudem fallen die Animationen sehr ansehnlich aus und das Musikthema ist schön anzuhören.
 
Das jüngste Kinopublikum dürfte der von der FSK fragwürdig ab 0 Jahren freigegebene Film jedoch verschrecken. Problematisch ist in diesem Zusammenhang das Finale, das die Spannungsschraube mit einem gruseligen Kreaturendesign und einer bedrohlichen Soundkulisse stark anzieht. Die Finalwendung gestaltet die Filmhandlung runder, schließt ihn jedoch für Kindergartenkinder aus.
 
Was „Luis und die Aliens“ besonders macht, sind nicht der sympathische Humor und die trubeligen Verwechslungen, sondern die Parallelhandlung um Luis und seinen Vater Armin, der sich obsessiv in seine Arbeit steigert und tagsüber schläft. Der Rektor wittert Kindesvernachlässigung und will die Familiensituation prüfen. So muss Luis nicht nur drei chaotische Aliens betreuen, sondern auch dafür sorgen, nicht im Heim zu landen. Dabei agiert der Junge, dessen Augen anfangs oft auf Halbmast stehen, immer selbstbewusster – und eignet sich gut als Identifikationsfigur.
 
Christian Horn