Malala – Ihr Recht auf Bildung

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Ihre Geschichte erschüttert die Welt: Anfang Oktober 2012 schießen Taliban die 14jährige Malala Yousafzai in ihrem Schulbus in den Kopf. Das pakistanische Mädchen mit den klaren Gesichtszügen ist durch das Attentat entstellt. Sie schwebt in Lebensgefahr. Was danach geschieht hört sich wie ein modernes Märchen an. Im Exil in Großbritannien erholt sich die tapfere Kinderrechtsaktivistin, besucht eine britische Schule, schreibt ein Buch und hält eine Rede vor den Vereinten Nationen in New York. Der couragierte Teenager wird mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Oscarpreisträger Davis Guggenheims exzellenter Dokumentarfilm über die Ikone für Bildung und Frauenrechte gibt einen berührenden Einblick in das Leben dieser außergewöhnlichen jungen Frau.

Webseite: www.malala-derfilm.de

USA 2015
Regie: Davis Guggenheim
Schnitt: Greg Finton, Brian Johnson, Brad Fuller
Kamera: Erich Roland
Darsteller: Malala Yousafzai, Ziauddin Yousafzai, Toor Pekai Yousafzai, Khushal Khan Yousafzai, Atal Khan Yousafzai.
Länge: 88 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 22. Oktober 2015
 

Pressestimmen:

"Ein kurzweiliges und komplexes Porträt."
DER SPIEGEL

FILMKRITIK:

Sie ist die jüngste Friedensnobelpreisträgerin der Geschichte: Malala Yousafzai. Die inzwischen 18jährige aus dem Swat-Tal Pakistans wird weltweit bekannt, als sie in ihrer von den Taliban besetzten Heimat unbeirrt für das Recht von Mädchen auf Bildung eintritt. Ihr Vater Ziauddin Yousafzai, ein Schulleiter und engagierter Redner, ermutigt seine wissbegierige Tochter von Anfang an. Er ist es, der ihre Leidenschaft für Bildung entfacht. Nicht umsonst wählt er bei ihrer Geburt ihren Vornamen „Malala“ aus. Nach einer Legende, stärkte die Rebellin Malalai von Maiwand den Kampfgeist der afghanischen Männer. Die Volksheldin mit der mythischen Aura einer Johanna von Orléans, half damit das Los der britischen Fremdherrschaft abzuschütteln.
 
Mit animierten Sequenzen in kindlichen Cartoon-Bildern setzt Regisseur Davis Guggenheim diese Sage künstlerisch um. Damit sorgt der 51jährige Oscar-Preisträger („Eine unbequeme Wahrheit“) schon in den ersten Minuten seines sehenswerten Dokumentarfilms für eine visuelle Überraschung. Fast wie ein Leitmotiv zieht sich dieses effektive Stilmittel, das zugleich distanziert und intensiviert, durch seine Ode an Zivilcourage. „Er hat mir nur den Namen gegeben“, betont Malala freilich am Ende vor der Kamera, „aber ich habe mein Leben selbst gewählt“. Doch es ist vor allem die enge Beziehung zu ihrem Vater, die mit größter Empfindsamkeit in Szene gesetzt wird. Dabei taucht unwillkürlich die Frage auf wie sehr Eltern Werte und Rollenbilder ihrer Kinder prägen.
 
Zu den emotionalen Höhepunkten der dramaturgisch exzellent aufgebauten Dokumentation zählt auch der Filmausschnitt von Malalas erster öffentlicher Rede nach dem Attentat vor den Vereinten Nationen in New York. Das tapfere Mädchen hielt die bewegende Ansprache an ihrem 16. Geburtstag. Darin machte sie deutlich, dass sie die Männer, die auf sie geschossen haben, nicht hasse. Der Angriff habe sie nur noch stärker gemacht. „In meinem Leben hat sich nichts verändert, außer: Schwäche, Angst und Hoffnungslosigkeit sind gestorben. Stärke, Kraft und Mut sind geboren. Ich bin die gleiche Malala. Meine Ambitionen sind die gleichen. Meine Hoffnungen sind die gleichen. Meine Träume sind die gleichen.“ Sie trug damals einen Schal der ermordeten ehemaligen pakistanischen Präsidentin Benazir Bhutto.
 
Doch Regisseur Guggenheim inszeniert nicht nur die Kämpferin und Galionsfigur Malala. Seinem Dokumentation gelingt es gleichzeitig jemanden zu zeigen, der enorme Energie und Klugheit mitbringt, aber ebenso Verletzlichkeit und Jugend. Eine Seite, die angesichts der Stärke der gläubigen Muslima fast in Vergessenheit gerät. Seit dem Anschlag lebt sie mit ihrer Familie und ihren zwei jüngeren Brüdern in der mittelenglischen Stadt Birmingham. Seither fightet sie nicht nur weiter für das Recht aller Mädchen auf Bildung, sondern schwärmt genauso für den Schweizer Tennisstar Roger Federer oder Hollywoodliebling Brad Pitt und begeistert sich für Kricket. Sie ist eben nicht nur eine mutige Menschenrechtlerin, sondern ebenso noch ein schwärmerisches, junges Mädchen.
 
Und auch über ihre Schulprobleme spricht die stolze Schülerin der Edgbaston School for Girls, einer weiterführenden Mädchenschule, offen. Schmerzlich vermisst die sympathische Vorkämpferin für das Recht auf Bildung ihre Freundinnen aus ihrem Heimatort Mingora. Selbst die staubigen Straßen dort fehlen ihr. Mittlerweile ist ihr Vater zugleich auch so etwas wie der Manager der global agierenden Aktivistin geworden. Trotz aller uneingeschränkter Hochachtung sollte freilich klar sein: Erwachsene müssen die Courage haben sich selbst für Ideale einzusetzen, anstatt diese Aufgabe Kindern zu überlassen. Beraten von einem Stab von PR-Experten ist Malala inzwischen fast zu einer internationalen Marke geworden, die Millionen Euro mit Buchverträgen, Auftritten und Filmrechte einbringt. In Pakistan ruft dies nicht nur Stolz hervor. Vielmehr wurden wiederholt Vorwürfe laut, Malala sei zu einer Marionette des Westens geworden.
 
Luitgard Koch