Marley

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Er war ein zierlicher, kleiner Mann, dieser Bob Marley, und ein großer Künstler mit einer unglaublichen Präsenz – voller Energie und Enthusiasmus, besessen von der Musik und von seiner Mission: Liebe und Frieden wollte er in die Welt bringen. Viel Zeit dafür war ihm nicht gegeben. Bob Marley starb mit nur 36 Jahren. Er wurde zur Legende und zur Ikone des Reggae.
Von der Leidenschaft für Freiheit, Liebe und Musik handelt diese Filmbiographie, die mit wohlwollendem Blick das kurze, intensive Leben des berühmtesten aller Reggae-Musiker beschreibt. Für Fans ein Muss und für alle anderen die freundliche Annäherung an einen begnadeten Künstler und seine Welt.

Webseite: www.studiocanal.de

USA 2012 - Dokumentarfilm
Regie: Kevin Macdonald
Länge: 112 Minuten
Verleih: Studiocanal GmbH
Kinostart: 17. Mai 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Für viele seiner unzähligen Fans verschmelzen Bob Marley und seine Musik zur untrennbaren Einheit von Reggae, Freiheitskampf, Drogen und freier Liebe. Und so war er wohl auch: ein wilder Junge, zart und zornig, bezaubernd und schwierig, leicht zu begeistern und schwer zu halten. Mit seiner Frau Rita hatte er vier Kinder und noch mindestens sieben weitere aus vielen meist kurzen Beziehungen. Einige seiner Kinder, besonders Sohn Ziggy, haben sich ebenfalls der Musik verschrieben, bleiben aber deutlich hinter der Ausstrahlung und dem Können ihres Vaters zurück, der offenbar alles exzessiv betrieb, was ihn interessierte. Dazu gehörten neben Musik und Frauen auch Drogen, Fußball, Religion und Politik. Aus heutiger Sicht erscheint Bob Marleys hoffnungsvolle und gläubige Sicht auf die Welt vielleicht ein wenig naiv, aber immerhin hat er sich tatkräftig, auch unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel engagiert und neben seiner Weltkarriere aktiv den afrikanischen Unabhängigkeitskampf unterstützt.

Nach mehreren Versuchen renommierter Regisseure (u. a. Martin Scorsese), die Lebensgeschichte der Reggae-Ikone neu zu verfilmen, gelang nun Kevin McDonald das Kunststück, sowohl Bob Marleys Familienmitglieder als auch viele seiner Wegbegleiter in die Produktion und in den Entstehungsprozess einzubeziehen und bei allem Respekt vor Kunst und Künstler dennoch eine durchaus nachdenkenswerte, nur selten allzu glatte Geschichte zu erzählen. Vermutlich wäre eine kritische Auseinandersetzung mit Bob Marleys Leben nicht unter Beteiligung seiner Familie möglich gewesen. Doch in zahlreichen Dokumentationen, unter anderem in „Ein Tag im September“ über den Terroranschlag während der Olympischen Sommerspiele 1972 in München, und in seinen Künstlerporträts konnte McDonald bereits unter Beweis stellen, dass er nicht nur mit sensiblen persönlichen, sondern auch mit politischen Themen souverän umgehen kann. So stehen hier neben vielen bisher unbekannten Archivaufnahmen aus Bob Marleys Alltags- und Künstlerleben auch seine vielfältigen gesellschaftspolitischen Aktivitäten im Vordergrund. Das noch immer nicht aufgeklärte Attentat von 1976 auf ihn ist ebenso Thema wie Bob Marleys persönlicher Einsatz für seine Heimat Jamaica und für die Unabhängigkeit Zimbabwes.

Aber wie war er abseits der Bühne, dieser charismatische Kerl mit den Dreadlocks, dieser Prototyp eines Hippies? Ein zugekiffter Weiberheld? Ein musikalischer Perfektionist? Ein lausiger Vater oder ein liebevoller Familienmensch? Wie dieser Junge aus ärmlichen Verhältnissen sich durchsetzen konnte und Karriere machte, erklärt einiges. Als Sohn einer farbigen Jamaicanerin und eines britischen Offiziers wurde Bob Marley in der Schule verspottet, weil er ein Mischlingskind war. Man nannte ihn „german boy“. Vielleicht lag hier eine der Ursachen für seinen Einsatz gegen Rassismus und für seinen tiefen Respekt allen Menschen gegenüber. Mit seiner Musik verband ihn ein beinahe religiöses Verhältnis.

Reggaefans können sich in jedem Fall freuen: Bob Marley singt die meisten seiner bekanntesten Songs, oft verbunden mit bisher unbekanntem Film- und Soundmaterial, alles präsentabel abgemischt. So springt der Funke schnell über, wenn der dreadlockige Irrwisch über die Bühne tanzt. Milde lächelnd werden sich die Älteren an selige Zeiten erinnern, und die Jüngeren werden sich vom Sound einer noch immer mitreißenden Musik einfangen lassen. Dass sich bis heute nichts an der Faszination für Bob Marley geändert hat, zeigen die letzten Bilder, die beinahe rührend beweisen, wie sehr er bis heute auf der ganzen Welt geliebt und verehrt wird.

Gaby Sikorski

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