Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

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Dani Levy traut sich! Mit seinen Hauptdarstellern Ulrich Mühe und Helge Schneider hat er keine Angst vor der political correctness und wagt, was seit Chaplin (Der große Diktator) und Lubitsch (Sein oder Nichtsein) kaum einer wagte: sich über die Nazis lustig zu machen. Mit seiner Geschichte vom jüdischen Schauspiellehrer, der den vertrottelt-depressiven Adolf Hitler wieder für eine große Rede fit machen soll, schafft er die schwierige Balance zwischen Gag und Grauen. Seine Nazis sind ziemliche Witzfiguren - aber in jeder Sekunde ist der Schrecken spürbar, den sie verbreiten. Zwar ist Helge Schneiders Hitler-Figur mehr als gewöhnungsbedürftig, doch vor allem durch Ulrich Mühes intensives Spiel ist ein bemerkenswerter Film entstanden - der aber weit weniger Komödie denn großes Drama geworden ist.

Webseite: www.meinfuehrer-derfilm.de

Deutschland 2007
Regie: Dani Levy
Darsteller: Helge Schneider, Ulrich Mühe, Sylvester Groth, Adriana Altaras, Stefan Kurt, Ulrich Noethen, Lambert Hamel
90 Minuten
Verleih: X-Verleih
Start: 11.01.2007

PRESSESTIMMEN:

Eins bietet der Film auf jeden Fall: jede Menge Stoff für Diskussionen!
VOX Nachrichten

Helge Schneider spielt den Diktator mit der Coolness eines Jazzmusikers... Die Ausstattung des Films ist pompös und karikiert geradezu den Größenwahn der Nationalsozialisten... Für Dani Levy war die Komödie ein schmaler Grad... allzu tiefsinnig wird es aber nicht... bisweilen etwas derb.
ARD Tagesthemen

Ein INTERVIEW mit Regisseur Helge Schneider brachte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am 17.12.06 - zum Artikel "Dürfen wir über Hitler lachen?" hier...

Eine politisch völlig inkorrekte Komödie genüsslich mit Geschichten aus der Reichskanzlei, provozierend frech und frei erfunden aufgearbeitet.
Hamburger Abendblatt

Die komisch-subversive Antwort auf "Der Untergang".
Blickpunkt:Film

FILMKRITIK:

Im Dezember 1944 scheint der totale Krieg bereits total verloren. Doch Hitlers Schergen geben sich trotz allem nicht geschlagen. Reichspropagandaminister Goebbels plant die Massen durch eine kämpferische Neujahrsrede des (Ver-)Führers zu täuschen und erneut für den Kampf zu mobilisieren. Leichter geplant als durchgeführt, denn weder Berlin noch der Kriegstreiber Hitler sind das, was sie mal waren. Die Hauptstadt liegt in Trümmern und der demoralisierte Nazi-Herrscher ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Eine radikale Lösung muss her, um die gewünschte Realität möglichst glaubhaft in Szene zu setzen.

Teile zerstörter Straßenzüge werden durch Pappkulissen ersetzt, eine gewisse Leni Riefenstahl wird mit der Positionierung der Kameras betraut und der jüdische Schauspieler Adolf Grünbaum samt Familie aus dem Konzentrationslager geholt, damit dieser - wie schon einst - Adolf Hitler in seinem Schauspiel unterrichten kann. Fünf Tage bleiben ihm, um die Kraft des Führers neu zu entzünden. Fünf Tage, in denen Grünbaum hinter der Fassade des menschenverachtenden Monsters einem gebrochenen und kläglichen Menschen begegnet. Fünf Tage, in denen er die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler erfährt.

Der Regisseur und Erfinder dieser „Wahrheit“, Dani Levy, gibt seine subjektive Sicht auf das Trauma jener Zeit preis. Er zeigt - auf wahrem Material basierend - eine Fabel, weil er „diesen zynischen, psychisch verwahrlosten Menschen nicht die Ehre einer realistischen Darstellung gewähren will“. Stattdessen erzählt er die Geschichte eines menschlichen Dramas, die moralische Tragödie einer Zeit. Ein heikles Thema, dass Levy nach seiner vielfach ausgezeichneten deutsch-jüdischen Komödie „Alles auf Zucker!“ erneut mit sicherer Hand meistert. Völlig ungeschminkt gibt er die Nazis dem Gelächter Preis und entlarvt so ihre Erbärmlichkeit. Zumindest in diesem Zusammenhang gelingt es ihm, an die Tradition solcher Meisterwerke wie Chaplins „Der große Diktator“ und Benignis „Das Leben ist schön“ anzuknüpfen.

Auf all die nachinszenierte „Größe“ eines Adolf Hitlers in Dokumentation und Fiktion antwortet Levy mit subversivem Humor. Seine respektlose Inszenierung ist so erfrischend wie rühmlich. Leider jedoch auch streckenweise albern und überzogen. Dies ist der eine Grund, warum „Mein Führer“ den vorgenannten Filmklassikern nicht das Wasser reichen kann. Der zweite und wesentlichere jedoch ist die Entscheidung, ein Multitalent wie Helge Schneider als Hitler zu besetzen, ohne seine komödiantischen Fähigkeiten und seinen spontanen Witz auch nur ansatzweise auszuschöpfen. Denn was sich zunächst als genialer Clou darstellt, entpuppt sich im Resultat streckenweise als Nullnummer. Schuld daran ist vor allem auch die aufwendige wie völlig überflüssige Maske, hinter der Helge Schneider nur noch zu erahnen ist. Nicht unerwähnt bleiben soll das großartige Schauspiel von Ulrich Mühe in der Rolle des Grünbaum und insbesondere auch das von Sylvester Groth als Propagandaminister Goebbels.

Gary Rohweder