Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo

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Basierend auf der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Alice Pantermüller und Daniela Kohl erscheint mit „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“ nun der erste Film rund um die elfjährige Titelheldin Lotta, die ein aufregendes Abenteuer nach dem anderen erlebt. Mit viel Witz und Charme und der notwendigen Portion an Ernsthaftigkeit inszenierte „Rico, Oscar…“-Regisseurin Neele Leana Vollmar und schuf jetzt schon einen der besten deutschen Kinderfilme des Jahres.

Webseite: www.MeinLottaLeben-Film.de

DE 2019
Regie: Neele Leana Vollmar
Schauspieler: Meggy Hussong, Yola Streese, Levi Kazmaier, Lukas Rieger, Laura Tonke, Oliver Mommsen, Carolin Kebekus, Milan Peschel,
Länge: 90 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany, Vertrieb: Central
Kinostart: 29. August 2019
 

FILMKRITIK:

Die elfjährige Lotta (Meggy Hussong) ist der Sonnenschein ihrer oft mies gelaunten Familie, auch wenn sie es mit ihren beiden Brüdern (Lenny und Marlow Kullmann) oft nicht einfach hat. Ihre vielbeschäftigten Eltern Rainer (Oliver Mommsen) und Sabine (Laura Tonke) haben nur wenig Zeit für sie und auch mit Mamas neuem Arbeitskollegen Heiner Krishna (Milan Peschel) kann Lotta nur wenig anfangen. Da trifft es sich gut, dass sie sich auf ihre beste Freundin Cheyenne (Yola Streese) immer verlassen kann. Die beiden sind unzertrennlich, wenn es darum geht, sich gegen böse Mitschüler durchzusetzen, es mit der Klassenzicke Berenike (Laila Ziegler) aufzunehmen oder sich gegenseitig bei den Hausaufgaben zu helfen. Eines Tages plant Berenike eine große Party – und lädt ausgerechnet Lotta und Cheyenne nicht ein. Bei dem Versuch, einen Plan auszuhecken, um doch noch zur Party gehen zu können, kommt es ausgerechnet zwischen den besten Freundinnen zu einem großen Streit…
 
Wer Kinder zwischen sechs und zwölf zuhause hat, wird um die Romanreihe „Mein Lotta-Leben“ in den vergangenen Jahren kaum herumgekommen sein. Die beiden Autorinnen Alice Pantermüller und Daniela Kohl schrieben bis heute insgesamt 14 Romane rund um die quirlige Romanheldin Lotta Petermann, die es in ihrem Alltag mit allerlei Stolpersteinen aufnehmen muss. Bei den Romantiteln, deren letzter Anfang dieses Jahres erschien, spielt immer ein bestimmtes Tier eine Rolle: „Wie belämmert ist das denn?“, „Das reinste Katzentheater“ oder auch „Der Schuh des Känguru“ sind nur einige der vielen Namen, zu denen sich jetzt auch „Alles Bingo mit Flamingo“ hinzugesellt. So heißt nämlich die erste Verfilmung der „Lotta“-Reihe, die übrigens nicht auf einem bestimmten Buch basiert, sondern eine ganz eigene Geschichte rund um Lotta und ihre Freunde erzählt, für die die Macher immer wieder auch auf bekannte Versatzstücke und Motive der Bücher zurückgreifen. Zu den Machern zählt an vorderster Front die kinderfilmerfahrene Regisseurin Neele Leana Vollmer. Ihre Stärken, die Gefühlswelten ihrer jungen Helden nachvollziehbar und anschaulich zu erzählen, finden sich auch in diesem Film wieder.
 
Neele Leana Vollmer zeichnete in den vergangenen Jahren für zwei der drei „Rico, Oskar“-Filme verantwortlich, mit denen sie sich gerade im Kinder- und Familienfilmsektor einen Namen machte. Das Besondere an ihren Arbeiten: Die gebürtige Bremerin nimmt die naiven Wünsche und Sehnsüchte ihrer minderjährigen Filmhelden mindestens genauso ernst, wenn nicht gar ernster, als die oftmals auf festgefahrener Routine und mangelnder Fantasie begründeten Ängste und Sorgen der Erwachsenen. Dadurch ermöglicht sie es dem Publikum, die Welt durch Kinderaugen zu sehen – und genau dieser besondere Blickwinkel findet sich jetzt auch in „Mein Lotta-Leben: Alles Bingo mit Flamingo“ wieder, wenn sie den großen Streit zwischen Lotta und Chayenne als niederschmetterndes Drama inszeniert oder sie die Klassenzicke Berenike zur bitterbösen Schurkin hochstilisiert. Dabei gerät sie nie in karikatureske Gefilde; im Gegenteil. Stattdessen begreifen durch diese Art der Schilderung endlich auch mal die älteren Zuschauer, wie sich Ängste, Sorgen und Nöte für junge Menschen zu einem schier unerklimmbaren Hindernis auftürmen können – und mit welch unbeschwerter Cleverness sich dieser später eben doch besteigen lässt, um die Probleme mit einem Fingerschnipp zu lösen. Mit viel Witz und Charme und gleichsam der notwendigen Portion an Ernsthaftigkeit gelingt Vollmer und ihrer Autorin Bettina Börgerding („Bibi & Tina“-Reihe) ein gleichermaßen aufrichtiger wie unbeschwerter Blick ins Seelenleben einer Elfjährigen.
 
Dabei greift sie auf Darstellerriehe vorwiegend auf Newcomer zurück, die ihre Sache allesamt stark erledigen und von erwachsenen Routiniers begleitet werden. Milan Peschel („TKKG“), Laura Tonke („Zwei im falschen Film“) und Oliver Mommsen („Was tun, wenn’s brennt?“) erweisen sich einmal mehr als Idealbesetzung für Rollen, die sich hier und da in Überzeichnungen flüchten und dabei trotzdem stets bodenständig bleiben. Sie alle stellen sich voll und ganz in den Dienst ihrer Rollen, deren Gesinnung sich auch einem ganz jungen Publikum erschließt. So ist „Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo“ jetzt schon einer der besten deutschen Kinderfilme des Jahres.
 
Antje Wessels