Michael Clayton

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Nur auf George Clooney als den Helden von Tony Gilroys Justizthriller zu fokussieren, das wäre den ebenso stark aufspielenden Mit- und Gegenspielern mehr als Unrecht getan. Vor dem Hintergrund dunkler Machenschaften eines vor Gericht stehenden Chemiekonzerns hebt sich Gilroys Regiedebüt durch die Darstellung der auf das Gewissen und die inneren Emotionen der Figuren zielenden Momente ab. Dies kann, so erweist sich, spannender sein als die sonst gerne in Thrillern ins Feld geführte vordergründige Action.

Webseite: www.michaelclayton.film.de

USA 2007
Regie: Tony Gilroy
Darsteller: George Clooney, Tom Wilkinson, Tilda Swinton, Sydney Pollack, Michael O’Keefe, Robert Prescott
129 Minuten
Verleih: Constantin,
Kinostart: n.n. (13.12.2007 nicht mehr gültig)

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Wenn man George Clooney in den ersten Szenen von Tony Gilroys „Michael Clayton“ mit fassungslos fragendem Gesichtsausdruck in morgendunstiger Wald- und Wiesenlandschaft stehen sieht, dann ist zu spüren: diese Figur wirkt ausgebrannt, so ausgebrannt wie ihr eben explodiertes Auto. Die Hintergründe des Anschlags werden nun rückblickend aufbereitet. Regieneuling Tony Gilroy geht dabei ebenso sorgfältig und clever vor wie schon bei seinen Drehbüchern der „Bourne“-Serie. Nur die Action und atemlosen Hetzjagden, die hat er diesmal außen vorgelassen.
 

Clooney spielt Michael Clayton, einen Mitarbeiter einer renommierten New Yorker Anwaltskanzlei, deren Chef der knallhart agierende Sydney Pollack spielt. Dort ist Clayton als sogenannter „Mann fürs Grobe“ im Einsatz, hat in schwierigen Fällen den Kunden aus der Patsche zu helfen, was immer das genau heißen mag. Im konkreten Fall soll er einen alten Freund und Kollegen (Tom Wilkinson) zur Vernunft bringen, der sich vor Gericht durch wirre Aussagen und ungebührliches Verhalten unbeliebt machte und als Zeuge zu einer Gefahr für den Prozess um eine millionenschwere Umweltklage werden könnte. In ihm wird eine weltweit tätige Chemiefirma beschuldigt, mit ihrem Pflanzenschutzmittel zahlreiche Landwirte und deren Familien krank gemacht zu haben.

Der von seiner Sachlage her in der Tradition von etwa „Erin Brokovich“ stehende Justizthriller stellt jedoch nur die eine Seite der Medaille von „Michael Clayton“ dar. Weitaus interessanter ist es, sich das Verhalten der Prozessbeteiligten anzuschauen. Neben der Figur Clayton, mit Ehekrise und Spielsucht auch über den Job hinaus stets angespannt, ist dies vor allem die Rechtsvertreterin des Chemiekonzerns. Für sie hängt die weitere Karriere von diesem Prozess ab, nicht verwunderlich daher, dass sich bei ihr Angstschweiß bildet. Doch so zurückhaltend und offenbar von Skrupeln geplagt diese von Tilda Swinton doppelbödig gespielte Figur auch wirkt, so sehr sie sich hinter ihren fachlichen Fähigkeiten versteckt, tief in sich weiß diese Frau eiskalt über ihren Schatten zu springen.

Von der Handlungsseite her erzählt Tony Gilroy eine im Grunde gewöhnliche Thrillergeschichte. Nur: er erzählt sie eben langsam, bedacht und voller Nuancen steckend und verlangt vom Zuschauer wegen der raffinierten Winkelzüge eine hohe Aufmerksamkeit. Der Trumpf von „Michael Clayton“ liegt dabei klar auf der psychologisierten Betrachtung seiner aus den unterschiedlichsten Gründen in die Enge getriebenen Figuren, die hier in einem alltäglich erscheinenden Sumpf aus Korruption und Misstrauen am Ende doch auf sich gestellt sind. 

Thomas Volkmann