Moonfall

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Roland Emmerich präsentiert seine neueste Zerstörungsorgie. Diesmal verlässt der Mond seine Umlaufbahn und droht, mit der Erde zu kollidieren. Schon vorher sorgt das für wüste Verheerungen, aber ein Trupp tapferer Astronauten macht sich auf, den Mond und damit auch die Erde zu retten. Also typisches Katastrophenfilmterrain. Nur dass Emmerich das Ganze mit starkem Science-Fiction-Hintergrund ausbaut, was „Moonfall“ sehr guttut.

Website: www.leoninedistribution.com/filme/159225/moonfall.html

Großbritannien / China / USA 2022
Regie: Roland Emmerich
Buch: Roland Emmerich, Harald Kloser, Spenser Cohen
Darsteller: Patrick Wilson, Halle Berry, John Bradley, Donald Sutherland
Länge: 120 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 10. Februar 2022

FILMKRITIK:

Der Mond hat seine Umlaufbahn verlassen und nähert sich der Erde. Ein nerdiger Wissenschaftler hat das zuerst bemerkt, aber niemand glaubt ihm. Die NASA findet es aber auch selbst heraus – zusammen mit der Erkenntnis, dass nur wenige Wochen bleiben, bis die Kollision für die Ausrottung der Menschheit sorgen wird. Man schickt ein Raumschiff zum Mond, doch was man vorfindet, versetzt in Schrecken. Dies ist keine natürliche Katastrophe, die Vernichtung der Erde und ihres Trabanten wird gesteuert.

Roland Emmerich ist ein Experte für die großen Katastrophen – seien es Außerirdische in „Independence Day“, eine neue Eiszeit in „The Day After Tomorrow“ oder gleich das von den Mayas prophezeite Ende der Welt mit „2012“. Nach letzterem hätte man nicht unbedingt erwartet, dass es dem Schwaben noch einmal in den Fingern jucken würde, die Welt aus den Angeln zu heben. Mit „Moonfall“ hatte er aber zusammen mit seinem Komponisten Harald Kloser eine Idee, die dann mit Autor Spencer Cohen ausgearbeitet wurde. Denn dieser Film ist zwar Teil des Subgenres des Katastrophenfilms, aber zu gleichen Teilen ein Vertreter des Science-Fiction-Genres.

Er spielt mit Ideen, die nur theoretisch existieren. Etwa mit dem hypothetischen Konstrukt einer Dyson-Sphäre, die die Energie eines Schwarzen Lochs oder Zwergsterns nutzt und einen Stern ummantelt. Klingt verkopft für einen Film, bei dem es einfach nur um reichlich Krachbumm geht. Aber Emmerich nutzt das, um „Moonfall“ mit Mehrwert zu versehen, da er mit den Hintergründen des Mysteriums, aber auch mit dem Eindringen in den Mond die Phantasie beflügelt.

Man fühlt sich plötzlich an H.G. Wells „Die ersten Menschen auf dem Mond“ erinnert, nur dass es in eine ganz andere Richtung geht. Auch mit Verschwörungstheorien wird gearbeitet, so mit der Frage, was es mit dem zweiminütigen Übertragungsausfall der Apollo-11-Mission auf sich hat. All das verweben Emmerich und seine Ko-Autoren zu einer genüsslichen Melange, die „Moonfall“ über den Status eines konventionellen Katastrophenfilms erhebt.

Das natürliche Ende eines jeden solchen Films ist die totale Verheerung und – vielleicht – die Saat, die für den Wiederaufbau gestreut wird. Das gibt es hier auch, bei „Moonfall“ wird das Ganze jedoch deutlich größer. Weil die Ideen hinter der Geschichte größer sind. Dies ist das seltene Beispiel eines Katastrophenfilms, der tatsächlich das Potenzial einer Fortsetzung in sich birgt.

Auf jeden Fall ist „Moonfall“ knackiges Popcorn-Kino mit hervorragenden Darstellern, grandiosen Bildern, wuchtigem Sound und der genau richtigen Menge an Pathos, die Geschichten wie diese einfach erfordern.

Peter Osteried