Mr. Average

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Ein französischer Normalo und Durchschnittsbürger wird zum wichtigsten Mann der Nation, weil er exakt den Massengeschmack der Bevölkerung einschätzen kann. Pierre-Paul Renders’ Komödie überzeugt dabei als Medien- und Politsatire, vernachlässigt allerdings inhaltliche Tiefe oder die psychologische Auseinadersetzung mit ihren Figuren. 

Webseite: www.mraverage-derfilm.de

OT: Comme Tout Le Monde
Belgien/Luxemburg/Frankreich/Kanada/Deutschland 2007
Regie: Pierre-Paul Renders
Buch: Pierre-Paul Renders & Denis Lapiere
Darsteller: Khalid Maadour, Caroline Dhavernas, Thierry Lhermitte, Gilbert Meiki, Chantal Lauby, Amina Annabi, Delphine Rich, Rachid Chaib, Zakariya Gouram, Pierre Lognay, Suzan Anbeh, Christelle Cornil
Länge: 90 Minuten
Verleih: Alpha Medienkontor
Start: 2.10.2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Regisseur Pierre-Paul Renders erzählt die Geschichte eines wahrhaftigen Medienphänomens, das bei hiesigen Kinogängern Erinnerungen an Zlatko aus dem „Big Brother“-Container und die „Truman Show“ wecken dürfte. Der 26-jährige Jalil (Khalid Maadour) arbeitet als Vorschullehrer und ist ein vollkommen gewöhnlicher Mensch. Doch eben diese Gewöhnlichkeit und die Eigenschaft genau so zu sein, wie die meisten anderen Menschen, macht ihn unerwartet zu einer Stilikone. Als Jalil nämlich zum großen Gewinner einer TV-Gameshow wird – bei der die Kandidaten die Vorlieben der französischen Bevölkerung richtig einschätzen müssen – gerät er ins Visier des größten Marktforschungsinstituts des Landes. Das erkennt in ihm das perfekte Versuchskaninchen, installiert versteckte Kameras in seiner Wohnung und bespitzelt rund um die Uhr sein Konsumverhalten. Und noch mehr: Die attraktive Claire (Caroline Dhavernas) wird auf den verblüfften Jalil angesetzt, der sich selbstverständlich Hals über Kopf in sie verliebt.

 „Mr. Average“ ist nicht nur eine wohltemperierte Mediensatire, sondern auch eine kurzweilige Parodie auf die Konsumgesellschaft unserer Zeit. In seinen besten Momenten glänzt der Film mit ähnlich stilistischer Vielfalt wie Jan Kounens „39,90“, der mit den Mitteln eines subversiven Werbeclips die Doppelmoral der PR-Branche zu entlarven versuchte. So subtil und durchdacht ist Pierre-Paul Renders’ Film allerdings selten, zu oberflächlich und einfach gezeichnet sind seine Figuren, jene Urheber des kapitalistischen Hamsterrads, die rund um die Uhr neue Produkte an ihrer naiven Testperson ausprobieren. Deutlich interessanter dagegen ist die Politisierung des Sujets: Für Jalil interessiert sich nämlich auch der französische Präsident Chastain (Thierry Lhermitte), der in ihm den perfekten Meinungsmacher und Stimmenfänger erkennt, der die Wünsche des Volkes genau einschätzen kann. 

Schade: Die interessante Story-Idee quetscht Pierre-Paul Renders zu häufig in eine viel zu eckige Dramaturgie. Charaktere tauchen auf und verschwinden wieder – vorher bleiben sie noch im Fahrstuhl stecken. Ohnehin interessiert er sich nicht wirklich für die Beweggründe seiner Figuren, die das Publikum nur oberflächlich streift. Dabei birgt doch gerade die Tatsache, über Nacht von einem Normalo zu einem nationalen Superstar zu werden genügend Stoff für eine ausführliche psychologische Exposition seines Protagonisten. So bleibt „Mr. Average“ eine kurzweilige und dennoch stimmungsvolle Komödie über die Besonderheit eines absoluten Durchschnittsbürgers. Der ist einem allerdings um einiges sympathischer, als einst der nervtötende Zlatko im „Big Brother“-Container. 

David Siems

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Der junge Jalil ist marokkanischer Abstammung, lebt jedoch in Paris. Ihn zeichnet eine hervorstechende Eigenschaft aus: Er trifft in fast allen Dingen den Durchschnittsgeschmack der Franzosen. In einem Fernsehquiz bestätigt sich das.

Er begegnet der hübschen Claire und verliebt sich in sie. Was er nicht ahnt: Sie ist von einem Marktforschungsunternehmen angeheuert worden, das Jalils Talent ausnützen will. Denn zu wissen, was gewünscht sowie gebraucht wird und was produziert werden soll, verspricht ein Geschäft. Ohne dass ihm das klar ist, wird Jalil rund um die Uhr elektronisch von ein paar Dutzend Kameras und Mikrophonen überwacht.

Allerdings hält Claire das Lügengespinst nicht allzu lange aus. Eines Tages beichtet sie ihrem Freund alles. Der reagiert, dreht den Spieß um, bringt die Verschwörung an die Öffentlichkeit, ruft eine Marketingfirma ins Leben und zieht jetzt seinerseits Vorteile aus der Affäre.

Claire hat den kürzeren gezogen, wird verfolgt und ist am Boden zerstört. Aber alte Liebe rostet nicht. Jalil setzt schließlich, um Claire wieder glücklich zu machen, Dinge in Bewegung, die sogar den Staatspräsidenten erzittern lassen.

In einer turbulenten Komödie und zarten Liebesgeschichte verpackt werden untergründig auch gesellschaftlich problematische Phänomene sichtbar: die Vorspiegelung falscher Tatsachen; die Manipulation der Menschen; die Aufdringlichkeit der Werbung; die geheime Ausspionierung von Personen oder ganzen Bevölkerungsteilen; die Profitgier auf Kosten anderer; das Durcheinanderbringen der öffentlichen Meinung durch gezielte Missinterpretation; und manches mehr.

Thomas Engel