Music for Black Pigeons

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Die Passion, die die Jazz-Musiker in diesem Dokumentarfilm zeigen, ist auch den beiden Regisseuren inne. Denn sie haben 14 Jahre an „Music for Black Pigeons“ gearbeitet und dabei verschiedene Künstler auf ihrem Lebensweg begleitet. Das Ergebnis ist ein intimer Blick auf eine musikalische Szene und ihre Künstler, der sehr faszinierend ist.

Webseite: https://riseandshine-cinema.de/tag/music-for-black-pigeons/

Dänemark 2022
Regie: Andreas Koefoed, Jørgen Leth
Buch: Andreas Koefoed, Jørgen Leth, Adam Nielsen
Darsteller: Joey Baron, Jakob Bro, Anders Christensen

Länge: 92 Minuten
Verleih: Rise and Shine
Kinostart: 21. September 2023

FILMKRITIK:

Jazz hat auch immer etwas mit Improvisation zu tun. Man stoppt die Aufnahme nicht, man lässt das Band laufen, weil man nie weiß, was als nächstes kommt. Aus einer Jam-Session könnte etwas Großes entstehen. So gestaltet sich auch der Film, der keiner linearen Struktur folgt, sondern einige der besten Jazz-Musiker in den Fokus rückt: Jakob Bro, Bill Frisell, der mittlerweile verstorbene Paul Motian, Midori Takada und Lee Konitz, der Älteste aus dieser Gruppe, der schon mal vergisst, wie alt er wirklich ist.

Über 14 Jahre hinweg folgten die Filmemacher ihnen in Nordamerika, Europa und Japan. Auf Film gebannt wurden dabei musikalische Begegnungen, aber auch generationenbedingte, weil die porträtierten Künstler eine sehr große Altersspanne abdecken. Beeindruckt ist ein jeder vom anderen, der eine von der Weisheit des Älteren, der andere von der ungestümen Wildheit des Jüngeren.

Der Film improvisiert – das Zentrum ist dabei immer gleich, der dänische Komponist Jakob Bro, der auf all die anderen Künstler trifft. Es geht um die Banalitäten des Lebens, aber auch um existenzielle Fragen, auf die jeder eine eigene Antwort hat. Ihnen allen ist aber gemein, dass es die Musik ist, die ihrem Leben Sinn gibt. Sie beseelt sie, sie lässt sie sich lebendig fühlen, sie ist allumfassend und steht zugleich über allem.

„Music for Black Pigeons“ zeigt die Künstler beim Jammen, fragt sie aber auch direkt, was die Musik für sie bedeutet. Die Antworten sind unterschiedlich. Für den einen ist sie Passion, für die anderen muss sie alles, außer Unterhaltung sein, letzten Endes gibt es keine ultimative Antwort. Sondern nur den gelungenen Versuch, mit Hilfe eines Films dem Zuschauer ein Gefühl dafür zu geben, wie ein Leben aussieht, das ganz und gar der Musik gewidmet ist. Das mag man nicht immer verstehen, aber in einer Beziehung erreicht der Film dann doch jeden, der auch nur einmal im Leben gewagt hat, zu träumen: Indem er aufzeigt, wie Leidenschaft ein Leben bestimmen kann.

 

Peter Osteried