New York, I Love You

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Vor ein paar Jahren hieß es „Paris, Je t’aime“ nun ist also New York dran sich von elf Regisseuren verewigen zu lassen. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Episoden sind meist wenig inspirierte Momentaufnahmen, die vor allem wenig Gespür für den Ort zeigen. Der Realität New Yorks kommt kaum einer der Kurzfilme nahe, meist verlieren sich die Filme in Beliebigkeit, nur selten gelingen prägnante Vignetten.

Webseite: www.newyork-derfilm.de

Frankreich, USA 2009 - Kompilationsfilm
Regie: Fatih Akin, Yvan Attal, Allen Hughes, Shunji Iwai, Wen Jiang, Shekkar Kapur, Joshua Marston, Mira Nair, Natalie Portman, Brett Ratner, Randall Balsmeyer
Darsteller: Orlando Bloom, James Caan, Hayden Christensen, Julie Christie, Chris Cooper, Andy Garcia, Ethan Hawke, John Hurt, Cloros Leachman, Natalie Portman, Eli Wallach, Robin Wright Penn, u.v.a.
Länge: 103 Min.
Verleih: Concorde
Kinostart: 28, Januar 2010
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

So genannte Omnibusfilme, Kompilationen von Kurzfilmen unterschiedlicher Regisseure kommen wieder stark in Mode. Das ist verwunderlich, denn immer wieder erweisen sich diese mehr oder weniger losen, höchstens durch ein vages übergeordnetes Thema verbundenen Sammelfilme als erstaunlich fade Nummern. Das war bei den beiden „Ten Minutes Older“ Filmen ebenso der Fall wie bei dem rein deutschen Projekt „Deutschland 09“ und vor allem bei „Chacun son Cinema“, bei dem anlässlich der 60. Auflage des Festivals von Cannes ein veritables who is who des Weltkinos bemerkenswert banale Filme ablieferte.

Nun also „New York, I Love You“, gedreht von einer willkürlich wirkenden Gruppe von Regisseuren, die nur eins gemeinsam haben: Sie haben – mit einer Ausnahme – nie in New York gelebt. Dieser Blick von Außen war ganz offensichtlich Programm, er hat allerdings zur Folge, dass die hier erzählten Geschichten merkwürdig gleichförmig, vor allem wie ein touristischer, Klischee-geprägter Blick auf NY wirken. Von der Vielfalt der Metropole, ihren Bewohnern aus aller Welt, den sozialen Problemen, all dem, was NY so vielfältig macht, ist kaum etwas zu spüren. Würde man diesen Film zum Maßstab nehmen, hätte man den Eindruck in NY lebten nur weiße Künstlernaturen und Yuppies. Dieser reduzierte Blick wäre zu verschmerzen, wenn denn die einzelnen Episoden pointierte Geschichten erzählen würden.

Doch das Gegenteil ist der Fall. Viele Episoden, etwa Natalie Portmans Geschichte eines kubanischen Vaters, der mit seiner Tochter im Central Park spielt, plätschern dahin und enden ohne Pointe. Selbst als Momentaufnahme, als impressionistisches Kurzporträt einer bestimmten Gegend funktioniert das nicht. Besser macht es da Yvan Attal, der in seiner Episode Ethan Hawke als redegewandten Aufreißer inszeniert, der am Ende eine überraschende Abfuhr bekommt. Schön auch Joshua Marston, der als einziger die Welt Manhattans verlässt und ein von Cloris Leachman und Eli Wallach gespieltes altes Ehepaar an ihrem Hochzeitstag in Brighton Beach zeigt. Doch dies sind die Ausnahmen in einem ansonsten reichlich beliebigem Episodenfilm, der auch noch versucht, die Episoden zu einem einheitlichen Vignettenfilm a la Robert Altman zu verbinden. Oft sieht man Figuren aus späteren Episoden schon kurz auftauchen, wird ein Film erst viel später beendet, zerfließen die Übergänge zwischen den Filmen. Dass dazwischen auch noch beliebige Postkartenbilder der touristischen Wahrzeichen New Yorks geschnitten werden, überrascht dann auch nicht mehr. Was in „Paris, je t’aime“ über weite Strecken funktionierte: Außenstehende einen Blick auf eine berühmte Metropole werfen zu lassen, geht hier schief. Das macht nicht wirklich Hoffnung für die schon geplanten Folgefilme, die sich mit Shanghai und Rio de Janeiro beschäftigen werden und, davon darf man wohl ausgehen, bald auch mit Berlin.

Michael Meyns

Elf Regisseure haben sich hier zusammengetan, und jeder von ihnen hat eine kurze Geschichte inszeniert. Diese spielen im rastlosen, von unzähligen Momenten, Begegnungen und Geschehnissen charakterisierten New York und sind Spotlights auf das Leben dort.

Sie handeln beispielsweise von der seltsamen Begegnung zwischen einer jüdischen Braut und einem indischen Diamantenhändler; von einem Komponisten, dem der literarische Stoff, zu dem er die Musik erfinden muss, auf verblüffende Weise nahe gebracht wird; vom Abschluss“ball“ einer Rollstuhlfahrerin, die in Wirklichkeit keine ist; von einem vermeintlichen One-Night-Stand, dessen Beteiligte plötzlich viel mehr füreinander empfinden, als das Bedürfnis nach Sex; von einer früheren Opernsängerin, die visionäre Personen- und Zeiterscheinungen hat; von einem Schriftsteller, dessen brillante verbale Überredungs- und Verführungskünste seine neue Bekanntschaft kalt lassen; von einem alten Paar, das bei aller banalen und nörglerischen Alltagsroutine die Liebe nicht vergessen hat; und von anderem mehr.

Es sind individuelle Kurzfilme, doch sie sind durch ein paar Querverweise und einige durchgehende Rollen dramaturgisch locker miteinander verbunden, so dass letzten Endes die Wirkung eines langen Spielfilms entsteht.

Die Qualität der Storys ist unterschiedlich, aber die Originalität einiger unter ihnen ist unabweisbar, zum Beispiel die Geschichte vom Komponisten, jene von der Rollstuhlfahrerin, jene vom Schriftsteller oder jene vom alten Liebespaar.

Man folgt den Episoden mit Interesse, und man wird relativ gut unterhalten. Es geht zu wie in „Paris, je t’aime“, und es werden wohl andere Städte folgen. Geplant sind Rio de Janeiro, Shanghai, Bombay und Jerusalem.

Technisch ist an „New York – I Love You“ nichts auszusetzen. Die Regisseure hatten zwei entscheidende Vorgaben: Jede Geschichte musste mit einem New Yorker Stadtteil verknüpft sein, und im Mittelpunkt jeder Handlung musste eine Liebesgeschichte stehen.

Für das Niveau des Films sprechen auch die Namen der Schauspieler. Sieht man diese Namen, weiß man, dass nichts schief gehen konnte: James Caan, Orlando Bloom, Julie Christie, Andy Garcia, John Hurt, Ethan Hawke, Natalie Portman, Robin Wright Penn, Eli Wallach. Und das sind noch längst nicht alle.

Thomas Engel