Nope

Nach den Filmen „Get Out“ und „Wir“ war Jordan Peele so etwas wie die neue große Hoffnung nicht nur des Genre-Kinos, sondern auch darüber hinaus, zumal er marginalisierte Figuren in den Fokus rückte. Mit seinem Sci-Fi-Film „Nope“ geht er nun aber den Weg eines anderen talentierten Filmemachers, der nach seinem ersten großen Hit versuchte, die Leute davon zu überzeugen, dass noch mehr in ihm steckt: M. Night Shyamalan. „Nope“ ist ein Message-Movie, verkleidet als SF-Film, mit inhaltlichen Anleihen bei „Der weiße Hai“, aber holprig und mäandernd erzählt.

Webseite: https://www.upig.de/micro/nope

USA 2022
Regie: Jordan Peele
Buch: Jordan Peele
Darsteller: Daniel Kaaluya, Keke Palmer, Steven Yeun, Michael Wincott

Länge: 130 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 11. August 2022

 

Über den Film

Originaltitel

Nope

Deutscher Titel

Nope

Produktionsland

USA

Filmdauer

min

Produktionsjahr

2022

Produzent

Peele. Jordan, Cooper, Ian

Regisseur

Peele, Jordan

Verleih

Starttermin

10.08.2022

 

FILMKRITIK:


Em (Keke Palmer) und Otis (Daniel Kaaluya) trainieren Pferde für Hollywood-Produktionen, werden aber immer seltener benötigt, da CGI alles übernimmt. Auf der abgelegenen Farm ist Otis gezwungen, Pferde zu verkaufen – und einige verschwinden. Denn wie sich herausstellt, ist etwas in den Lüften, das nicht mit rechten Dingen zugeht. Etwas, das sich in einer Wolke verbirgt, die niemals die Form oder Position ändert. Ein Besucher von einer anderen Welt, der Jagd auf alles macht, was sich bewegt, aber nur dann zuschlägt, wenn das Opfer es auch direkt ansieht. Otis und Em rekrutieren die Hilfe eines Technik-Nerds und eines abgehalfterten Filmemachers, um das Ding zu dokumentieren – so könnte man ja reich werden.

Der Titel ist im Grunde Programm. So wie Otis auf alles Erdenkliche immer mit „Nope“ antwortet, könnte man das auch bei diesem Film machen. Nope, das war nichts. Jordan Peele war diesmal offenkundig völlig ungebremst. Oder anders gesagt: Er hat vermutlich den Punkt erreicht, an dem er keine Meinungen mehr zu seiner Geschichte und seinem Drehbuch einholt und einfach macht, wie es ihm gefällt. Universal stellte ihm ja auch 60 Millionen Dollar zu Verfügung.

Aber das Ergebnis ist ernüchternd. Die Botschaften sind holzhammerartig vorgetragen: In Hollywood werden marginalisierte Gruppen noch mehr marginalisiert und wegrationalisiert (was gerade in der heutigen Zeit nicht mehr stimmt), alle Kinderdarsteller haben schwere Traumata von ihrer Arbeit davongetragen, und die berichtenden Medien sind nur noch auf der Suche nach dem nächsten Skandal. Die Chiffren dafür sind das Ersetzen der Pferde durch CGI, das Affen-Trauma von Steven Yeuns Figur, und der TMZ-Reporter, der natürlich einen vollverspiegelten Helm trägt.

„Nope“ mäandert immens. Die ersten 40 Minuten sind praktisch völlig bedeutungslos. Sie sind für den weiteren Verlauf der Geschichte belanglos. Danach beginnt der SF-Aspekt wirklich zu greifen, aber Peele bleibt darin schwammig, wie dieses Ding aus den Wolken agiert, und er lässt seine Figuren wieder und wieder unlogisch handeln, weil sich sonst seine Geschichte nicht vorantreiben ließe. Dazu kommen Szenen, die für sich durchaus Potenzial haben, im Film aber gänzlich deplatziert sind. Der Rückblick auf Yeuns Kindheit als Schauspieler und der Affe, der ausflippte und Teil der Besetzung tötete, ist für sich gesehen durchaus effektiv und gruselig, hat nur leider keinerlei Bezug zur Geschichte und ist auch für die Charakterisierung der Nebenfigur, die Yeun spielt, völlig irrelevant.

Das ist das Wort, das diesen Film auch am besten beschreibt: irrelevant. Der Film ist behauptet wichtig, weil er Botschaften transportieren will, das aber so wenig behände, dass es schon peinlich ist. Einziger Pluspunkt sind der starke Score von Michael Abels und ein paar wundervolle Bilder, die Jordan Peele zusammen mit seinem Kameramann Hoyte van Hoytema heraufbeschwören kann. Für abendfüllende Unterhaltung reicht das aber nicht.

 

Peter Osteried

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