Notre Dame – Die Liebe ist eine Baustelle

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Fluffig leichter Wohlfühlfilm mit Pep und Tempo: Die Story um die quirlige Pariser Architektin Maud ist so witzig wie charmant – mit ein paar hübsch abstrusen Einsprengseln in bester französischer Komödientradition. Mauds kompliziertes Liebesleben und ein unerwarteter Großauftrag machen das Chaos perfekt. Und für ein bisschen Romantik ist auch noch Zeit …

Website: https://notredame.wfilm.de/

Frankreich, Belgien 2019
Regie: Valérie Donzelli
Drehbuch: Valérie Donzelli, Benjamin Charbit
Darsteller: Valérie Donzelli, Pierre Deladonchamps, Thomas Scimeca, Bouli Lanners, Virginie Ledoyen, Isabelle Candelier, Philippe Katerine
89 Minuten
Verleih: W-film
Kinostart: 9.12.2021

FILMKRITIK:

Wie Maud ihr Leben managt, ist einfach bewundernswert, denn die Grundvoraussetzungen sind alles andere als ideal. Dazu gehören zwei Kinder, ein schluffiger Ex-Mann, mit dem sie ab und an mal heimlich schläft, und ein selbstherrlicher Chef, der sie nur allzu gern piesackt. Das klingt nicht nur ziemlich stressig, das ist es auch. Zusätzlich entdeckt Maud, dass sie schwanger ist, und ohne es zu wollen, hat sie unerwartet einen Großauftrag an Land gezogen: Sie soll den Vorplatz von Notre Dame neu gestalten, inklusive Metro-Eingang und Springbrunnen. Die Bekanntschaft mit einem Journalisten stürzt sie zusätzlich ins Chaos. Doch Maud lässt sich so leicht nicht unterkriegen, nicht einmal, als sie in den Fokus der Boulevardpresse gerät und plötzlich ihr gesamtes Projekt auf dem Spiel steht.

Mit überbordendem Ideenreichtum und Sinn für Humor bringt Valérie Donzelli, die mit „Das Leben gehört uns“ (2011) ihr Kinodebüt in Deutschland feierte, mit ihrem im wahrsten Sinne des Wortes zauberhaften Film gute Laune und Leichtigkeit ins Kino. Diesmal sind die autobiographischen Anteile vermutlich gering, die Story hat eher einen märchenhaften Touch. Dafür kann Valérie Donzelli ihrer Fantasie freien Lauf lassen und mal so richtig loslegen. Sie ist ein Multitalent, spielt die Hauptrolle, schreibt und inszeniert ihre Filme selbst. Als Maud ist sie eine vielbeschäftigte Frau, die sich zwischen ihren jeweiligen Baustellen zu verheddern droht und trotzdem irgendwie die Ruhe und den Optimismus bewahrt. Valérie Donzelli spielt Maud mit bezauberndem und dennoch handfestem Charme: kein Püppchen, sondern eine pfiffige Heldin, die sich gegen alle Widrigkeiten behauptet und in der Lage ist, in Blitzesschnelle Entscheidungen zu treffen, die … sagen wir mal: nicht immer optimal sind.

Valérie Donzelli gelingt es bei allem Übermut, die Balance zu halten zwischen Realität und Fantasie, zwischen Albernheit und Ernsthaftigkeit, wobei der Schwerpunkt auf leichter Unterhaltung liegt. Ihr Film handelt vor allem davon, wie generell sinnlos und unmöglich eine Lebensplanung ist; stattdessen regiert die Überraschung, und das Chaos wird zur Normalität. Wenn ihr Entwurf für einen Spielplatz auf geheimnisvolle Weise mitten in der Nacht ein sinistres Eigenleben entwickelt, um schließlich inmitten aller anderen Entwürfe für einen Architektenwettbewerb sanft auf einem Tisch im Pariser Rathaus zu landen, dann ist das erst der Einstieg in eine ebenso absurde wie komische Großstadtgeschichte. Immer wieder gibt es solche märchenhaften Szenen und Gags, die nicht nur überraschend wirken, sondern auch hin und wieder sehr verspielt, aber nie langweilig. Gelegentlich werden Erinnerungen wach – beispielsweise an eine gewisse Amélie oder an Monsieur Hulot. Musicalszenen wechseln sich ab mit anspruchsvollster Hochkomik, eine Love Story gehört ebenfalls dazu.

Das alles wird aufs Liebenswerteste serviert. Valérie Donzellis Humor ist dabei keinesfalls von der süßlichen und romantisierenden Sorte – im Gegenteil: Er hat sogar Biss und Stil, was sich in schnittigen Dialogen und abstrusen Situationen ebenso zeigt wie im visuellen Charme der Geschichte. Zahlreiche Seitenhiebe auf die Medienlandschaft und auf das Pariser Leben bringen etwas Tiefgang ins Spiel und machen den Film zu einer schwungvollen Großstadtfrauenliebesgeschichte.

Gaby Sikorski