Nur ein Tag

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Nach Theaterstück, Hörspiel und Buch hat Martin Latscheit seine Fabel „Nur ein Tag“ nun auch als Kinofilm adaptiert. In malerischer Natur geht es dabei um große, schwere Fragen: Was macht ein Leben aus, was ist wirklich wichtig, warum ist der Tod essentieller Teil des Lebens?

Webseite: www.wfilm.de

Deutschland 2016
Regie: Martin Baltscheit
Buch: Martin Baltscheit, nach seinem gleichnamigen Buch
Darsteller: Lars Rudolph, Aljoscha Stedelmann, Karoline Schuch, Anke Engelke
Länge: 76 Minuten
Verleih: w-film
Kinostart: 29. Juni 2017

FILMKRITIK:

Am Steg eines Sees haben es sich der Fuchs (Lars Rudolph) und das Wildschwein (Aljoscha Stedelmann) gemütlich gemacht, das Frühstück ist fertig, es verspricht, ein schöner Tag zu werden. Da beobachten die Freunde, wie am anderen Ufer eine Eintagsfliege (Karoline Schuch) aus dem Wasser steigt. Nett sieht sie aus, doch Kontakt will man lieber meiden, denn wenn man sich anfreundet hieße das ja, dass man sich am Ende des Tages schon für immer verabschieden müsste.
 
Doch dann begegnet man sich dennoch und in seiner Aufregung behauptet das Wildschwein, der Fuchs hätte nur noch einen Tag zu leben. Furchtbar traurig findet die Eintagsfliege - die sich für eine Maifliege hält - diese Nachricht und beschließt, diesen letzten Tag im Leben des Fuchses zu einem ganz besonderen zu machen. Ein ganzes Leben in einem Tag soll der Fuchs erleben, was hier bedeutet: Schule, Familie, Freundschaft.
 
In unterschiedlichen Medien hat Martin Baltscheit seine Fabel nun schon adaptiert, von der Theaterbühne, über ein Hörspiel bis zur Buchversion, nun also ein Kinofilm, in dem Schauspieler in die Rollen der Tiere schlüpfen. Doch nicht etwa in Tierkostümen, sondern in mehr oder weniger normaler Kleidung. Nur etwas bunter, exaltierter wirken die Kostüme, in denen das Darstellertrio auftritt, auch Mimik und Gestik sind betont manieriert, was zumindest im Fall von Lars Rudolph allerdings ja ohnehin Dauerzustand ist.
 
Ist man mit Martin Baltscheits Ansatz nicht vertraut, braucht es eine ganze Weile bis klar wird, dass die drei menschlichen Schauspieler Tiere darstellen sollen, die allerdings - wie sich das für Fabeln gehört - wiederum menschliches Verhalten spiegeln. Um nicht weniger als die großen Fragen der Menschheit geht es hier, um das, was das Leben lebenswert macht, aber auch die Frage, warum zum Leben unweigerlich der Tod gehört. Schwere Kost ist das, gerade für einen Film, der sich zumindest in erheblichen Teilen an Kinder richtet. Ob diese mit der oft subtilen Sprache, dem sehr speziellen Humor dieses Films etwas anfangen können ist die Frage.
 
Ein wenig sitzt „Nur ein Tag“ zwischen den Stühlen: Einerseits wirkt das Schauspiel der Darsteller, vor allem aber die Metaphorik der Erzählung allzu erwachsen, um gerade von jüngeren Kindern verstanden zu werden, andererseits wirkt der Film mit seinen reduzierten, auf Wald und Wiesen reduzierten Sets, dem oft klamaukigen Spiel und einer am Ende doch eher schlichten Moral für Erwachsene etwas zu infantil. Auch das Baltscheit keinerlei Erfahrungen als Filmregisseur hat macht sich unvorteilhaft bemerkbar: In frontalen Einstellungen filmt er das Geschehen ab, fast so, als würde man sich auf der Theaterbühne befinden. Augenmerk auf filmische Mittel wird kaum gelegt, so dass „Nur ein Tag“ am Ende ausschließlich von seiner Geschichte lebt, die zwar ein kleines Büchlein füllen mag, für einen abendfüllenden Film doch etwas dünn wirkt.
 
Michael Meyns