Nur noch ein einziges Mal

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Die Bestseller-Verfilmung erlaubt sich Veränderungen zum Roman, die nicht immer sinnig sind. Das erzürnte in den USA die Fans, wer den Film für sich stehend sieht, wird sich daran nicht stören, allzu gut unterhalten aber wohl auch nicht. Zumindest, wenn Mann – und das darf hier ruhig groß und mit zwei N geschrieben werden – nicht Teil der Zielgruppe ist. Es geht um eine Frau, die in einer Beziehung geschlagen wird und sich fragt, ob sie die Fehler ihrer Mutter wiederholt.

Website: https://www.sonypictures.de/filme/nur-noch-ein-einziges-mal-it-ends-us

It Ends With Us
USA 2024
Regie: Justin Baldoni
Buch: Christy Hall
Darsteller: Blake Lively, Justin Baldoni, Jenny Slate
Länge: 130 Minuten
Verleih: Sony Pictures
Kinostart: 15. August 2024

FILMKRITIK:

Lily hat sich ihren Traum von einem eigenen Blumenladen erfüllt. Zudem hat sie mit Ryle auch noch einen netten Mann kennengelernt, der sich sonst vor jeder Beziehung gescheut hat, sie aber liebt. Es könnte nicht besser sein, sollte man meinen. Aber Glück wird gerne auch mal getrübt, und hier findet das statt, als Ryle seine Frau schlägt. Ob versehentlich oder mit Absicht, ist anfangs unklar, am Ende stellt es sich dann anders dar. Einer der vielen Versuche, das Publikum zu manipulieren, indem Informationen nicht nur vorenthalten, sondern verändert dargeboten werden. Lily ist sich nicht sicher, wie sie ihre Situation bewerten soll, denn sie kennt Gewalt von zuhause, da ihr Vater immer ihre Mutter geschlagen hat. Die Situation wird dann zusehends schwieriger, als sie in einem Restaurant auf ihre Jugendliebe trifft.

Im Grunde ist „Nur noch ein einziges Mal“ das große Kino-Äquivalent eines Fernsehfilms der Woche. Kitschig, schmalzig, gnadenlos auf Emotion gebügelt, aber darin nie wahrhaftig. Alles wirkt aufgesetzt. Konstruiert. Die Geschichte hat keinen natürlichen Flow. Schlimmer noch: Die Figuren agieren uncharakteristisch. Über zwei Drittel hinweg wird eine Figur aufgebaut, nur um dann einen gänzlich gegensätzlichen Weg mit ihr einzuschlagen. Das soll wohl überraschend oder kühn sein, wirkt jedoch irritierend, da die Authentizität damit flöten geht.

Grundsätzlich erzählt der Film die Geschichte des Romans, es sind aber gerade die kleinen Änderungen, die das ohnehin wacklige Story-Gerüst erschüttern, gerade auch am Ende, als die Ereignisse sich überschlagen und immer wieder kleine Zeitsprünge stattfinden. Das wirkt geradezu so, als ob man mit Gewalt versucht hätte, den Film auf einer vertretbaren Lauflänge zu halten. Das will etwas heißen, denn 130 Minuten sind für einen Film wie diesen schon enorm.

Merkwürdig ist übrigens auch der deutsche Titel, der im Kontext der Geschichte gar keinen Sinn ergibt, während die Dialogzeile „It Ends With Us“ am Ende ein Schlüsselmoment wird.

Die Schauspieler sind durch die Bank bemüht, durchaus auch gut, aber das Material, mit dem sie arbeiten können, ist limitiert. Justin Baldoni hat dabei nicht nur Regie geführt, sondern auch Ryle gespielt. Die Doppelbelastung war vielleicht zu viel. Der Film hat seine Momente, vor allem der Anfang, als Lily und Ryle sich kennen lernen, ist zudem wirklich witzig – einerseits durch die Situation, andererseits durch die Dialoge –, aber die Klasse dieser ersten Minuten kann der Film nicht über die volle Distanz aufbringen. Letzten Endes ein Film, bei dem sich die Geister wohl vor allem dahingehend scheiden, welchem Geschlecht man als Zuschauer angehört.

Peter Osteried