Ein Jahrzehnt der Versprechen waren die 50er Jahre in den USA, alles schien möglich, der amerikanische Traum strahlte hell – zumindest, wenn man nicht von der Norm abwich und den konservativen Vorstellungen der Zeit entsprach. In der Romanverfilmung „On Swift Horses“ erzählt Daniel Minahan, wie es sich auf der anderen Seite anfühlte, oft etwas zu literarisch, aber dank seiner Hauptdarsteller mit viel Emotion und Pathos.
Über den Film
Originaltitel
On Swift Horses
Deutscher Titel
On Swift Horses
Produktionsland
USA
Filmdauer
117 min
Produktionsjahr
2024
Regisseur
Minahan, Daniel
Verleih
Leonine Distribution GmbH
Starttermin
29.05.2025
Anfang der 50er Jahre, Kansas, dort wo die USA besonders traditionell und konservativ sind. In einem einsamen Farmhaus, das ihrer jüngst verstorbenen Mutter gehörte lebt Muriel (Daisy Edgar-Jones). Ihr Freund, der Soldat Lee (Will Poulter) will sie endlich heiraten, doch Muriel sträubt sich, scheint von Lees Träumen von Ehe, Kindern, einem Haus, nicht allzu viel zu halten.
Kurz vor Weihnachten taucht Julius (Jacob Elordi) auf, Lees jüngerer Bruder, der seine Zeit in der Armee schon hinter sich hat. Nun scheint es, als könnten die Brüder ihren langgehegten Traum verwirklichen, doch ähnlich wie Muriel, scheint auch Julius mehr im Sinn zu haben, als den klassischen amerikanischen Traum zu leben. Neben vielem anderen ist Julius unzuverlässig, ist ein Spieler, der lieber ein Wagnis eingeht, als auf die sichere Sache zu setzen.
Ein Jahr später leben Lee und Muriel in Kalifornien, haben den Weg nach Westen gewagt, den vor ihnen Millionen andere Amerikaner gegangen sind, arbeiten in einer Fabrik bzw. einem Diner, zahlen bald die erste Rate für ein Haus in einer Neubausiedlung, scheinen unwiderruflich den Weg in ein sicheres, konventionelles Leben einzuschlagen.
Doch dann lernt Muriel ihre Nachbarin Sandra (Sasha Calle) kennen und beginnt zu ihrer eigenen Überraschung eine Affäre mit der Latina. Und auch Julius lernt in der Spielerstadt Las Vegas einen Menschen mit Migrationshintergrund kennen: Henry (Diego Calva) ist sein Kollege in einem Kasino, wo die beiden Spieler andere Spieler beim Betrügen erwischen sollen, sich aber zunehmend selbst verlieren.
In leuchtenden, satten Farben zeigt der in den letzten Jahren vor allem für zahlreiche TV-Serien bekannte Daniel Minahan die Welt der 50er Jahre, wie man sie aus zahllosen Filmen, Serien und Werbespots kennt. Protzige Autos, lässige Kleidung, vor allem aber eine Riege attraktiver Darsteller lassen „On Swift Horses“ zu einem ästhetischen Vergnügen werden, auch wenn der Plot oft ächzt und knarzt.
Man merkt die literarische Vorlage, die nur mühsam zu einem zwei Stunden Film komprimiert wurde, die auf dem Papier funktionierenden Dopplungen und Parallelen der Figuren, die auf der Leinwand oft schematisch wirken. Zwei Seiten einer Medaille scheinen Julius und Muriel zu sein, zwischen denen anfangs, bei ihrer einzigen Begegnung, eine enorme erotische Spannung herrscht, die sich jedoch zunehmend als erzählerische Finte erweist.
Der Hang zum Verbotenen verbindet beide Figuren, die vor allem über Briefe kommunizieren, gelegentlich auch ein Telefonat. Getrennt und doch gemeinsam bewegen sie sich durch die 50er Jahre, suchen nach einem Weg, in einer konformistischen, konservativen Gesellschaft ihren eigenen Träumen zu folgen. Einen anderen Blick auf die Nachkriegszeit wirft Daniel Minahan mit „On Swift Horses“, der nicht nur durch sein Setting im amerikanischen Westen oft wie ein Anti-Western wirkt. Erst recht, wenn Julius am Ende seine Vergangenheit hinter sich lässt und tatsächlich auf einem Pferd zu der Person reitet, die er liebt.
Michael Meyns