Orphea in Love

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Nur selten hat man gerade auch bei hiesigen Produktionen das Gefühl, dass wahre Magie auf die Leinwand gebracht wird. Axel Ranisch ist das aber mit seinem wundervollen „Orphea in Love“ gelungen, der eine freie und sehr moderne Adaption der Orpheus-Geschichte ist und von einer jungen Frau erzählt, der sich eine Chance offenbart, ihren tristen Alltag hinter sich zu lassen. Wenn der Film in die Traumwelt dieser Frau vordringt und alles um sie herum in Gesang und Tanz ausbricht, dann ist das von einer Leichtigkeit und Poesie, die an einen Film wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ erinnert.

Webseite: https://www.missingfilms.de/index.php/23-uncategorised/368-orphea-in-love

Orphea in Love
Deutschland 2022
Regie: Axel Ranisch
Buch: Axel Ranisch
Darsteller: Mirjam Mesak, Guido Badalamenti, Christina Große, Ursina Lardi

Länge: 105 Minuten
Verleih: Missingfilms
Kinostart: 1. Juni 2023

FILMKRITIK:

Nele arbeitet in einem Call-Center, aber auch als Garderobiere an der Staatsoper – ihr Alltag ist trist. Darum flüchtet sich die junge Frau immer wieder in die Welt der Oper und der Musik. Wenn ihr alles zu viel wird, ist es so, als würde die Welt um sie herum selbst zur Oper werden. Dabei lernt sie den Streetdancer Kolya kennen, in dem sie einen Seelenverwandten trifft. Allerdings wird auch der Talentmanager Höllbach auf sie aufmerksam, nachdem seiner Frau Adela auf der Bühne die Stimme versagte. Könnte er Neles große Chance sein?

„Orphea in Love“ wurde zusammen mit der Bayerischen Staatsoper produziert. So ungewöhnlich das anmuten mag, so sinnig ist es, wenn man schon in den ersten Minuten in die Geschichte hineingezogen wird. Axel Ranisch kontrastiert den seelenverschlingenden Job im Call-Center mit einer erhebenden Inszenierung einer Opern-Einlage. Das Ergebnis ist einfach umwerfend und zieht sofort in den Bann. Man will, nein, man muss einfach wissen, wie die Geschichte von Nele weitergeht. Gespielt wird sie von Mirjam Mesak, die nicht nur schauspielerisch überzeugt, sondern auch mit einer enorm starken Stimme gesegnet ist.

Immer wieder gibt es Musik-Einlagen – und das längst nicht nur aus der Oper. „Es muss ja nicht immer Puccini sein“, sagt der Talentmanager. Die Kombination aus Narrativen und musikalischer Einladung ist immer wieder einschmeichelnd. Der Film funktioniert auch als Musical, gestaltet dieses aber mit einer Musik, die man dort nicht verorten würde.

Oft heißt es, das Theater und die Oper hätten das junge Publikum bereits verloren. Junge Menschen gehen nicht mehr in die Oper, aber sie gehen ins Kino. Ein Film wie „Orphea in Love“ kann dabei helfen, eine andere Kunstform nahezubringen.

Eine, bei der die Berührungsschwelle hoch ist, die aber über all die Zeiten nichts von ihrer Strahlkraft verloren hat. Genau das gilt auch für den Film, der seine Geschichte einfühlsam, mitreißend, bunt und schrill erzählt. Er ist im besten Sinne eine moderne Oper, die in ausdrucksstarken Bildern und mit enorm dynamischen Sequenzen ihr Publikum begeistert.

 

Peter Osteried