Ostwind – Der große Orkan

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Eigentlich sollte der fünfte und letzte Film der Pferde-Reihe - "das große Finale" - noch vor dem gleichnamigen Roman in die Kinos kommen, die Corona-Krise hat dem jedoch einen Strich in die Rechnung gemacht. Nun konnten Fans doch zuerst lesen, wie es mit ihren Lieblingen weiterging. In „Ostwind – Der große Orkan“ ist Mika erneut eher eine Hauptfigur, während die kleine Ari auf Ostwind aufpassen soll, aber in ihrer Hilfsbereitschaft einen großen Fehler macht. Nach vier Filmen sollte jeder wissen, ob er mit dieser Art Pferde-Film, die noch dazu mit einer Portion Esoterik daherkommt, etwas anfangen kann.

Website: www.constantin-film.de

Deutschland 2020
Regie: Lea Schmidbauer
Buch: Lea Schmidbauer
Darsteller: Luna Paiano, Hanna Binke, Matteo Miska, Amber Bongard, Marvin Linke, Tilo Prückner, Cornelia Froboess, Gedeon Burkhard
Länge: 95 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 17. Dezember 2020

FILMKRITIK:

Mika geht für einige Wochen nach Kanada und überlässt Ari die Aufsicht über Ostwind. Das junge, wilde Mädchen will dem auch gerecht werden, dann lernt sie Carlo kennen, der zusammen mit seinem Vater Teil einer Pferde-Akrobatik-Show ist. Ari besucht die Show und erlebt mit, wie Carlos Vater verletzt wird, weil das Vorzeige-Pferd, Orkan, nicht mehr so kann, wie die Show will. Das Pferd ist alt und dürfte nicht mehr auftreten, Carlos Boss ist aber gnadenlos. Darum kommt Ari auf die Idee, Orkan durch Ostwind doubeln zu lassen, da beide sich zum Verwechseln ähnlichsehen. Doch damit beginnen die Schwierigkeiten erst.

Den Abschluss der Reihe übertrug man ganz und gar der Verantwortung jener Frau, ohne die es sie überhaupt nicht geben würde. Lea Schmidbauer hat die zugrundeliegenden Romane geschrieben und agierte beim fünften Film als Autorin und Regisseurin in Personalunion. Inhaltlich bietet sie das, was auch bei den vorherigen Filmen zu erwarten war, inszenatorisch erscheint das Ganze weniger elegant. Man merkt vor allem den jungen Schauspielern an, dass ihnen erfahrene Führung fehlte.

Die Geschichte ist sehr einfach gehalten. Über Logiklöcher macht man sich gar nicht erst Gedanken, erst recht nicht, wenn sie dem Finale, wie es das Drehbuch nun mal haben will, in die Quere kommen könnten. Stattdessen wird versucht, das mit der üblichen Mischung aus Pferde- und Problemfilm zu übergehen. So hat man einerseits Szenen, die auf das Tierwohl abstellen, andere, die sich um die Entwicklung der kleinen Ari kümmern. Gerade die sind wohl auch das Rückgrat des Films, ist hier doch der emotionale Kern zu finden. Entsprechend steht die von Luna Paiano gespielte Ari erneut im Mittelpunkt, während Hanna Binke als Mika wie schon im Vorgänger nur noch zur Nebenfigur taugt.

Störend erscheinen nach wie vor die Szenen, die den Film mit einem Mystizismus aufladen, der überhaupt nicht passen mag. Das gab es schon bei der Reihe, hier wird es aber wieder besonders penetrant, wenn Mika eine halbe Welt entfernt ist und im Traum erkennt, dass Ostwind Hilfe benötigt. Ohne derartigen Esoterik-Firlefanz wäre der Film deutlich besser. Es gilt aber ohnehin, was für jeden Teil dieser Reihe zu sagen war: Dies ist zielgruppenspezifische Unterhaltung, die alle anderen nicht wirklich abholt. Sicher kann man auch als Erwachsener „Ostwind – Der große Orkan“ sehen und ein paar schön inszenierte Pferde-Momente bestaunen, mehr als das ist aber nicht drin. Wie sehr das gilt, merkt man am meisten an der Szene, als Ari erstmals mit Ostwind auftritt. Das ist musikalisch mit „This is me“ aus „The Greatest Showman“ unterlegt. Dabei kommt eine Art von Gefühl auf, die der Film ansonsten nicht erschaffen kann. Aber sei’s drum: Dieser fünfte (und wohl letzte) Teil der Reihe ist ein ordentlicher Abschluss und bietet das, was Fans der Reihe erwarten.

Peter Osteried