Ouaga Saga

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Meist sind die wenigen afrikanischen Filme, die den Weg in die hiesigen Kinos finden klassische Problemfilme. Dani Kouyatés „Ouaga Saga“ ist eine Ausnahme. Mit großer Leichtigkeit zeigt er den nicht immer einfachen Alltag in Ouagadougou, Hauptstadt Burkina Fasos, den die Protagonisten aber mit Witz und viel Musik meistern. Ein hübscher, beschwingter Film, der bei aller Leichtigkeit allerdings nicht die Substanz anderer afrikanischer Filme hat.

Webseite: kairosfilm.de

Burkina Faso/Frankreich 2004
Regie: Dani Kouyaté
Buch: Michel Mifsud, Jean Berenbaum
Musik: Moktar Samba
Darsteller: Amidou Bonsa, Sebastien Belem, Jerome Kabore, Aguibou Sanou, Thomas Ouedraogo.
89 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Kairos
Kinostart: 29. Mai 2008

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Ouagadougou, pulsierende Hauptstadt des westafrikanischen Staates Burkina Faso ist Schauplatz von Dani Kouyatés Film. In einem der ärmlichen Viertel lebt eine Gruppe von jungen Leuten und hängt Träumen von einem besseren Leben nach. Einer möchte ein Kino gründen, ein anderer hält sich für den Pele Afrikas, ein Dritter möchte vom Mechaniker zum Besitzer einer Werkstatt aufsteigen. 

Was sie verbindet ist die Musik, die auch den Rhythmus des Films bestimmt. Immer wieder ertönt der Titelsong „Ouaga Saga“, meist zu dokumentarisch anmutenden Aufnahmen vom Leben auf den Straßen Ouagadougous. Dies sind die schönsten Momente des Films, bloße Beobachtungen des Trubels, der Menschen bei ihren täglichen Verrichtungen, den vielfältigen Improvisationen, mit denen aus wenig doch etwas nützliches entsteht. Das der Film in hochauflösendem Digitalfilm gedreht wurde, kommt hier besonders zur Geltung. Ohne zu einer forcierten Stilisierung des ach so bunten afrikanischen Alltags zu werden kommen die vielfältigen Farben der Kleidung zur Geltung, kontrastiert mit den schier endlosen Brauntönen der Straßen und Gebäude.

Ein Zufall, besser gesagt ein gestohlenes Motorrad, das die Jungs einer reichen Frau stehlen, bringt ihnen überraschenden Wohlstand. Schnell ist das Motorrad verkauft und das Geld geteilt, doch die pure Freude ist es nicht. Zwar sind nun die erträumten Fußballschuhe, eine schöne Gitarre in greifbarer Nähe, doch das viele Geld ruft auch Neider auf den Plan, besonders den neugierigen Nachbar, der die Jungs bei der Polizei anschwärzt. 

Doch ein Sozialdrama ist dies nicht, die Probleme lösen sich stets gefällig auf, wirkliche Bedeutung und Substanz schimmert nur selten durch die leichte Oberfläche. Dass Kouyaté bisweilen zu verunglückten Spezialeffekten greift – Geldscheine funkeln, Figuren auf Blechdosen beginnen zu sprechen und Ratschläge zu verteilen – erscheint ebenfalls als fragwürdige Entscheidung. 

So bleibt „Ouaga Saga“ ein netter Film, mit sympathischen Figuren und schöner Musik, der sich zwar bisweilen in Spielereien verliert, aber nicht zuletzt eine Hommage an das Kino und das Geschichten erzählen an sich ist. Und da ist Ouagadouga wiederum genau der richtige Schauplatz, findet dort doch alle zwei Jahre das FESPACO-Festival statt, das wichtigste Filmfestival Afrikas. Sicherlich auch wegen des Heimvorteils erhielt „Ouaga Saga“ dort im Jahre 2005 den Großen Preis der Jury und findet nun auch mit einiger Verspätung den Weg in die deutschen Kinos.

Michael Meyns