Out in the Dark

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Der Nahostkonflikt aus der Perspektive eines schwulen israelisch-palästinensichen Paares. Für seinen Debütfilm „Out in the Dark“ hat sich Michael Mayer viel vorgenommen – und das erfolgreich. Starke Darsteller, viel Gespür für die tief sitzenden Vorurteile der Region und eine zunehmend melodramatische Geschichte formen ein packendes Drama in dem das Persönliche höchst politisch ist.

Webseite: www.pro-fun.de

Israel 2012
Regie: Michael Mayer
Buch: Yael Shafrir, Michael Mayer
Darsteller: Nicholas Jacob, Michael Aloni, Jamil Khoury, Loai Nofi, Alon Pdut, Maysa Daw, Shimon Minram
Länge: 94 Minuten
Verleih: pro-fun Media
Kinostart: 9. Mai 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Im Schutz der Dunkelheit schleicht sich der Palästinenser Nimir (Nicholas Jacob) über die Grenze zwischen Israel und Palästina. In Tel Aviv besucht er seinen Freund Mustafa (Loai Nofi), der in der kosmopolitischen Hafenstadt selbst als Palästinenser die Freiheit gefunden hat, die er in seiner arabischen Heimat nicht hat: Denn Mustafa ist schwul und wird zu Hause als Schande für seine Familie betrachtet. Auch Nimir muss seine sexuelle Orientierung vor seiner Familie geheim halten, besonders vor seinem älteren Bruder Nabil (Jamil Khoury), der zur gewaltbereiten Fraktion der Palästinenser zählt. Nimir dagegen interessiert sich wenig für Politik. Er will sein Psychologie-Studium beenden und nimmt dafür auch gern die Möglichkeit an, regelmäßig – und diesmal legal – nach Tel Aviv zu fahren.

Nicht zuletzt um Roy (Michael Aloni) zu besuchen, einen israelischen Anwalt, mit dem Nimir eine stürmische Beziehung begonnen hat. Ebenso wie Nimir interessiert sich auch Roy nicht für Politik oder die Herkunft seines Freundes: „Ein Schwanz ist ein Schwanz“, heißt es an einer Stelle so profan wie zutreffend. Doch nicht alle sehen das so: Erst muss Mustafa die homophobe Gewalt der Palästinenser erleben, dann versucht der israelische Geheimdienst Nimir zu erpressen: So lange er sich weigert, Informationen über die Aktivitäten seines Bruders zu liefern, so lange darf er nicht mehr nach Israel einreisen. Und als wäre das plötzlich gefährdete Studium nicht Drama genug, erfährt seine Familie auch noch von seiner Vorliebe für Männer.

In manchen Momenten befürchtet man, dass sich Michael Meyer mit seinem Debütfilm etwas zu viel vorgenommen hat: Wenn nahezu jeder Aspekt des komplizierten israelisch-palästinensischen Verhältnisses anhand von vier, fünf Figuren thematisiert werden soll, sind diese Figuren notgedrungen mit Attributen überladen. Da reicht es dann nicht, dass Nimirs Bruder homophob ist, er muss auch noch radikal und gewaltbereit sein. Auf der anderen Seite ist Roy nicht einfach nur ein schwuler Israeli, sondern auch noch Anwalt, der zudem einige halbseidene Klienten hat, die im richtigen Moment der Geschichte nützlich sind. Doch trotz solcher und anderer etwas überdeterminierter Figuren ist „Out in the Drak“ ein bemerkenswert reifes Debüt.

Wie Mayer die zunehmende Ausweglosigkeit der Situation schildert und dabei nicht einer Seite mehr oder weniger Schuld anlastet, macht seinen Film zu einer fesselnden, tragischen Liebesgeschichte. Denn trotz allen Unwägbarkeiten der Bürokratie, unverständlicher Vorschriften und Vorurteilen vielfältiger Natur, steht nicht die Politik oder die Gesellschaft im Mittelpunkt, sondern die Liebe. Und gerade weil Mayer keine dezidiert politische Position bezieht und auch keine leichte Lösung des seit Jahrzehnten schwelenden Nahost-Konflikts suggeriert, ist sein Film umso berührender.

Michael Meyns