Philomena

Zum Vergrößern klicken

Der britische Premium-Regisseur Stephen Frears widmet sich einmal mehr der wahren Geschichte einer außergewöhnlichen Frau. Diesmal geht es nicht um "Die Queen“, sondern um eine Heldin aus einfachen Verhältnissen. Vor 50 Jahren wurde Philomena Lee ungewollt schwanger. Im Kloster soll sie mit harter Arbeit für die Sünde büßen, derweil ihr Sohn zur Adoption freigegeben wird. Ein halbes Jahrhundert später begibt sich die Mutter mit Hilfe eines hartnäckigen Journalisten auf die Suche nach dem verlorenen Kind. Eine Reise voll befreiender und leidvoller Entdeckungen. Zugleich ein gnadenloser Blick auf das Sündenregister der katholischen Kirche. Eine famose Tragikomödie, die souverän die Balance zwischen befreiendem Witz und bewegendem Drama hält. Und in der die wunderbaren Judi Dench zu oscarreifer Höchstform aufläuft.

Webseite: www.universumfilm.de

GB 2013
Regie: Stephen Frears
Darsteller: Judi Dench, Steve Coogan, Ruth McCane, Sophie Kennedy
Filmlänge: 98 Minuten
Verleih: Square One / Universum
Kinostart: 27. Februar 2014

PRESSESTIMMEN:

"'Philomena', nach einer wahren Geschichte, erzählt berührend und humorvoll von Verlust und Vergebung, mit einer großartigen Judi Dench."
Brigitte

"...bringt noch den hartherzigsten Zuschauer zum Mitlachen und Mitheulen."
KulturSPIEGEL

"Die besondere Klasse von "Philomena" liegt darin, dass die Filmemacher sich nicht einfach auf die unglaubliche Wahrheit verlassen haben. Der größte Teil ihrer Arbeit bestand darin, auch noch die bestmögliche Form dafür zu finden."
Süddeutsche Zeitung

"Der neue Film von Stephen Frears basiert auf der wahren Geschichte der Philomena Lee und behandelt ein wichtiges und schockierendes Thema mit spielerischer und zuweilen hinreißend witziger Leichtigkeit. Unzählige junge Frauen wurden in Irland hinter Klostermauern versteckt, um die Schande der „ungewollten“ Kinder zu verbergen. Dass die Mütter ihre Kinder für immer und ohne jede Chance auf ein Wiedersehen verloren, ist eine der tragischen Wahrheiten des Films. Doch dank der starken Figuren und der kongenialen Besetzung gelingt es Frears, auch eine Geschichte über Mut, Stärke und die Möglichkeit der Vergebung zu erzählen. Steve Coogan, der den Film produzierte und das Drehbuch mitverfasste, überzeugt als lakonischer Journalist, für den zunächst nur die Story zählt, und dem nach und nach das ganze Ausmaß an Kirchenverfehlungen klar wird. Herz und Seele des Films ist Judi Dench, die Philomena mit Mutterwitz, einer überwältigenden Herzensgüte und Wärme spielt. - Prädikat: besonders wertvoll"
Filmbewertungsstelle Wiesbaden

FILMKRITIK:

Es klingt wie aus einem Kitschroman: Einer jungen Frau wird von irischen Ordensschwestern das uneheliche Kind weggenommen und für ein paar Dollar mehr zur Adoption an wohlbetuchte Amerikaner vermittelt. Ein halbes Jahrhundert lang plagt sich die fromme Frau mit Schuldvorwürfen und schlechtem Gewissen. Ein Zufall lässt sie schließlich den verschollenen Sohn finden und ein schreckliches Geheimnis lüften. Unglaublich, aber wahr: Diese Geschichte stammt aus dem echten Leben.

Alles beginnt auf einer Party. Als die Bedienung Kathleen erfährt, dass einer der Gäste ein bekannter Journalist ist, spricht sie ihn spontan an, um ihm vom dramatischen Schicksal ihrer Mutter zu erzählen. Der zynische Medienstar Martin Sixsmith (Steve Coogan) zeigt sich gelangweilt. Menschlende Geschichten, so sagt er, seien nicht seine Liga. Weil er durch einen Skandal gerade seinen Job als Berater für Tony Blair verloren hat, überlegt er es sich am nächsten Morgen jedoch anders. Ein erstes Treffen mit Kathleen und ihrer Mutter Philomena (Judi Dench) weckt sofort seine alte Reporter-Neugier. Die ältere Lady erzählt, wie sie in jungen Jahren ein uneheliches Kind zur Welt brachte, wie sie in einem irischen Kloster als Sünderin wie eine Gefangene gehalten wurde und man ihren kleinen Sohn zur Adoption freigab. All ihre späteren Nachforschungen nach dem Schicksal des Kindes verliefen erfolglos. Gemeinsam bricht das Trio zur Spurensuche nach Irland auf. Doch die Nachfolgerinnen der Nonnen zeigen sich mehr denn je verschlossen.

Sixsmith wittert seine Story. Dank alter Beziehungen erfährt er schnell, dass das Kind nach Amerika gebracht wurde. Gemeinsam mit einer zunächst zögerlichen Philomena reist er nach Washington, um mehr zu erfahren. Im Flugzeug kommt sich das ungleiche Duo überraschend näher und allmählich entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen der herzensguten Frau und dem zynischen Reporter. Bei ihrer Suche machen die beiden ebenso verblüffende wie schmerzhafte, letztlich aber befreiende Entdeckungen. Die Homosexualität des Sohnes ist dabei noch die geringste Überraschung für die Mutter. Am Ende will der geläuterte Journalist aus Rücksichtnahme auf seine Sensationsstory verzichten. Doch Philomena besteht auf einer Öffentlichmachung. Nicht zuletzt, um damit den Skandal der irischen Kirche und ihren profitablen Kinderhandel publik zu machen.
Ihre Geschichte wird die Menschen bewegen: Das von Sixsmith verfasste Buch „The Lost Child of Philomena Lee“ avancierte zum Bestseller. Die Verfilmung war bereits der ganz große Liebling beim Festival von Venedig und gilt als hochkarätiger Oscar-Favorit.

Der Grund für den Filmerfolg liegt klar in seiner Herkunft. Nur Briten beherrschen so bravourös die Kunst, aus einem derart tragischen Stoff ein solch unverkitschtes Feel-Good Movie zu zaubern, das zudem auf ganz lässige Art Gesellschaftskritik präsentiert und erstklassige Schauspielkunst bietet. Drehbuchautor und Hauptdarsteller Steve Coogan genießt in seiner Heimat als scharfzüngiger Comedy-Champion längst Kultstatus und gibt hier den zynischen „Saulus-zum-Paulus“-Reporter mit sichtlichem Vergnügen. Stephen Frears war schon immer ein Meister gekonnter Ironie und spielt dieses Talent hier so genüsslich aus wie bei „Die Queen“. Last not least natürlich Judi Dench, mit der Frears hier bereits zum vierten Mal zusammenarbeitet und die einmal mehr als bezaubernde Schauspielkönigin der Herzen überzeugt. Wie sie mit Charme, Charisma und einem federleicht wirkenden Können dieser fragilen Heldin eine Würde verleiht, sie mit Witz, Wärme und Verletzlichkeit ausstattet, ist so atemberaubend grandios wie bewegend. Mit diesem Porträt setzt die 78-Jährige Judi Dench der echten Philomena Lee ein phänomenales Denkmal – wenigstens ein kleiner Trost für dieses schicksalsschwere Leben voller Ungerechtigkeit.

Dieter Oßwald