Plötzlich Santa

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Auf ausgesprochen angenehme Weise altmodisch ist Terje Rangnes Weihnachtsmärchen „Plötzlich Santa“, das auf einem Buch von Alf Prøysen basiert. 1957 schrieb der norwegische Autor seine Geschichte, ein Märchen über einen Tischler und den Weihnachtsmann, die auch in der filmischen Umsetzung eine schöne Weihnachtsgeschichte für die ganze Familie geworden ist.

Webseite: www.capelight.de/ploetzlich-santa

OT: Snekker Andersen og Julenissen
Norwegen 2016
Regie: Terje Rangnes
Buch: John Kare Raake, nach dem Buch von Alf Prøysen
Darsteller: Trond Espen Seim, Anders Baasmo Christiansen, Ingeborg Raustøl, Thor Michael Aamodt, Ann Carnarius Elseth
Länge: 70 Minuten
Verleih: capelight Pictures
Kinostart: 17. November 2017

FILMKRITIK:

Seit er als Kind einmal reich beschenkt wurde, liebt Andersen das Weihnachtsfest. Nun ist er erwachsen und Tischler, hat selbst Familie, Frau und drei kleine Kinder, für die er Jahr für Jahr den Weihnachtsmann gibt. Während der jüngste noch wirklich an den Weihnachtsmann glaubt, sind die beiden älteren davon überzeugt, dass hinter dem bärtigen Mann im roten Mantel, der ihnen Jahr für Jahr ihre Geschenke unter den Weihnachtsbaum legt, ihr Vater steckt, zumal der zufälligerweise immer dann nicht im Haus ist, wenn der Weihnachtsmann kommt.

Doch von der zunehmenden Skepsis der Kinder will sich Andersen nicht aufhalten lassen und plant auch dieses Jahr wieder seinen großen Auftritt als Weihnachtsmann. Sehr zum Leidwesen seiner Frau, der er hoch und heilig versprechen muss, diesmal nicht durch den Schornstein zu kommen. Doch in der Weihnachtsnacht kommt alles ganz anderes: Mit seinem Schlitten baut Andersen einen Unfall und trifft – nachdem er aufgewacht ist – plötzlich: Den Weihnachtsmann. Der ist gerade auf dem Weg Geschenke zu verteilen, während seine Frau und die drei Kinder zu Hause sind und einen eigenen Traum haben: Einmal einen echten Tischler kennenzulernen.

Nicht zum ersten Mal besinnt sich das norwegische Kino mit „Plötzlich Santa“ auf alte Zeiten: Schon die „Louis & Luca“ Filme, deren zweiter Teil gerade im Kino lief, basierten auf Kinderbüchern aus den 50er Jahren und blieben auch in ihren modernen Verfilmungen der guten alten Zeit treu. Nicht nur was die Ausstattung der Filme angeht, sondern auch ihre  Werte und Moral.

Wie ein Diorama wirkt dann auch die Welt von „Plötzlich Santa“, in malerischen Schneelandschaften liegt das Holzhaus der Familie Andersen, der Schmuck am Weihnachtsbaum leuchtet mit den Kerzen um die Wette, die Kinder sind lieblich und herausgeputzt, alles atmet den Hauch von Besinnlichkeit. Und auch das Heim des Weihnachtsmanns, in das Tischler Andersen im Laufe seines Abenteuers gerät, könnte lieblicher nicht sein: Es befindet sich in einem Baum, dessen verzweigte Äste eine Art Höhle für die Frau des Weihnachtsmannes und die Kinder bilden.

Durch und durch altmodisch ist also die Welt, in der diese Geschichte spielt, dementsprechend auch die Werte, von denen hier erzählt wird, um den Glauben an den Weihnachtsmann geht es, um die Kraft von Wünschen, die Besinnlichkeit des Weihnachtsfestes. Doch Terje Rangnes erzählt dies mit einer undogmatischen Leichtigkeit, die „Plötzlich Santa“ jederzeit davor bewahrt rührselig oder gar reaktionär zu werden. Allein das der Tischler der Frau des Weihnachtsmannes als Geschenk einen großen Holzlöffel schnitzt, verrät dann doch überdeutlich aus welcher Zeit dieses Märchen stammt, doch über solch einen nicht ganz emanzipierten Moment sieht man angesichts eines sonst im positiven Sinn altmodischen Weihnachtsfilms gerne hinweg.

Michael Meyns