Power to Change – Die EnergieRebellion

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Das sich an der Art und Weise, wie wir Menschen mit der Erde umgehen, etwas ändern muss hat sich inzwischen herumgesprochen. Umweltverschmutzung, Ressourcenverschwendung oder alternative Energieversorgung werden dementsprechend immer häufiger zum Thema von Filmen, so auch in Carl-A. Fechners „Power to Change“, der viele interessante, wichtige Aspekte anschneidet, dies jedoch bedauerlicherweise in einer Form tut, die eher an einen Werbefilm erinnert als an eine Dokumentation.

Webseite: www.changefilm.de

Deutschland 2015 - Dokumentation
Regie, Buch: Carl-A. Fechner
Länge: 90 Minuten
Verleih: Change Filmverleih, Vertrieb: Kinostar
Kinostart: 17. März 2016
 

FILMKRITIK:

Kaum jemand bestreitet noch, dass der Klimawandel Realität ist, dass die kapitalistischen Wirtschaftssysteme an ihre Grenzen stoßen, dass sich etwas ändern muss. Was genau, ist allerdings weit weniger klar, zu kompliziert ist die Vernetzung der Welt, zu komplex das globale System aus Umwelt, Wirtschaft, Politik und vieler anderer Interessen, als das es einfache Antworten geben könnte. Versucht man dieses System in einem kaum 90minütigen Film zu erklären, ist die Gefahr groß, zu reduzieren, zu allzu einfachen Erklärungen zu greifen, ein Problem, vor dem auch „Power to Change“ nicht gefeit ist.
 
Dabei versucht Carl-A. Fechner, sich auf ein relativ gut abgegrenztes Thema zu konzentrieren: Die Energieversorgung. Er beginnt in Baden-Württemberg, wo ein umtriebiger Einzelgänger versucht, eine Methode zu entwickeln, aus Getreideabfällen Pellets herzustellen, die zur Energieversorgung dienen sollen. Weiter geht es in der Ukraine, wo Umweltaktivisten von der Verflechtung russischer Gasunternehmen in den seit Jahren andauernden Bürgerkrieg berichten, ferner kommen Wissenschaftler, Blogger und Forscher zu Wort, die sich auf die ein oder andere Weise mit Möglichkeiten alternativer Energien beschäftigen. All das versucht Fechner zu einem großen Ganzen zu verknüpfen, stellt bisweilen gewagte Zusammenhänge her (so könnte man fast meinen, dass der Bürgerkrieg in der Ukraine zu verhindern gewesen wäre, wenn in Deutschland mehr Menschen Solaranlagen benutzen würden und damit unabhängig von russischem Gas wären), schneidet aber auch immer wieder interessante und fraglos wichtige Aspekte an.
 
Mit dem Aufzeigen der enormen Umweltzerstörung durch Fracking oder der Förderung von Ölsand oder den Möglichkeiten alternativer Methoden der Energieversorgung durch Wind- und Solarkraft dürfte Fechner bei allen außer den größten Sturköpfen offene Türen einrennen. Was es es umso bedauerlicher macht, dass er dies in einer Manier tut, die an Werbefilme der Industrie denken lässt: Die Fülle an Material, die Vielzahl kleinteiliger Szenen führt ohnehin schon zu einer rasanten Erzählweise, die kaum Raum für Zwischentöne lässt, von kritischer Nachfrage ganz zu schweigen. Wenn da etwa eine moderne Methode der Energiespeicherung vorgestellt wird oder ein neues Mobilitätskonzept, dann läuft das bei Fechner meist so ab: Kurze, knackige Aussagen, die die Vorzüge der Idee anpreisen, dazu Schnitte auf interessierte Zuhörer, die zustimmend nicken, gern unterlegt mit prägnanten Schlagwörtern, die im Bild eingeblendet werden, um das Gesagte zu unterstreichen.
 
Von differenzierter Darstellung kann kaum die Rede sein, von „Power to Change – Die EnergieRebellion“ als Dokumentation zu sprechen fällt schwer. Fraglos verwendet auch die Gegenseite, die Industrie, die mit ihren Lobbygruppen für den Erhalt von Kohlesubventionen und anderen wenig umweltfreundlichen Methoden einen Wandel zur Nachhaltigkeit zumindest verschleppt, ähnlich unsubtile Methoden, aber heiligt der (gute) Zweck wirklich alle Mittel? Am Ende hinterlässt Carl-A. Fechner mit seinem Film „Power to Change“ zwiespältige Gefühle: Zustimmen mag man ihm in seinem Plädoyer für eine andere, eine umweltfreundlichere Energieversorgung gern, doch über seine Methoden kann man streiten.
 
Michael Meyns