Nachdem Baz Luhrman „Elvis“ einen großen Film gewidmet hat, scheint es ja nur recht und billig, dass auch seine Frau Priscilla Presley im Mittelpunkt stehen darf. „Priscilla“ basiert auf ihren 1985 erschienen Memoiren, die Sofia Coppola als Vorlage für ihren Film genutzt hat. Mit Spannung war Coppolas neuer Film erwartet worden, letztlich ist die Lebensgeschichte von Priscilla Presley dann aber doch enttäuschend. Weil der Film echtes Drama vermissen lässt.
Webseite: https://mubi.com/de/de/films/priscilla
USA 2023
Regie: Sofia Coppola
Buch: Sofia Coppola
Darsteller: Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Ari Cohen
Länge: 110 Minuten
Verleih: Mubi
Kinostart: 4. Januar 2024
FILMKRITIK:
Elvis lernt die damals 14-jährige Priscilla auf einem Armeestützpunkt in Deutschland kennen. Der deutlich ältere Superstar ist an dem Mädchen interessiert. Er wirbt um sie, als er nach Hause zurückehrt, schreibt er ihn ruft sie an. Als sie 17 ist, zieht sie bei ihm in Graceland ein. Sie ist ganz vernarrt in ihn, er mit seiner Arbeit beschäftigt- und wenn er Filme dreht, dann gibt es meist Gerüchte um Affären mit seinen Ko-Stars. Etwas, das Priscilla nur schwer verkraftet …
Es war wahrscheinlich generell ein Fehler, die Memoiren von Priscilla Presley als Ausgangslage zu nehmen. Weil die Geschichte damit gleich gefärbt ist, durch den Blick der Frau, die es erlebte. Nun kann man dagegen schwerlich anreden, wenn es denn so gewesen ist, aber die Geschichte wirkt merkwürdig eintönig. Oftmals auch kaum dramatisch. Sie plätschert ereignislos dahin und lebt eigentlich nur von den beiden Hauptdarstellern, die ihre Sache gut machen, der drögen Erzählweise aber auch nichts entgegenzusetzen haben.
Während der Film die ersten Jahre dieser Liebe sehr genau abdeckt, wirken die letzten Jahre seltsam lustlos dahingehuscht. Man versteht schon, wieso Priscilla ihren Elvis schließlich verließ, aber eher, weil man die Geschichte halt kennt, nicht, weil es sich aus diesem Film heraus ergeben würde.
Coppola erzählt sehr emotionslos – und das bei einer Geschichte, bei der es um die Liebe geht. Sie blendet auch weitestgehend aus, dass ein 24 Jahre alter Mann sich an eine 14-jährige herangemacht hat. Ja, das mögen noch andere Zeiten gewesen sein, aber wenn man eine solche Geschichte heute verfilmt, dann braucht das mehr Tragweite. Stattdessen verklärt der Film die Beziehung ins Märchenhafte, mit einem Elvis, der seine Priscilla niemals ausnutzt, sondern das gemeinsame erst Mal immer wieder aufschiebt – bis sie, und auch er, bereit ist.
Dem gegenüber steht dann eine klassisch toxische Beziehung mit Zuckerbrot und Peitsche. Erst demontiert Elvis die junge Frau, dann baut er sie wieder auf, bis sie ihm praktisch hörig ist. Aber auch das ist etwas, das der Film nie vertiefen will. Überhaupt: „Priscilla“ ist reine Oberfläche. Er schafft es nie zu einer Wahrhaftigkeit, die über das hinausgehen würde, was man sieht.
Zudem ist der Film in der Montage auch etwas schlampig. Am Anfang, als man sieht, wie Priscilla sich schminkt, hat sie zuerst lackierte Fingernägel, dann wieder nicht, und dann wird gezeigt, wie sie sie lackiert. Auch später, als die Jahre der späten 60er Jahre dahinziehen, ist die Montage ungelenk. Einmal gibt es im Schaufenster eine Elvis-Platte und das Jahr 1972 zu sehen, dann wiederum geht es um erfolgreiche Touren der Jahre 1969 und 1970. Etwas mehr Sorgfalt wäre schön gewesen, hätte diesen Film aber natürlich auch nicht gerettet. Von Sofia Coppola war mehr zu erwarten, aber sie hat auf ganzer Linie enttäuscht.
Peter Osteried