Rehragout-Rendezvous

Zum Vergrößern klicken

O’zapft is! Alle Jahre wieder, ein neuer Eberhofer. Auch beim mittlerweile neunten Kinostreich zeigt der gemütliche Kult-Cop samt schrulligem Clan keine Ermüdungserscheinungen. Kreisverkehr, Leberkäs-Semmel sowie der chronisch kiffende Hippie-Papa bleiben als bewährte Zutaten erhalten. Zugleich weht frischer Wind durch Niederkaltenkirchen. Frauenpower und Männerschnupfen sind angesagt, obendrein streikt ausgerechnet die Oma. Gekonntes Timing, groteske Situationskomik samt eine Besetzung mit traditionell großer Spielfreude machen dieses „Ragout“ zum komödiantisch köstlichen Festmahl, nicht nur für Eberhoferianer und Eberhoferianerinnen.

Webseite: https://constantin.film/kino/rehragout-rendezvous/

D 2023
Regie: Ed Herzog
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Enzi Fuchs, Gerhard Wittmann, Daniel Christensen, Eva Mattes
Länge: 97 Minuten
Verleih: Constantin Film
Kinostart: 10. August 2023

FILMKRITIK:

„Wir können jetzt den Männern zeigen, wo der Hobel hängt!“, jubelt die Susi, die überraschend zur Rathaus-Chefin avanciert - sehr zum Ärger von Franz. Als Eberhofer lässt er sich traditionell ungern Vorschriften machen, von der eigenen Freundin schon gleich gar nicht. Die gekränkte Männlichkeit zeigt bei Franz fatale Folge im Liebesleben „Brauchst jetzt plötzlich ein Vorspiel, nach 20 Jahren?“ muss sich der übercoole Macho erstmals fragen lassen. Derweil wundert sich sein Chef über „die ermittlerische Aggressivität“ des sonst so phlegmatischen Cops. Zu allem Überdruss streikt noch die Oma. „Ich bin ab jetzt in Rente!” lautet ihre unfrohe Botschaft zu Weihnachten. Schluss mit Dampfnudeln, Winterkartoffelknödeln und Kaiserschmarrndrama. Dafür ungestüm wachsendes Chaos in der Eberhofer-Küche.

Ein mysteriöser Mordfall sorgt endlich für Abwechslung. Jetzt kann der Franz jenseits von Männerseminar und Paartherapie wieder zeigen, was wirklich in ihm steckt. Kein Wunder schwärmt sein langjähriger Kumpel Rudi: „Warum kann ich nicht deine Susi sein?“. Derweil die echte Susi wahrlich visionäre Ideen für Niederkaltenkirchen hat.

Wie gewohnt ist dem Ensemble das Vergnügen an diesen schrulligen Figuren und deren schrägen Dialogen spürbar anzumerken. Mit sichtlichem Spaß spielen sich Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Eisi Gulp, Enzi Fuchs und Gerhard Wittmann die Pointen-Bälle zu. Zum grandiosen Coup avanciert Eva Mattes, die als hinterhältiges Esoterik-Biest dem Affen vergnüglich Zucker gibt. Wie perfekt Mattes und Bezzel passen, haben beide lange als „Tatort“-Ermittler in Konstanz unter Beweis gestellt.

Einmal mehr überzeugt Regisseur Ed Herzog in seinem neunten Eberhofer-Streich durch gekonntes Timing samt grotesker Situationskomik. Das auf einen Umschlag gekritzelte „Ich wars!“-Geständnis ist da so typisch wie ein Verhör durch eine Polizei-Handpuppe aus dem Kasperletheater oder der „Küchen-Hitler“-Vorwurf, den sich Spießer-Sohn Leopold vom Hippie-Papa gefallen lassen muss. Flaschner-Flötzinger mit seiner Fellini-Brille hat diesmal nur kurze Auftritte. Dafür dürfen sich Kreisverkehr- und Leberkäs-Fans auf eine ziemlich beste Überraschung freuen. Und Hurra: Bestseller-Autorin Rita Falk schreibt bereits an einem neuen Abenteuer!

Dieter Oßwald