Retribution

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Wer das Gefühl hat, die Geschichte schon mal gesehen zu haben: Vor fünf Jahren kam „Steig. Nicht. Aus!“ ins Kino. Aber das war auch schon nur ein Remake, nämlich des spanischen „Anrufer unbekannt“. Jetzt gibt es also eine neue Version der Geschichte um einen Mann, der mit seinen Kindern im Auto sitzt – und zwar auf einer Bombe – und tun muss, was ein geheimnisvoller Anrufer verlangt. Übrigens ist das schon die vierte Version der Geschichte …

Webseite: https://www.studiocanal.de/news/von-null-auf-bombe-liam-neeson-erlebt-explosives-berlin-im-thriller-retribution/

USA / Frankreich / Deutschland / Spanien 2023
Regie: Nimród Antal
Buch: Christopher Salmanpour
Darsteller: Liam Neeson, Jack Champion, Matthew Modine

Länge: 91 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 14. September 2023

FILMKRITIK:

Matt (Liam Neeson) ist ein erfolgreicher und vielbeschäftigter Hedgefonds-Manager, der ausnahmsweise mal die Kinder im Auto mitnehmen muss. Dumm, dass dies der Tag ist, an dem er sich auf eine Bombe setzt, die mit einem Druckmechanismus versehen ist. Wenn er aussteigt, fliegt das Auto in die Luft. Wenn er Hilfe ruft, wird der Bomber das Auto per Fernzündung explodieren lassen. Er muss tun, was der Mann will, während die Polizei den Eindruck erhält, dass er der Drahtzieher einiger Bombenanschläge in Berlin ist.

Am Anfang stand der spanische Film. Das war im Jahr 2015. Dann kam das deutsche Remake im Jahr 2018. Im Jahr 2021 folgte das südkoreanische Remake „Hard Hit“ und nun hat man einen mehrheitlich amerikanischen Film, der die gleiche Geschichte noch einmal erzählt. Mehrheitlich, weil auch deutsches Geld in den Film floss. Darum wurde auch in Berlin gedreht, wodurch sich „Retribution“ noch weniger von „Steig. Nicht. Aus!“ unterscheidet, der auch in Berlin gefilmt wurde. Was man jetzt noch an Unterschied hat: Liam Neeson anstelle von Wotan Wilke Möhring und eine andere Motivation des Bombers. Das war es aber auch.

Ob man von dem Thriller nun gut unterhalten wird, hängt maßgeblich davon ab, ob man schon eine der anderen Versionen der Geschichte gesehen hat. Ist das der Fall, gestaltet sich das Ganze als reines Widerkäuen. Kennt man keinen der vorherigen Filme, präsentiert sich „Retribution“ als zumindest rasanter Thriller. Inhaltlich reißt keine der vier Versionen Bäume aus. Die Geschichte war schon immer holprig, zusammengehalten nur von der Rasanz der Erzählung.

Der in Los Angeles geborene, aber lange in Ungarn lebende Nimród Antal hat sicher inszeniert. Er nutzt den begrenzten Raum des Wagens, um eine gewisse Klaustrophobie zu erschaffen. Die Welt um Matt wird immer enger – in mehr als einer Hinsicht. Neeson spielt gut. Es sind die Kleinigkeiten, mit denen er seine Figur menschlich werden lässt. Etwa, wenn man das leichte Zittern seiner Hand am Lenkrad erkennt. Das hebt die Figur von Neesons Action-Rollen ab, denn dieser Matt ist ein ganz normaler Kerl.

Was den Schurken angeht: Der ist die einzige Neuerung in Hinblick auf die deutsche Version des Films. Die Besetzung von „Retribution“ lässt aber von Anfang an keinen Zweifel, wer der Bomber ist. Das nimmt den Film dann das letzte bisschen Überraschung, das er mit einem anderen Schauspieler vielleicht noch gehabt hätte.

 

Peter Osteried