Rheingold

Manche Geschichten fühlen sich wie Märchen an. Nicht, weil sie es sind, sondern weil sie einfach so erzählt werden. Bei Autor und Regisseur Fatih Akin erwartet man eigentlich nichts Märchenhaftes. Seine Filme sind in der Regel grimmig in ihrer authentischen Milieuzeichnung. Bei der Lebensgeschichte von Giwar Hajabi gerät er aber ins märchenhafte Schwärmen, und tut auch gar nicht so, als wäre es anders. Immerhin zeigt er gar das Rheingold selbst – und die darum herumschwimmenden Sirenen.

Webseite: https://www.warnerbros.ch/filme/rheingold

Deutschland 2022
Regie: Fatih Akin
Buch: Fatih Akin
Darsteller: Emilio Sakraya, Karim Günes, Sogol Faghani

Länge: 140 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 27. Oktober 2022

 

Über den Film

Originaltitel

Rheingold

Deutscher Titel

Rheingold

Produktionsland

DEU

Filmdauer

min

Produktionsjahr

2022

Produzent

Sekerci-Porst, Nurhan / Akın, Fatih

Regisseur

Akın, Fatih

Verleih

Starttermin

26.10.2022

 

FILMKRITIK:


Giwar Hajabis erste Erinnerung ist an den Knast – in dem steckte er zusammen mit seinen Eltern, bis denen die Flucht aus dem Iran gelang. Erst nach Frankreich, dann nach Deutschland. Dort verhökerte Giwar auf dem Pausenhof Raubkopien von Pornos. Er wurde erwischt und von der Schule geworfen. Das ist nur der Anfang einer Geschichte, die ihn nach Amsterdam führt, mit dem organisierten Verbrechen zusammenkommen lässt, die mit Kokain-Handel zu tun hat, und mit dem Verlieren einer Lieferung, und die im großen Goldraub mündet. Es ist schon echt wild, was Giwar Hajabi so passiert ist. All das hat der erfolgreiche Rapper in einer Autobiographie zusammengefasst, die die Basis für Fatih Akins Film liefert.

Es ist müßig, darüber nachzudenken, ob die unglaubliche Lebensgeschichte schon für das Buch geschönt wurde, oder erst der Film richtig in die Vollen ging, oder alles genauso passierte. Aber Letzteres wäre schon erstaunlich, weil es hieße, dass Giwar Hajabi der größte Glückspilz der Welt ist. Denn egal, welche Hindernisse sich ihm in den Weg stellen, irgendwie kommt er immer wieder raus.

Wenn dieser Weg in den Knast führt, ist das auch nur ein Boxenstopp. Denn erst in der Zelle hat er die Muße und die Ruhe, sein eigenes Album zu machen. Was sehr einfach aussieht. Wie überhaupt alles in diesem Film einfach aussieht. Selbst dann, wenn die Hauptfigur in Syrien den Folterknechten in die Hände fällt. Die drehen ihn durch die Mangel – die ewigen Fragen nach dem Goldversteck sollen wohl andeuten, der deutsche Staat hätte hier die Finger mit im Spiel. Aber Giwar Hajabi ist halt ein harter Hund. Gefoltert werden wie die ärmsten politischen Gefangenen, das sitzt er auf eine Backe ab. Und dann ist er wieder frei.

Das ist das generelle Problem von „Rheingold“. Der Film hat keine Ecken und Kanten, es ist alles glattgeschliffen. Das Leben des Giwar Hajabi, es mag ja von Nackenschlägen durchzogen gewesen sein, aber er ist jedes Mal als Sieger hervorgegangen. Weil selbst die, die wirklich fies sind, ihm gegenüber ja eigentlich doch ganz nett sind, so der Boss des organisierten Verbrechens in Amsterdam.

Immer hat man das Gefühl, dass in diesem Film eine beinharte Geschichte drinsteckt. Wie hätte er wohl ausgesehen, wenn Fatih Akin an ihn herangegangen wäre, wie bei „Gegen die Wand“ oder „Der goldene Handschuh“? Er wäre wohl ein Nierenschlag gewesen. So ist er leichte Unterhaltung, knackig erzählt, gut gespielt, so fabulös wie es die Geschichte um das Rheingold auch ist.

Peter Osteried

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