Robot Dreams

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Vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass die Oscars immer internationaler werden, war die Nominierung als Bester Animationsfilm, die dem spanischen Film „Robot Dreams“ zuteilwurde. Doch Pablo Bergers melancholische Geschichte über Einsamkeit und Freundschaft hatte einen großen Vorteil: Sie spielt in New York und ist zudem ein Stummfilm, was die originellen Bilder besonders hervorstechen lässt.

Animationsfilm
Spanien/ Frankreich 2023
Regie: Pablo Berger
Buch: Pablo Berger, nach dem Graphic Novel von Sara Varon

Länge: 102 Minuten
Verleih: Plaion Pictures
Kinostart: 9. Mai 2024

FILMKRITIK:

In einem gleichermaßen nostalgischen und ein bisschen futuristischen New York lebt Mitte der 80er Jahre ein Hund. Zu seinen Nachbarn zählen ein Huhn und eine Katze, gegenüber wohnt ein Elch, auf der Straße begegnen ihm Schweine, Rinder und allerlei anderes Getier, denn Menschen gibt es in dieser Welt nicht.

Dafür aber die Einsamkeit, die auch diesen Großstadtbewohner erfasst. Das Leben von Dog (einen anderen Namen hat er nicht) besteht aus Routinen, zur Arbeit gehen, U-Bahn fahren, abends gegen sich selbst Pong spielen, ein TV-Dinner warm machen und Fernsehen schauen. Eines Tages stößt er dabei auf die Werbung einer Firma, die Roboter herstellt und zwar solche, wie man sie aus Serien der 80er kennt: Ein großer Kasten als Rumpf, teleskopartige Arme und Beine und ein halbrunder Kopf. Ein wenig wie eine Version von Bender aus der Serie Futurama wirkt der neue Freund, mit dem Dog bald sein Glück findet.

Im Central Park fährt das Duo zu Discomusik Rollschuh, im Stadion schaut man sich ein Baseballspiel an, doch dann kommt Dog auf die Idee, die das Glück zunächst zerstören wird: Am Strand von Coney Island nimmt das Duo ein Bad, doch am Abend kann der Roboter seine Gelenke nicht mehr bewegen. Um ihn mitzunehmen, fehlt Dog die Kraft und als er am nächsten Tag mit Werkzeug zurückkommt, ist der Strand geschlossen und zwar über den Winter.

Notgedrungen versucht sich Dog anderweitig zu beschäftigen, erlebt kurzfristig die Freundschaft einer Ente, während der Roboter bewegungslos am Strand liegt und von seiner Rettung träumt.

In der spielen elektrische Schafe zwar keine Rolle, dennoch geben sie eine Antwort auf die einst von Philip K. Dick gestellte Frage wovon Roboter träumen: Von Zuwendung, vielleicht auch von Liebe, so wie jedes andere Wesen in der verspielten, erkennbaren und doch fremden Welt von Pablo Bergers „Robot Dreams.“

Schon einmal hatte der spanische Regisseur einen Film ohne Worte inszeniert, „Blancanieves – Ein Märchen von schwarz und weiß“, eine Schneewittchen-Variation, damals allerdings noch mit Schauspielern. In „Robot Dreams“ bedient er sich nun zum ersten Mal der Form des Animationskinos und entwirft eine in klaren Linien und sanftem Pastell gemalte Variation des New Yorks der 80er Jahre.

Wohlgemerkt weniger von den dunklen Seiten der Stadt, als von den überwältigenden Eindrücken, die die gern als Schmelztiegel bezeichnete Metropole auf Europäer damals noch machte. Von Graffiti bis Breakdance, vom Central Park bis zum World Trade Center, vom Hot Dog bis zu fettigen Pizzastücken fehlt kaum ein typisches Motiv New Yorks. Selbst der legendäre Second Hand Buchladen Strands hat einen Auftritt, was dem Geschehen genügend visuellen Reiz verleiht, um über die manchmal etwas zähe, allzu dünne Handlung hinwegsehen zu können. Ein Film der sanften Momente, der melancholischen Atmosphäre, ein Animationsfilm weniger für Kinder, als für Erwachsene, die die nostalgische Stimmung zu schätzen wissen.

 

Michael Meyns