Saw X

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Nachdem der Neustart mit „Saw – Spiral“ nicht gelungen ist, besann man sich bei Lionsgate auf die Wurzeln und kehrte (fast) an den Anfang zurück. Für Tobin Bell, dessen Figur die meiste Zeit der Reihe tot war, hieß das, dass er mehr zu tun hatte: Als John Kramer ist er todkrank, hofft auf eine neue Behandlung, wird jedoch übers Ohr gehauen. Grund genug, die Missetäter zu Spielen einzuladen. Das ist solide umgesetzt, der Überraschungseffekt, der vielen „Saw“-Filmen inne war, fehlt hier jedoch.

Webseite: https://www.studiocanal.de/title/saw-x-2023/

USA 2023
Regie: Kevin Greutert
Buch: Pete Goldfinger, Josh Stolberg
Darsteller: Tobin Bell, Shawnee Smith, Synnøve Macody Lund

Länge: 118 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 30. November 2023

FILMKRITIK:

John Kramer ist todkrank. Ihm bleiben nur noch Monate, da wird ihm eine neue revolutionäre Heilmethode schmackhaft gemacht. Dafür begibt er sich nach Mexiko und wird behandelt, aber wie er dann feststellt, hat man ihn nur übers Ohr gehauen, um an sein Geld zu kommen. Mit Hilfe seiner Partner bringt er alle Schuldigen zur Strecke. Sie müssen ein Spiel spielen und beweisen, dass sie leben wollen.

Es gab einige Vorschusslorbeeren für „Saw X“. Der beste Film nach dem Original, hieß es. Ein waschechter Thriller, sagten andere. Die Wahrheit ist jedoch eine andere. Der Film ist durchaus solide, insbesondere im Rahmen dieser Reihe, aber der große Wurf ist Kevin Greutert nicht gelungen. Was dem Film vor allem fehlt: der packende Twist am Ende. Das war immer eine Spezialität der Reihe, dafür findet sich bei „Saw X“ aber kein Äquivalent.

Dass man Tobin Bell und Shawnee Smith die fast zwei Jahrzehnte, die seit dem ersten bzw. zweiten Film vergangen sind, ansieht, ist nicht gar so tragisch. Bei einer 14-Millionen-Dollar-Produktion erwartet man auch kein sündhaft teures CGI-De-Aging. Im Fall von John Kramer passt es sogar – er sieht zerbrechlich und krank aus.

Es ist auch durchaus gut, den Fokus einmal stärker auf die Figur zu legen, die alle Filme bestimmt hat, nur macht die Geschichte zu wenig daraus. Denn Jigsaws Spiele wollen hier nicht recht passen. Einerseits, weil die Überlebenschancen selbst beim Bestehen des Spiels stark minimiert sind, andererseits, weil sie aus einem persönlichen Rache-Gedanken heraus motiviert sind, auch wenn John Kramer das im Film weit von sich weist.

Problematisch ist, dass der Film als Sequel zum ersten und Prequel zu allen anderen Filmen nicht wirklich etwas Neues zu sagen hat. Man merkt dem Werk an, dass es hauptsächlich dafür da ist, Fan-Service zu liefern. Klar, Tobin Bell ist wieder gut, und das Wiedersehen mit Shawnee Smith (sowie der Cameo-Auftritt in der Nachspannsequenz) ist schön, aber die Substanz fehlt. Es dauert sogar, bis die eigentliche Geschichte in Gang kommt, denn das Hauptverkaufsargument der Reihe waren schon immer die phantasievollen und reichlich fiesen Fallen.

Darüber hinaus gilt aber, dass der Film wie auch einige andere der Reihe ein immenses Problem mit der Glaubwürdigkeit hat. Die Geschichte ist so durchkonstruiert, dass man weniger von Jigsaws aufgehenden Plänen, als vielmehr von reichlich glücklichen Zufällen für den Spielmeister sprechen kann. Letztlich ist der Film enttäuschend, weil er der Reihe keinen Neustart beschert, sondern sich in den Schoss früherer Erfolge flüchtet, ohne eine Perspektive aufzuzeigen, wie es danach weitergehen kann.

 

Peter Osteried