Schneewitchen

Seit Jahren ist Disneys Live-Action-Version des allerersten abendfüllenden Zeichentrickfilms ein Publicity-Desaster. Negative Schlagzeilen, Shitstorms wegen Aussagen der Hauptdarstellerin, Kulturkämpfe wegen diverser Besetzung, kurz gesagt: Es war alles dabei. Herausgekommen ist aber ein durchaus hübscher, etwas zu langer, nicht immer überzeugender Film, der sich in erster Linie an Kinder richtet.

 

Über den Film

Originaltitel

Disney’s Snow White

Deutscher Titel

Schneewitchen

Produktionsland

USA

Filmdauer

109 min

Produktionsjahr

2025

Produzent

Platt, Marc / LeBoff, Jared

Regisseur

Webb, Marc

Verleih

The Walt Disney Company (Germany) GmbH

Starttermin

20.03.2025

 

Nach dem Tod des Königs übernimmt die böse Stiefmutter von Schneewittchen die Herrschaft über das Reich. Alles, was einst gut war, vergeht. Die Menschen leben unter der Knute einer Diktatorin. Als Schneewittchen alt genug ist, um das zu verstehen, und – für die Königin noch schlimmer – vom Spiegel an der Wand als die Schönste im ganzen Land ausgemacht wird, soll das Mädchen sterben. Aber es kann in den Wald entkommen und trifft dort nicht nur auf sieben Zwerge, sondern auch auf einen charmanten Anführer von Dieben, die dem alten König treu ergeben sind. Gemeinsam planen sie den Sturz der Königin.

Auf dem Weg vom Zeichentrick- zum Realfilm wurde „Schneewittchen“ auch länger als früher, inklusive neuer Songs. Gerade die lange Laufzeit ist aber auch ein Problem. Zum einen stellen sich Längen ein, zum anderen sind 109 Minuten schon episch für kleine Kinder, und die sind im Grunde nach wie vor die Kernklientel eines Märchenfilms. Sicher, auch Erwachsene können dieses Musical ansehen und sich leidlich unterhalten, aber man sollte die Kirche schon im Dorf lassen. Denn auch wenn es Änderungen gibt (aus Prinz Charming wird hier ein Robin-Hood-Verschnitt), ist doch vieles so, wie man es aus dem Märchen der Gebrüder Grimm kennt.

Technisch gesehen ist es fraglich, wo die gut 200 Millionen Dollar Budget versumpft sind. Denn ja, es gibt reichlich Effekte, aber sie sehen nicht immer überzeugend aus. Die sieben Zwerge sind allesamt per Motion-Capture und mit Computereinsatz umgesetzt worden. Sie wirken mehrheitlich überzeugend, abgesehen vom deutlich menschlicher aussehenden Dopey, der mit starken Uncanny-Valley-Anflügen zu kämpfen hat. Die vielen Tiere wiederum schrammen immer haarscharf daran vorbei, realistisch auszusehen. Das mag gewollter Stil sein, aber es reißt immer wieder aus der Phantasiewelt dieses Films heraus.

Die aus konservativer Richtung gescholtene Rachel Zegler macht sich als Schneewittchen gut. Schon in der ersten Szene präsentiert der Film auch eine alternative, durchaus funktionierende Erklärung für ihren Namen. Gal Gadot erweist sich als erstaunlich gute Sängerin. Überhaupt hat sie sichtlich Freude, mal so richtig böse aufspielen zu können. Das übrige Ensemble schlägt sich gut.

Der Look des Zeichentrickfilms wird ziemlich exakt in die echte Welt transportiert und das berühmte „Hey Ho“-Lied gibt es auch. Ein solider Film, der im Grunde vor allem das Problem hat, eine Märchengeschichte zu erzählen, die jeder in- und auswendig kennt. Ergo: Hauptsächlich etwas für die jüngeren Zuschauer.

 

Peter Osteried

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