Sep Ruf – Architekt der Moderne

Mehrere Kanzler schliefen im Haus, das er entworfen hatte: Sep Ruf, Architekt aus München, der die Architektur seiner Heimatstadt mitgestaltete und damit auch den Stil der jungen Bundesrepublik. Johann Betz huldigt Ruf in seinem Dokumentarfilm „Sep Ruf – Architekt der Moderne“, der interessante Einblicke in Leben und Werk liefert.

 

Über den Film

Originaltitel

Sep Ruf – Architekt der Moderne

Deutscher Titel

Sep Ruf – Architekt der Moderne

Produktionsland

DEU

Filmdauer

96 min

Produktionsjahr

2024

Regisseur

Betz, Johannes

Verleih

Alpenrepublik GmbH

Starttermin

10.07.2025

 

„Ich fürchte, der brennt nicht mal, da kann kein Mensch drin wohnen, ich weiß nicht, welcher Architekt den Bungalow gebaut hat, aber er verdient 10 Jahre.“ Dieses Zitat von Konrad Adenauer steht am Anfang von Johann Betz Dokumentarfilm „Sep Ruf – Architekt der Moderne. Es beschreibt das wenig qualifizierte Urteil des ersten Bundeskanzlers über den sogenannten Kanzlerbungalow in Bonn, der von 1964 bis 1999, als die Bundesregierung nach Berlin umzog, Wohnsitz der Kanzler war. In Auftrag gegeben hatte den Bau Ludwig Erhard, der ihn auch als erster bezog, noch in seiner Funktion als Wirtschaftsminister, vor allem aber auch als guter Bekannter von Sep Ruf, seinem bayerischen Landsmann.

Geboren und gestorben in München, baute Ruf vor allem in Bayern, in München, aber auch in Nürnberg, bis auf den Kanzlerbungalow war es vor allem sein zur Weltausstellung in Brüssel 1958 entstandener Deutscher Pavillon, der seinen Ruf als Meister der Nachkriegsmoderne prägte.

Schon dieser Bau bestach durch seine filigrane Form, die ausladenden Fensterfronten, die eine offene, durchlässige Architektur prägten, die so ganz anders wirkte, als der von Beton und Stein geprägte Stil des Nationalsozialismus. Wie gemacht für ein neues, sich weltoffen gebendes Deutschland wirken die Entwürfe Sep Rufs, die gerade heute, da in den deutschen Großstädten meist langweilige, austauschbare Gebäude entstehen so erfrischend wirkt.

Zahlreiche Zeitgenossen und Architekten, die oft bei Ruf gelernt haben, hat Johann Betz für seinen Film vor die Kamera geholt, die sich ausnahmslos freundlich bis enthusiastisch über den Freund und das Vorbild äußern.

Ausführlich zeigt Betz auch die Gebäude selbst, wagt es dann aber doch nicht, die eindrucksvolle Architektur ganz für sich selbst sprechen zu lassen. Kaum ein Moment des Films wird nicht von einer seltsam beliebigen Musik unterlegt, kaum einmal kommt die Kamera zur Ruhe, kaum eine Einstellung wir länger als wenige Sekunden gehalten. Nicht jeder Dokumentarfilm über Architektur muss zwar so streng komponiert sein, wie etwa die ebenfalls dich Architektur der Moderne analysierenden Essayfilme von Heinz Emigholz, aber ein wenig mehr Vertrauen in die Qualität von Sep Rufs Bauten hätte man Johann Betz’ Film gewünscht.

Für Freunde der Architektur ist „Sep Ruf – Architekt der Moderne“ dennoch sehenswert, allein deswegen, weil Betz die meisten von Rufs berühmten Bauten ausführlich zeigt: Neben dem Kanzlerbungalow z.B. die Neue Maxburg in München, die Akademie der Bildenden Künste in Nurnberg, das Pfarramt St. Johann von Capistran in München und auch das dortige Max-Planck-Insitut. Dass Ruf den Auftrag zum Bau erhielt, verdankte er dem damaligen Lieter, dem legendären Physiker Werner Heisenberg. Dieser kannte Ruf aus gemeinsamen Zeiten bei den Pfadfindern. Eine der vielen Anekdoten, die diesen Dokumentarfilm so interessant macht.

 

Michael Meyns

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