Sieger sein

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„Demokratie ist kein Spaß. Manche sterben dafür“, sagt Mona vor der Klasse, nachdem ein Schüler die Frage stellte, was eine Diktatur sei und die anderen über die Demokratie, in der sie leben, lachten. Die Botschaften von „Sieger sein“ sind nicht unbedingt subtil, aber wichtig, zumal es dem unaufgeregten Film gelingt, eine Geschichte zu erzählen, die für Jung und Alt ihre Momente hat.

Webseite: https://dcmstories.com/movie/sieger-sein/

Deutschland 2024
Regie: Soleen Yusef
Buch: Soleen Yusef, Heide Schwochow
Darsteller: Dileyla Agirman, Andreas Döhler, Sherine Merai

Länge: 119 Minuten
Verleih: DCM
Kinostart: 11. April 2024

FILMKRITIK:

Die elfjährige Mona ist mit ihrer Familie aus Syrien geflüchtet und versucht sich, in ihrem neuen Leben im Berliner Viertel Wedding zurechtzufinden. Aber der Anfang ist hart, ist sie doch an einer Schule, an der die reinste Anarchie herrscht. Wirklich glücklich ist sie nur, wenn sie Fußball spielt. Das kann sie richtig gut und sie wird Teil des Mädchenteams der Schule. Aber auch hier ist nicht alles leicht, da es Konflikte, Streitigkeiten, aber auch den Willen gibt, als Team zusammenzufinden – immer unterstützt von ihrem Trainer, der im Lehrerzimmer auch positiv zu agieren und Kollegen aufzuzeigen versucht, dass sie ihre Schüler sehr unterschiedlich behandeln.

Soleen Yusef ist eine kurdisch-stämmige Filmemacherin, die selbst als Kind nach Deutschland kam. Sie schrieb das Drehbuch und ließ dabei auch ihre eigenen Erfahrungen und Erinnerungen einfließen. Sie erzählt von einer verlorenen Heimat, aber auch einem neuen Zuhause, und davon, wie der Weg vom einen zum anderen nicht immer leicht, aber wichtig ist. In einem neuen Land muss man sich ein neues Leben aufbauen, wenn der Weg zurück versperrt ist. Der Film ist von Yusef für Kinder entwickelt worden, er ist aber so erzählt, dass er ein Publikum jedes Alters abholen kann.

Dabei gelingt es ihm, ein Verständnis für die Schwierigkeiten zu schaffen, sich in neuen Lebensumständen zurechtzufinden. Aber auch dafür, dass dem alten Leben nachgetrauert wird. Weil niemand freiwillig oder gerne entwurzelt wird, weil ein Neuanfang immer schwer und mühselig ist, weil Unterschiede etwas Gutes sein können, wenn man sich auf sie einlässt.

Der Film verfällt hin und wieder ein wenig ins Predigen. Die Botschaften sind einfach gehalten, haben aber auch ihre Gültigkeit, zumal hier ein Schulsystem gezeigt wird, das auf eine größere Menge an Neuankömmlingen nicht vorbereitet ist, mit Lehrern, die den Aufgaben nicht gewachsen sind oder – ob bewusst oder unbewusst – mit zweierlei Maß messen. Wie in der Szene, bei der eine 3- für eine Schülerin schlecht ist und sie ermahnt wird, dass sie besser sein könnte, eine andere Schülerin über eine 4+ jedoch froh sein darf.

Ein guter, ein wichtiger Kinderfilm, den tatsächlich nicht nur Kinder sehen sollten.

 

Peter Osteried