Sparkle

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Musikfilme folgen meist einer recht ähnlichen Dramaturgie vom Aufstieg und Fall und erneuten Aufstieg ihres talentierten Personals. Am Anfang steht ein Traum, der plötzlich Wirklichkeit wird. In „Sparkle“ – dem Remake des gleichnamigen Siebziger-Jahre-Erfolgs – folgt der Zuschauer einer weiblichen Soul-Formation auf ihrem Weg von den kleinen Bühnen Detroits in die Radio-Charts. Traurige Fußnote: Die Anfang des Jahres verstorbene Souldiva Whitney Houston hat in diesem Film ihren letzten Leinwandauftritt.

Webseite: www.sparkle-film.de

USA 2012
Regie: Salim Akil
Drehbuch: Mara Brock Akil, Howard Rosenman
Darsteller: Jordin Sparks, Carmen Ejogo, Tika Sumpter, Whitney Houston, Mike Epps, Derek Luke
Laufzeit: 111 Minuten
Kinostart: 11.10.2012
Verleih: Sony

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Detroit in den späten 1960er Jahren. Es ist die Zeit des Aufbruchs, der Veränderungen und des bis heute unvergessenen Motown-Sounds. Letzterer war die Musik eines jungen, schwarzen Amerikas, eine auch kommerziell unglaublich erfolgreiche Mischung aus Soul und Pop, welche Weltstars wie Stevie Wonder, Diana Ross, die Temptations oder Marvin Gaye hervorbrachte. Auch die drei Schwestern Sparkle (Jordin Sparks), Tammy (Carmen Ejogo) und Dee (Tika Sumpter) träumen von einer gemeinsamen Karriere auf der Bühne. Sie wollen als Girl Group erst Detroit und dann das ganze Land erobern. Allerdings ist ihre strengreligiöse Mutter (Whitney Houston) von den Plänen des Nachwuchses wenig angetan. Sie hält die Musikbranche für keinen geeigneten Ort, an dem sich ihre wohlbehütet aufgewachsenen Kinder länger aufhalten sollten. Doch der Wunsch zu singen und vor Publikum aufzutreten, ist in Sparkle und ihren Geschwistern längst schon viel zu groß.

Die Geschichte mag vertraut klingen und das nicht nur, weil viele Musikfilme den immer gleichen Traum von der großen Bühnenkarriere, vom Starsein und Ruhm predigen. Im Fall von „Sparkle“ erklärt sich die Ähnlichkeit bereits mit seinen Remake-Wurzeln, die bis auf den gleichnamigen Erfolg aus dem Jahr 1976 zurückreichen. Für die Neuauflage wurde der Schauplatz kurzerhand von Harlem nach Detroit, in die einst pulsierende Motor-City der USA, verlegt. Die Songs sind nun erkennbar souliger, pop- und massenkompatibler, worin sich zugleich die musikalische Entwicklung jener Zeit widerspiegelt. Immer mehr schwarze Künstler lösten damals die meist weißen Rock’n’Roller als Idole der Jugend ab. Musik, die einst nur in den schwarzen Vierteln gehört wurde, war plötzlich in fast allen Bevölkerungsschichten akzeptiert. Auf der anderen Seite prägten Flower Power und Vietnam-Krieg das gesellschaftliche Klima. In „Sparkle“ werden beide Entwicklungen aber praktisch gänzlich ausgeblendet.

Der Film konzentriert sich stattdessen auf sein weibliches Trio und dessen erträumte Musikkarriere. Dabei stolpern die jungen Frauen über die bekannten Hindernisse. Zu diesen gehören falsche Freunde ebenso wie Drogen und strenge Eltern, die sich für ihre Kinder etwas anderes erhofft haben. Whitney Houston ist hier in ihrer letzten Filmrolle zu sehen. Sie spielt die tiefreligiöse, dabei aber stets fürsorgliche Mutter der drei so leidenschaftlichen Sängerinnen. Zusammen mit „American Idol“-Siegerin Jordin Sparks, die in ihrem Leinwanddebüt ihr schauspielerisches Talent unter Beweis stellen darf, steuerte sie auch zwei Songs für den unter anderem von R. Kelly produzierten Soundtrack bei. Ob „Sparkle“ jedoch als Houstons Vermächtnis länger in Erinnerung bleiben wird, scheint fraglich. Dafür ist der von Salim Akil inszenierte Film am Ende ganz einfach etwas brav geraten. Viele Szenen wirken austauschbar oder gehören zum Standardrepertoire eines solchen Musikdramas. Kein Titel ragt zudem aus der Vielzahl der Stücke wirklich heraus, was für den Erfolg eines Musikfilms letztlich wenig hilfreich ist.

Interessant an „Sparkle“ sind hingegen seine Perspektivwechseln. Steht anfangs vor allem Tammy, die älteste der drei Schwestern, im Mittelpunkt – sie ist das verführerische Aushängeschild der Band –, so ändert sich dies in der zweiten Filmhälfte. Dann rückt Sparkle allmählich in die erste Reihe vor. Die Botschaft dahinter liegt wie so vieles hier auf der Hand. Aus dem schüchternen und bescheidenen Mädchen wird eine Frau, die sich emanzipiert und die auf einmal bereit ist, für ihre Träume zu kämpfen. In der Verpackung eines „Retro-Motown-Sounds“ hätte man sich gleichwohl etwas mehr Originalität – auch von einem Remake – gewünscht.

Marcus Wessel

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