Spoiler Alarm

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Wie erzählt man von dem Menschen, den man liebte, von dem gemeinsamen Leben, das man hatte und das kürzer war, als man erhoffte? Eine Frage, die sich TV-Journalist Michael Ausiello stellte und mit seinem Buch „Spoiler Alert: The Hero Dies“ beantwortete. Aus seinen Memoiren wurde der Film SPOILER ALARM, der ebenso sehr seine, wie auch die Geschichte seines Mannes Kit ist. Eine Geschichte, die Witz und Esprit hat, aber auch eine, die mit dem Sterben und der Bewältigung der Trauer zu tun hat.  

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Spoiler Alert
USA 2022
Regie: Michael Showalter
Buch: David Marshall Grant, Dan Savage
Darsteller: Jim Parsons, Ben Aldridge, Josh Pais, Sally Field

Länge: 112 Minuten
Verleih: Sony Pictures Classics
Kinostart: 4. Mai 2023

FILMKRITIK:

Der TV-Journalist Michael Ausiello lernt Kit Cowan kennen – und bald auch lieben. Die beiden sind ein wunderbares Paar, das 14 gemeinsame Jahre hat. Mit Höhen und Tiefen, vor allem aber mit einer immensen Liebe. Ausiello erzählt von dieser Liebe, von seiner Unsicherheit, von dem Moment, da beide erfuhren, dass Kit an einer seltenen Form von Krebs erkrankt ist. Er kämpft, er gibt nicht auf, aber das Ende ist vorbestimmt. Es ist kein Spoiler, wenn man sagt, dass die Hauptfigur stirbt. Man weiß es, aber das macht diesen Film nicht weniger prägnant, und schon gar nicht weniger mitreißend.

Nach dem Tod seines Ehemanns vergrub sich der einflussreiche TV-Journalist in seiner Trauer und kanalisierte sie in einem Buch, das 2017 veröffentlicht wurde. Ausiello, der Jim Parsons mehrmals interviewt hatte, bat den Schauspieler, eine Q&A-Session in Los Angeles angesichts der Veröffentlichung zu moderieren. Parsons sagte zu und las in Vorbereitung darauf das Buch. Sein Mann Todd Spiewak fand ihn später weinend in ihrem Wohnzimmer. Angesichts seiner emotionalen Reaktion auf das Buch empfahl er Parsons, die Filmrechte zu optionieren, was er auch tat. Fünf Jahre später war der Film Wirklichkeit geworden.

Er hält sich nahe an das Buch, aber das Autoren-Duo David Marshall Grant und Dan Savage veränderte ein paar Momente – am auffälligsten ist es bei der Beerdigung. Was sie aber auch einbrachten: Die Idee, dass Michael sich das Leben wie eine Serien-Produktion vorstellt. Nicht nur in Hinblick auf eine Sitcom, die den Zuschauer Einblick in seine Jugend gibt, sondern vor allem auch in einer emotional extrem aufgeladenen Szene – als Michael Kit gehen lassen muss und sich vorstellt, das wäre nur das Ende einer gemeinsamen Szene. Die Autoren arbeiten hier mit einer sehr effektiven Metaebene, wenn das Leben in der fiktionalisierten Form eines Films fiktiv erscheint. Der letzte Satz, den Kit dann sagt – wer da keine feuchten Augen bekommt, hat nie geliebt.

„Spoiler Alarm“ ist ein wunderschöner Film, der Jim Parsons erlaubt, eine schauspielerische Seite zu zeigen, die man bei ihm noch nie gesehen hat. Vor allem ist es aber ein Film über die Liebe, ihren Wert und ihre Wirkmacht, und über das gemeinsame Leben, egal, wie lange es auch gewesen sein mag. Weil am Ende nichts anderes zählt. Die Zeit, die man hatte, schätzen, und die Trauer zu ertragen und zu verarbeiten. Weil der, der überlebt, es dem, der gehen musste, schuldig ist, sein bestmögliches Leben zu leben.

 

Peter Osteried