Systemfehler – Wenn Inge tanzt

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Zwischen Rock-Starruhm und Liebe muss sich der selbstbewusste Gymnasiast Max in Wolfgang Gross sympathischem Teeniefilm „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ entscheiden. Mit seiner Band steht er kurz vor einem Plattenvertrag, doch gleichzeitig lernt der coole Rocker die uncool wirkende Öko-Aktivisten Inge lieben - und lernt, dass der Schein trügen kann.

Webseite: www.splendid-film.de

Deutschland 2013
Regie: Wolfgang Groos
Buch: Thomas Winkler, Rainer Ewerrien, David Ungureit
Darsteller: Tim Oliver Schultz, Paula Kalenberg, Peter Kraus, Constantin von Jascheroff, Thando Walbaum, Tino Mewes, Jürgen Tarrach
Länge: 100 Minuten
Verleih: Splendid
Kinostart: 11. Juli 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

„Wenn Inge tanzt“ heißt der Song, mit dem die Gymnasiastenband Systemfehler einen lokalen Radiohit gelandet hat. Kein Wunder, dass die Namensgeberin Inge (Paula Kalenberg) wenig erfreut über die Aufmerksamkeit ist, beschreibt sie der Text doch als Weltverbesserin und Aktivisten ohne musikalischen oder sonstigen Geschmack. Darüber kann Max (Tim Oliver Schultz), Bassist und Sänger der Band nur Lachen, ahnt er doch nicht, dass er bald auf Inges Hilfe angewiesen sein wird. Denn bei einem Konzert verletzt sich bei einem wilden Gitarrensolo der Gitarrist Joscha (Constantin von Jascheroff) und fällt für den Auftritt aus, der das Leben der Band verändern könnte: Ein lokaler Promoter will Systemfehler als Vorband der deutschen Indie-Rocker Madsen auftreten lassen, allerdings unter zwei Bedingungen: Absolute Pünktlichkeit und das Spielen ihres Hits Wenn Inge tanzt.

Ersteres ist dadurch ein Problem, das Drummer Lukas (Thando Walbaum) zu Panikattacken neigt und Keyboarder Fabio (Tino Mewes) ausgiebig Rauschmitteln zu sich nimmt. Viel schwerer wiegt jedoch das Liedverbot. Denn bei der Suche nach einem Aushilfsgitarristen fällt die Wahl unweigerlich auf Inge, die – so muss auch Max mit knirschenden Zähnen zugeben – sehr gut Gitarre spielen kann. Doch bevor sie in der Band mitmacht, hat Inge eine kleine Bedingung: Soll sie der Band helfen, darf diese dafür Wenn Inge tanzt nicht mehr spielen. Widerwillig stimmt Max zu und hofft, dass sich die Probleme irgendwie in Luft auflösen.

Nach und nach erweist sich Inge nicht nur als fähige Musikerin, sondern auch als lässige Person, die gar nicht mehr so uncool wirkt, wie der Frauenschwarm Max anfangs dachte. Dass merkt auch sein Onkel Herb (Peter Kraus), bei dem Max nach einem Streit mit seinen Eltern lebt. Gute Ratschläge kann der ehemalige Schlagerstar Herb dem Junior auf den Weg geben, doch bei der Entscheidung zwischen Erfolg und Liebe ist Max auf sich allein gestellt.

Ein paar Minuten braucht Wolfgang Groos („Hangtime“, „Die Vampirschwestern“) Film, bis er den richtigen Ton findet, bis man die etwas zu alten Darsteller als Gymnasiasten akzeptiert, die nebenbei Musik machen. Doch immer mehr kommt nicht nur „Systemfehler“ in Fahrt, sondern auch die gleichnamige Band, die gerade auch auf der Bühne überzeugt. Mit viel Charme und Witz entwickelt sich die Geschichte, nicht zuletzt dank der offensichtlichen Chemie zwischen den anfänglichen Antipoden Max und Inge. Während Tim Oliver Schultz nach und nach Substanz unter der Anfangs selbstverliebten Fassade zeigt, lässt Paula Kalenberg ihre Figur langsam von der Öko-Aktivisten zur Rocker-Braut werden.

Nicht vergessen werden darf schließlich die deutsche Schlager-Legende Peter Kraus. In der Rolle eines alternden Schlagersängers, der wehmütig an Polyester Anzüge und Gassenhauer zurückdenkt, sorgt Kraus für einige der schönsten Pointen des Films und macht sich auf liebevolle Weise über einige der Absurditäten der 70er Jahre lustig. Angesichts eines solchen Ensembles und eines pointierten Drehbuchs konnte kaum etwas schief gehen, und so ist „Systemfehler – Wenn Inge tanzt“ ein überaus unterhaltsamer Teenie-Film mit erstaunlich guter Musik geworden.

Michael Meyns