Take this Waltz

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Nach einem Jahrhundert der Ehedramen hat der Autorenfilm die serielle Monogamie als Thema entdeckt. Es geht nicht mehr um Verrat, Schuld und Leid sondern um Ende und Neuanfang und die Frage, wann der richtige Moment für Beides ist. Nach BLUE VALENTINE, CELESTE & JESSE FORVEVER und (500) DAYS OF SUMMER hat nun Sarah Polley (AWAY FROM HER) einen melancholisch-philosophisch-verträumten Film über eine angehende Schriftstellerin aus Toronto gedreht, die sich zwischen ihrem liebevollen Ehemann und dem attraktiven Nachbarn entscheiden muss.

Webseite: www.takethiswaltz-film.de

Kanada/Spanien/Japan 2011
Regie: Sarah Polley
Buch: Sarah Polley
Kamera: Luc Montpellier
Darsteller: Michelle Williams, Seth Rogen, Sarah Silverman, Luke Kirby
Länge: 116 Minuten
Verleih: Kool Filmdistribution
Starttermin: 7.3.2013

PRESSESTIMMEN:

"Mit Take this Waltz hat die Kanadierin Sarah Polley ein modernes Eheporträt geschaffen und einen der kitschfreiesten Liebesfilme seit Langem... Wie Michelle Williams zeigt, wie ihre Figur mit ihrer Lebensentscheidung ringt, von sich selbst überrumpelt wird, sich tastend nach einer neuen Perspektive umsieht, ist überwältigend..."
Die Zeit

"Michelle Williams und das schlaue Drehbuch über Untreue, Vertrauen und den Zauber des ersten Blicks verleihen Sarah Polleys Drama eine außergewöhnliche Rerife."
STERN

Eine Ehefrau verliebt sich in einen anderen Mann und ringt einen Sommer lang mit ihren Gefühlen. Ein warmes, traurig-schönes Drama über die Liebe...  Ein leise in sich schwingender, fein austarierter Film...
film-dienst

Die zarte Dreiecksgeschichte ist schon jetzt einer der schönsten Filme des Jahres: sensibel, ehrlich, mit atemberaubend schönen Bildern.
BRIGITTE

Ein romantisches Meisterwerk - der schönste Film, den ich dieses Jahr sehen durfte! L'EXPRESS

Atemberaubend - Michelle Williams hätte den Oscar verdient!
DER TAGESSPIEGEL

Umwerfend!
THE GUARDIAN

Michelle Williams spielt herzzerreißend wahrhaftig!
DIE ZEIT

Ein wunderbarer Film, erfüllt von Musik, sonnigen Farben und Wärme!
THE NEW YORK TIMES

FILMKRITIK:

Es ist unmöglich bei TAKE THIS WALTZ nicht an BLUE VALENTINE zu denken. In beiden Filmen verkörpert Michelle Williams eine junge Frau, deren Beziehung sich unmerklich verändert hat. Auf einmal ist das, was einst charmant war, nervtötend, sind die alten Liebesbezeugungen leere Floskeln, ist das verliebte Knistern nur mehr Erinnerung und stellt sich die Frage, wann aufhören besser ist weitermachen. Während Derek Cianfrance in BLUE VALENTINE minutiös den bitteren Auflösungsprozess einer konkreten Beziehung dokumentiert, geht es Sarah Polley (AWAY FROM HER) allerdings mehr um ein universelles Gefühl der Richtungslosigkeit. Sie nennt es die „Lücke“ in jedermanns Leben.

Vielleicht ist es diese Lücke, das Gefühl etwas würde in ihrem Leben fehlen, die dazu führt, das Margot (Michelle Williams) sich in Daniel (Luke Kirby) verliebt. Die beiden begegnen sich bei einer öffentlichen Auspeitschung in einem historischen Themenpark für den Margot textet und dann noch einmal auf dem Rückflug nach Toronto. Schnell finden Sie eine gemeinsame Ebene in spielerischen Beleidigungen – „Who orders milk on a plane? On a plane you order tomato juice, asshole“ – und als sich dann auch noch herausstellt, dass Daniel direkt gegenüber von Margot und ihrem Ehemann Lou wohnt, ist der Lauf der Dinge eigentlich besiegelt.

Eigentlich. Aber Margot will ihren Lou nicht verletzen und so trifft sie sich wieder und wieder mit Daniel, ohne ihren Ehemann technisch zu betrügen. Sie genießt die erotische Spannung und kuschelt in der nächsten Szene mit Lou. In sonnendurchfluteten Bildern eines verführerisch sommerlichen Toronto und zu den melancholischen Songs von Leonard Cohen, Micah P. Hinson, Feist und Burton Cummings sehnt und quält Margot sich. Soll sie der Versuchung nachgeben oder sich begnügen? Ist das überhaupt möglich? Unter dem kunterbunten Bild der fröhlichen Künstlerexistenz – Lou arbeitet an einem Kochbuch für Hühnchengerichte, Margot möchte gerne schreiben und Daniel malt – offenbart sich nach und nach ein Gefühl der Leere. „Du scheinst so ruhelos“, sagt Daniel einmal.

TAKE THIS WALTZ ist Sarah Polleys zweite Regiearbeit, aber die erste nach einem eigenen Drehbuch und – vermutlich – eigenen Erfahrungen. Manches scheint konstruiert, der Film ist 20 Minuten zu lang und hat mindestens vier Enden. Die super-idyllisch gezeichnete Künstlerbohème nervt ebenso wie die niedlich-neurotische Margot, die alles haben und für nichts Verantwortung übernehmen will. Und Liebhaber Daniel ist so glatt und schön, dass man sich fragt, ob er nicht vielleicht komplett der Fantasie von Margot entsprungen ist.

Und vielleicht ist er das ja auch. Es sind gerade diese Fragen, Irritationen und inszenatorischen Wagnisse, die TAKE THIS WALTZ interessant machen und dafür sorgen, dass der Film und sein Personal – allen voran die ambivalente Margot – einen noch eine ganze Weile beschäftigen.

Hendrike Bake

Margot ist eine gut aussehende junge Frau, verheiratet mit Lou. Der Mann schreibt Kochbücher, spezialisiert auf Gerichte mit Hühnerfleisch. Die beiden lieben sich ohne Zweifel. Sie leben in Toronto. Lou ist der ruhige Pol, Margot die lebhaftere.

Schräg gegenüber wohnt Daniel, ein Lebenskünstler-Typ. Er ist eigentlich Maler, aber das ist bekanntlich bei vielen eine brotlose Kunst. Also verdient er sein Geld nebenbei als Rikschafahrer. Da Daniel und Margot den gleichen Nachhauseweg haben treffen sie sich, lernen sich kennen.

Wenig später beginnt alles bei einem Drink. Es ist wie ein Spiel. Daniel ist zurückhaltend, hat keine speziellen Absichten. Es ist eher Margot, die nicht so recht weiß, was sie will, die sich wie in einer Schwebe befindet. Je diskreter Daniel sich gibt, desto mehr scheint das die 28jährige zu reizen.

Ein paar Mal geht das so. Es geschieht nichts weiter. Margot liebt ja ihren Lou.

Doch dann sind die Gefühle nicht mehr aufzuhalten. Vor allem die Frau befindet sich nun in einem echten Dilemma. Soll sie ihren Mann verraten? Soll sie ihre geordnete Existenz erschüttern? Soll sie standhaft bleiben oder einem Begehren nachgeben?

Es ist eine Situation, die tausendfach vorkommt. Sind die Partner für eine Jahrzehnte andauernde Ehe geschaffen oder ist eine Erneuerung des Liebeserlebnisses und der Liebesgefühle menschlich normal? Kann man zwei Partner lieben?

Margot wird sich entscheiden. Wie?

Soweit die „Handlung“. Mehr geschieht nicht. Aber mit welcher differenzierten und subtilen Emotionalität ist das von der Autorin und Regisseurin Sarah Polley geschildert! Eine gewandte Regiearbeit.

Die beiden Männer – Set Rogen als gestandener, die Erschütterungen seiner Ehe tapfer aushaltender Lou und Luke Kirby als schließlich von Margots Reizen umnebelter Daniel – spielen ihre Rollen fabelhaft.

Den Vogel allerdings schießt wieder einmal Michelle Williams als Margot ab. Ihre wochenlangen Gefühlsschwankungen – mit durchaus dramatisch-tragischen Untertönen - bringt sie in einer Weise zum Ausdruck, die überzeugt. Schon allein ihrer künstlerischen Leistung wegen lohnt es sich, „Take This Waltz“ anzuschauen.

Thomas Engel