Thabo – Das Nashorn-Abenteuer

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Ein afrikanischer Waisenjunge bekommt es in diesem Mix aus Krimi, Abenteuer und Familienfilm mit besonders fiesen Wilderern zu tun, die es auf Nashörner abgesehen haben. „Thabo – Das Nashorn-Abenteuer“ entführt in ein Wildreservat in Swasiland und überzeugt durch ein authentisches Setting, eine spannende Detektivstory und vergnügliche, liebenswerte Jung-Ermittler.

Deutschland 2023
Regie: Mara Eibl-Eibesfeldt
Buch: Martin Gypkens, Ursula Gruber
Darsteller: Andrea Sawatzki, Ava Skuratowski,
Litlhohonolofatso Litlhakayane, Kumkani Pilonti
Länge: 93 Minuten
Verleih: Wild Bunch
Kinostart: 09.11.23

FILMKRITIK:

Der elfjährige Waisenjunge Thabo (Litlhohonolofatso Litlhakayane) lebt gemeinsam mit seinem Onkel, dem Ranger Vusi (Nhlakanipho Lindokuhle), in einem Naturreservat im südafrikanischen Swasiland. Eines Tages wird Thabo zusammen mit der frisch aus Deutschland angereisten Emma (Ava Skuratowski) Zeuge eines durch Nashornwilderer verursachten Verbrechens. Und beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit Emma und seinen Freunden Sifiso (Kumkani Pilonti), Lemonade (Vutlhari Sibisi) und Pilot (Nissi Bodibe) begibt sich Thabo auf Verbrecherjagd. Doch was als detektivisches Spiel beginnt, wird für die mutige Truppe mit der Zeit immer gefährlicher.
„Thabo – Das Nashorn-Abenteuer“ basiert auf dem ersten Buch der Kinderbuchreihe „Thabo: Detektiv und Gentleman“ der Schriftstellerin Kirsten Boie. Unmittelbar und wahrhaftig entführt einen der Film in die Lebenswelt und -realität des aufgeweckten Thabo, der später einmal Detektiv werden möchte. Und bei seinem ersten großen Fall gleich seine ganzen detektivischen Kenntnisse unter Beweis stellen darf.
Das Gefühl, dass wir uns am weit entfernten südlichen Ende des afrikanischen Kontinents befinden, vermitteln Regisseurin Mara Eibl-Eibesfeldt und ihr Team glaubhaft mittels passender musikalischer Untermalung und prächtiger Landschaftsbilder. In verheißungsvoll-unbeschwerten Aufnahmen präsentiert sie uns den Handlungsort: ein riesiges Natur- und Landschaftsschutzgebiet mit einer vielfältigen Tierwelt. Darin sind Löwen, Elefanten und Nashörner ebenso zu Hause wie Pythons, Giraffen und Zebras. Allein durch den außergewöhnlichen Schauplatz und die Vielzahl an „tierischen Darstellern“ unterscheidet sich „Thabo“ von vielen anderen Kinder- und Familienabenteuern. Und: „Thabo“ verdeutlicht von Beginn an den Wert und die Bedeutung von Natur- sowie Tierschutz.
Ein Tier (ein niedliches Babynashorn) erhält besonders viel Screen-Time. Die Nebenhandlung um dieses Jungtier, dessen Mutter Opfer der brutalen Wilderer wurde, sorgt für einige rührende Momente. Emotional gestaltet sich auch die Familiengeschichte Thabos, von welcher der sympathische Titelheld des Films durch ein Buch erfährt, das ihm seine verstorbene Mutter hinterlassen hat. Doch Eibl-Eibesfeldt verliert sich nicht in Rührseligkeiten und Sentimentalitäten. Stattdessen baut sie als Gegenpol viel Humor und allerlei vergnügliche Szenen in ihren Film ein. Für die meisten Lacher sorgen dabei die Sidekicks. Als besonders kluge, amüsante Nebenfiguren erweisen sich Sifiso und die kleine Lemonade. Sifiso etabliert sich als extrem schlagfertiger Zeitgenosse und Experte im Fährtenlesen. Und Lemonade hat mit ihren pfiffigen One-Linern und trockenen Kommentaren ohnehin schnell die Sympathien auf ihrer Seite.
Ohnehin erweist es sich als Vorteil, dass alle im Team ihren Teil zur Lösung des Falls beitragen dürfen. Der entsprechende Kriminalfall ist recht simpel aber dafür spannend gestrickt. Und überrascht im letzten Drittel mit einer unerwarteten Wendung. „Thabo“ betont den Wert von Freundschaft und wie wichtig Ehrlichkeit, Teamwork und Vertrauen untereinander sind. Allerdings spricht der Film lediglich Stichpunkt-artig einige andere wichtige Themen an, ohne im weiteren Verlauf näher darauf einzugehen: von der nach wie vor bestehenden Aids-Problematik und der damit einhergehenden hohen Zahl an Aids-Waisen bis hin zur lokalen Armut und Hungersnot.

Björn Schneider