Ein Mafia-Film mit Robert De Niro in einer Doppelrolle, und das in einer Geschichte über den Untergang der amerikanischen Mafia, das kann eigentlich nur gut werden. So zumindest der Gedanke. Leider ist der Film dann doch ernüchternd unaufgeregt. Er gibt sich fast so, als wäre er lieber eine Dokumentation geworden. Mit den großen Mafia-Filmen von Coppola und Scorsese kann Barry Levinson trotz gemeinsamen Hauptdarstellers nicht mithalten.
Über den Film
Originaltitel
The Alto Knights
Deutscher Titel
The Alto Knights
Produktionsland
USA
Filmdauer
123 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Levinson, Barry
Verleih
Warner Bros. Entertainment GmbH
Starttermin
20.03.2025
In den Dreißigerjahren werden Vito Genovese und Frank Costello (beide von Robert De Niro gespielt) gemeinsam auf den Straßen groß. Vito schafft es an die Spitze einer Familie. Er ist der Boss, aber wegen eines Doppelmordes muss er das Land verlassen. In Italien sitzt er dann wegen des Zweiten Weltkriegs lange fest, während Frank die Führung übernimmt und das Geschäft beständig ausbaut. Nach seiner Rückkehr möchte Vito, was ihm zusteht, aber Frank denkt nicht daran, abzudanken. Er gibt Vito ein Revier, doch damit ist sein ehedem bester Freund nicht zufrieden. Er will Frank loswerden.
Es wirkt wie ein Gimmick, dass Robert De Niro zwei Rollen spielt. Wären Vito und Frank Brüder, hätte es ja noch Sinn ergeben, aber sie waren nur Freunde. Warum also De Niro doppelt besetzen? Wieso nicht einen Al Pacino holen, um eine der beiden Rollen zu spielen? Natürlich schafft es De Niro, beide Figuren sehr unterschiedlich anzulegen, und das liegt nicht nur an den Prosthetics, die er als Vito trägt. Selbst stimmlich sind beide unterschiedlich.
Was ihn gereizt haben dürfte, die Doppelrolle zu spielen, war wohl, die zwei Mafia-Archetypen darzustellen. Frank ist ein Mafioso im Stil von Michael Corleone, zurückhaltend, die Fassade wahrend, mit einem Kodex, was das Geschäft betrifft. Vito wiederum ist eine Figur, wie sie Joe Pesci in den Scorsese-Filmen „GoodFellas“ und „Casino“ gespielt hat: aufbrausend, jähzornig, gewalttätig. Beides leistet De Niro mit Bravour, sein Spiel ist aber auch das Einzige, was an diesem Film interessant ist.
Der erzählerische Ansatz ist merkwürdig. Immer wieder sieht man den alten Frank, der in einem Interview über die „gute alte Zeit“ spricht. Dazu arbeitet der Film mit Bildern, die die jungen Versionen von Vito und Frank zeigen und präsentiert Zeitungsschlagzeilen. Es mutet fast so an, als hätte Barry Levinson lieber eine Dokumentation über Frank, Vito und das Ende der amerikanischen Mafia gedreht. Entsprechend könnte man „The Alto Knights“ als Doku-Fiktion beschreiben. Das Problem dabei: Das Publikum wird dabei nicht abgeholt.
Sicher, man sieht interessiert zu, wie De Niro zwei Rollen spielt, insbesondere bei Szenen mit sich selbst, aber mehr als das hat der Film auch nicht zu bieten. Er holt nicht ab, er weckt kein Interesse für die Figuren. Ja, es gab sie wirklich, und doch wirken sie wie Abziehbilder, wie das typische Mafiosi-Klischee. Das zieht sich bis zum Ende dieses narrativ holprigen Films, der dann zeigt, wie das FBI endlich anerkannte, dass es nicht nur örtliche Mafia-Organisationen gab, sondern sie landesweit organisiert waren. Die interessanteste Frage beantwortet der Film nicht, verweist am Ende mit den letzten Worten von Frank Costello aber darauf: Wie haben es ein paar Einwanderer ohne besondere Kenntnisse geschafft, eine landesweite Organisation zu erschaffen, die mit Milliarden von Dollar operiert hat? Das wäre der vielleicht spannendere Film gewesen.
Peter Osteried