The Dark and the Wicked

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Die Werke von Bryan Bertino sind immer mehr, als auf dem ersten Blick erkennbar ist. Er bewegt sich im Horror-Genre und arbeitet mit den typischen Elementen – seien es nun Terror-Angreifer wie in „The Strangers“ oder eine Kreatur wie in „The Monster“ –, aber seine Filme funktionieren auch immer als Dramen. Das gilt auch für „The Dark and the Wicked“, in dem ein Geschwisterpaar auf die heimatliche Farm zurückkehrt, weil es dem Vater schlecht geht, dann aber von Tag zu Tag unheimlichere Dinge passieren.

Website: https://www.cinemaobscure.org/2022/02/the-dark-and-wicked.html

The Dark and the Wicked
USA 2020
Regie: Bryan Bertino
Buch: Bryan Bertino
Darsteller: Marin Ireland, Michael Abbott Jr., Julie Oliver-Touchstone, Xander Berkeley
Länge: 95 Minuten
Verleih: Drop-out Cinema
Kinostart: 14. April 2022

FILMKRITIK:

Die Geschwister Louise und Michael kehren nach Hause zurück – es ist eine abgelegene Farm. Hier pflegt ihre Mutter ihren Vater, aber von Tag zu Tag wird das, was um sie herum geschieht, unheimlicher. Erst gibt es einen unerklärlichen Tod, dann mysteriöse Erscheinungen. Louise fürchtet schon, den Verstand zu verlieren, aber dann sieht auch Michael etwas. Könnte es dafür verantwortlich sein, wie es ihrem Vater geht?

Bryan Bertino ist großartig darin, Stimmung zu erschaffen. Er setzt auf eher düstere Bilder. Alles rund um die Farm wirkt unheilverkündend. Man hat das Gefühl einer nicht greifbaren Bedrohung, während die Geschichte sich noch auf die Geschwister konzentriert, die eigentlich gar nicht nach Hause zurückkehren wollten, es dann aber mussten. Hier schwelt ein Konflikt, der nicht ausgesprochen ist. Wieso Louise und Michael nur widerwillig nach Hause kommen, ist nicht klar definiert. Aber der Film spielt mit dem Gefühl, dass auf dieser Farm schon lange nicht mehr alles im Lot ist.

„The Dark and the Wicked“ ist langsam erzählt. Das kann man nicht anders sagen. Er steht eher in der Tradition von Horrorfilmen, wie A24 sie in den letzten Jahren produziert hat – Filme wie „Hereditary“ oder „Green Knight“. Horror, der nicht plakativ ist, sondern sich über das Genre erhebt. Das ist nicht jedermanns Geschmack, weil das Offensive des Horrors damit mit dem Introspektiven eines Dramas kombiniert wird. Aber es ist interessant, wenn man sich darauf einlässt. Man muss nur wissen, zu welcher Klientel man selbst gehört. Kann man mit dieser Art Horrordrama nichts anfangen, wird auch dieser Film nicht zur Bekehrung reichen. Will man ein realistisches Drama ohne übernatürlichen Unterbau ist man hier auch falsch. Die Mixtur macht es aus – und ihretwegen überzeugt der Film auch.

Dabei ist der Film sicherlich nicht auf einer qualitativen Anhöhe, wie die Werke von Ari Aster anzusiedeln, diese Art durch Mark und Bein gehender Horror hat aber seinen Reiz, und das umso mehr, wenn nicht nur die Stimmung passt, sondern auch immer wieder Momente des puren Entsetzens auftreten. Ein guter, solider Film, wenn auch nichts für jedermann.

 

Peter Osteried