The F-Word – Von wegen nur gute Freunde!

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Eine moderne „Harry & Sally“ Variante ist Michael Dowses überaus gelungene romantische Komödie „What if“, in der Ex-Harry Potter Daniel Radcliffe und Zoe Kazan lange Zeit versuchen, nur Freunde zu sein, bevor sie nach schier endlosen Irrungen und Wirrungen doch noch ein Paar werden.

Webseite: www.fword.senator.de

OT: What if
Irland/Kanada 2013
Regie: Michael Dowse
Buch: Elan Mastai, nach dem Theaterstück „Toothpaste & Cigars“ von T.J. Dawe & Michael Rinaldi
Darsteller: Daniel Radcliffe, Zoe Kazan, Adam Driver, Megan Park, Mackenzie Davis, Rafe Spall
Länge: 98 Minuten
Verleih: Senator/ Central
Kinostart: 9. April 2015
 

Pressestimmen:

"Ein Film, der überraschende Funken aus vertrauten Problemen der Paarbildung schlägt. ... eine Liebeskomödie, die ausnahmsweise wirklich mal berührend und lustig ist."
Spiegel online

"Frech, witzig, romantisch und sehr unterhaltsam."
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

Nach einer geradezu traumatisch gescheiterten Beziehung ist Wallace (Daniel Radcliffe) nicht auf der Suche nach einer Beziehung, als er Chantry (Zoe Kazan) kennen lernt. Zum Glück, denn Chantry ist mit Ben (Rafe Spall) liiert und glaubt in ihm den Mann ihres Lebens schon gefunden zu haben. Also beschließen Wallace und Chantry, nur Freunde zu sein und beginnen, viel Zeit miteinander zu bringen. Lange geht das gut, auch wenn weder Ben noch Wallace' Mitbewohner Allan (Adam Driver) dem platonischen Braten wirklich trauen. Als Ben des Berufs wegen schließlich nach Dublin zieht, beginnt das Verhältnis zwischen Wallace und Chantry immer inniger zu werden, doch keiner der beiden wagt es, zu seinen Gefühlen zu stehen.

Leben manche Filmgenres von der Überraschung, basieren andere auf dem Gegenteil und tun alles, um Überraschungen zu vermeiden. Genauso wenig wie man daran zweifelt, dass James Bond jedes Mal wieder die Welt retten wird, genauso wenig zweifelt man in einer romantischen Komödie daran, dass die füreinander Bestimmten zueinander finden werden. Alles andere als ein Happy End wäre geradezu ein Affront des Publikums und wird daher tunlichst vermieden. Das Vergnügen an einem Film wie „Harry & Sally“, „Pretty Woman“ oder nun „What if“ liegt also daran zu wissen, was passieren wird und 100 Minuten zuzusehen, wie die füreinander Bestimmten es immer wieder schaffen, das Offensichtliche nicht wahr zu nehmen.

So ein Film, der nicht von seiner Geschichte, einem straffen Plot oder überraschenden Wendungen lebt, kann nur funktionieren, wenn die Hauptfiguren so sympathisch sind, dass man ihnen gern zusieht, egal was sie tun, egal wie blind für ihr Gegenüber sie zu sein scheinen. Und auf diesem Gebiet kann „What if“ voll punkten: Mit Ex-Harry Potter Daniel Radcliffe, der sich langsam eine Filmkarriere nach der erfolgreichen Zauberlehrling-Serie aufbaut und Zoe Kazan, die schon viele Indie-Filme mit ihrem unkonventionellen Charme bereicherte, stehen zwei sympathische Charaktere im Mittelpunkt, denen ein unkonventionelles Doppel an die Seite gestellt ist. Während Wallace und Chantry eher normal wirken, ein wenig schüchtern und unsicher agieren, sind Wallace' Mitbewohner und bester Freund Allan und dessen Freundin und spätere Frau Dalia (Megan Park) das genaue Gegenteil: Extrovertiert, ausgeflippt und in Beziehungsdingen deutlich weniger verkopft als Wallace und Chantry.

Wenn die beiden am Ende, nach schier endlosen Irrungen und Wirrungen, einem ewigen hin und her der Gefühle, schließlich doch zueinander finden, dann ist das zwar nicht ganz so ergreifend wie das Zusammenfinden von Harry und Sally. Dafür ist „What If“ dann doch nicht erwachsen genug, ist zu sehr in einer noch unbestimmten Studentenzeit verankert. Doch dank seiner sympathischen Hauptdarsteller ist Michael Dowse dennoch eine sehenswerte romantische Komödie gelungen, die die Muster des Genres gekonnt variiert.
 
Michael Meyns