The Fall Guy

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Im Fußball heißt es „Was zählt, ist auf dem Platz“, beim Kino könnte man sagen „Was zählt ist auf der Leinwand.“ Wie die im besten Falle aufregenden Bilder entstehen, interessiert meist weniger, weswegen auch die Stuntleute meist nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Dem hilft der Ex-Stuntman David Leitch mit seinem Film „The Fall Guy“ ab, der weniger Film als Hommage ist, eine hanebüchene Handlung hat, aber auch – natürlich – gute Stunts!

USA 2024
Regie: David Leitch
Buch: Drew Pearce
Darsteller: Ryan Gosling, Emily Blunt, Winston Duke, Aaron Taylor-Johnson, Hannah Waddingham, Stephanie Hsu

Länge: 126 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 30. April 2024

FILMKRITIK:

Colt Seavers. Die Älteren werden sich vielleicht an diesen Namen erinnern, denn so hieß die Hauptfigur in der 80er Jahre Action-Serie „Ein Colt für alle Fälle“, die fünf Staffeln lang von den Abenteuern eines Stuntmans erzählte, der nebenberuflich als Kopfgeldjäger arbeitete. Und da wir uns momentan tief im Zeitalter der Nostalgie befinden, kam ein mehr oder weniger findiger Produzent offenbar auf die Idee, auch diese alte Serie neu zu beleben.

Ja, das ist die übliche Hollywood-Logik, die lieber auf die Neuauflage oder Variation von bekannten und bewährten Stoffen setzt, statt das Risiko einzugehen, etwas wirklich Neues zu probieren, doch die Art und Weise wie das bei „The Fall Guy“ passiert lässt aus einem Produkt einen sehr unterhaltsamen, in bestem Sinne altmodischen Sommerfilm werden.

Auch in der Filmversion ist Colt Seavers ein Stuntman, gespielt von Ryan Gosling, der sich nach einem schweren Unfall nicht nur von der Arbeit, sondern auch von seiner großen Liebe Jody Moreno (Emily Blunt) zurückgezogen hat. Die dreht inzwischen einen Film in Australien, ein stuntlastiges Actionspektakel namens „Metalstorm.“ Dessen Produzentin Gail Meyer (Hannah Waddingham) holt Colt mit der Lüge zurück ins Boot, dass Jody unbedingt wieder mit ihm arbeiten will. Doch der eigentliche Grund ist das Verschwinden des Hauptdarstellers Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson), dem Colt wie aus dem Gesicht geschnitten ist, inklusive blondierten Haaren und gerne präsentiertem muskulösen Oberkörper.

Mehr noch als die Serie folgt der Film der etwas seltsam anmutenden Logik, dass ein Stuntman, der vor der Kamera atemberaubende, gefährliche Stunts durchführt, auch im wirklichen Leben praktisch unverwüstlich ist und auch zum Detektiv taugt. Das führt zu etlichen halsbrecherischen Actionszenen quer durch die Innenstadt Sydneys, am Strand und natürlich vor der Kulisse der legendären Oper.

Zusammengehalten wird die mehr als lose Story jedoch durch die Chemie der beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emily Blunt, die im letzten Jahr noch auf den beiden Seiten des Barbenheimer-Phänomens standen und die Rivalität jener Filme auf der Werbetour für den neuen ausgiebig genutzt haben. Der beschränkt sich darauf, gut auszusehen, sich im strahlenden Glanz seiner Akteure zu suhlen und Wortspiele anzudeuten, um dann nichts aus ihnen zu machen: Auf zweiter Ebene bedeutet etwa Fall Guy – also der Typ, der fällt – im englischen so viel wie Bauernopfer, ein an sich sehr cleverer Dreh, der allerdings nicht weiter genutzt wird. Viel wichtiger ist es dem Ex-Stuntman David Leitch, der einst Brad Pitts Stuntdouble bei Filmen wie „Fight Club“ oder „Oceans 11“ war und nun seit einigen Jahren selbst Regie bei actionlastigen Filmen wie „Atomic Blonde“ oder „Bullet Train“ führt, den oft vergessenen Helden hinter der Kamera ein Denkmal zu setzen. Auf dieser Ebene ist „The Fall Guy“ ohne Frage ein voller Erfolg, auch wenn dabei ein Film entstand, der komplett auf Oberflächenreize setzt.

 

Michael Meyns