The Impossible

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Acht Jahre sind vergangen, seit Südostasien am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 von einem tödlichen Tsunami erfasst wurde. Basierend auf der wahren Überlebensgeschichte einer spanischen Urlauberfamilie zeichnet Horrorfilmspezialist Juan Antonio Bayona („Das Waisenhaus“) die dramatischen Stunden und Tage im Angesicht von Verwüstung und Verzweiflung, Tod und Hoffnung auf atemberaubend realistische Weise nach und zwingt dem Zuschauer eine Achterbahnfahrt der Gefühle auf.

Webseite: www.impossible-film.de

Spanien 2011
Regie: Juan Antonio Bayona
Darsteller: Naomi Watts, Ewan McGregor, Tom Holland, Samuel Joslin, Oaklee Pendergast, Sönke Möring, Geraldine Chaplin
114 Minuten
Verleih: Concorde
Kinostart: 31.1.2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Es muss ja nicht immer nur parapsychologischer Horror sein, wenn es um Gruselstunden vor der Leinwand geht. Eine gewaschene Naturkatastrophe – gut und überzeugend umgesetzt - tut’s, wie nun Juan Antonio Bayona beweist, auch. In „Das Waisenhaus“ hat der spanische Regisseur 2007 ganz ohne Zombies oder genretypische Blut- und Schockmomente für Mystery-Suspense gesorgt, nun ist’s die Odyssee einer fünfköpfigen Familie, die eben noch Spaß am Swimming-Pool ihres Urlaubsressorts auf der thailändischen Insel Khao Lak hat, die einen mitnimmt auf einen Trip, den man so nicht einmal zu träumen hoffen würde.

Ein bisschen Panikstimmung verbreitet Bayona schon gleich in der Eröffnungssequenz, dem Anflug des britischen Ehepaares Henry und Maria Bennett (Ewan McGregor und Naomi Watts) und ihrer drei Söhne in den Urlaub in der thailändischen Andamanensee. Turbulenzen im Luftraum lassen den Flieger gefährlich rumpeln und einigen Passagieren an Bord kurzzeitig das Herz in die Hose rutschen. Die Eheleute streiten sich kurz darauf, ob sie daheim die Alarmanlage ihres Hauses eingeschaltet haben. Nichtigkeiten in Bezug auf das, was wenige Minuten später nach der weihnachtlichen Bescherung über die Familie und das Ferienparadies hereinbricht.

Wie schon vor zwei Jahren in Clint Eastwoods „Hereafter – Das Leben danach“ staunt man auch nun wieder über den Realismus, mit dem die computergenerierten Bilder die meterhohe Tsunami-Flutwelle unentrinnbar über die Küste brechen lassen. Palmen knicken da ab als wären sie Streichhölzer. Autos werden mitgerissen wie Papierschiffchen. Und die von den Wassermassen mitgerissenen Menschen müssen sich vorkommen wie Gefangene im Vollprogramm einer Monsterwaschmaschine, nur eben ohne Weichspüler, sondern stets der Gefahr ausgesetzt, aufgrund der enormen Strömung gegen feststehende Hindernisse katapultiert zu werden und sich zu verletzen. Bayona inszeniert diesen Katastrophenhorror als schmerzhafte Höllentortur – entrinnen ausgeschlossen.

Auch Maria, für die sich der Film zunächst interessiert (und deren spanischer Counterpart mit seinem Erfahrungsbericht die Vorlage für dieses selbst durchlebte Schreckens- und Schicksalsszenario lieferte), kommt nicht ungeschoren aus diesem Wechselbad der Gefühle heraus. Aber immerhin: sie überlebt mit nicht ganz unkritischen Verletzungen, findet ihren ältesten Sohn Lucas (Tom Holland) und einen anderen kleinen Buben gleich mit und damit bereits ein wenig Hoffnung und Trost im angesicht der tödlichen Katastrophe. Es folgt ein weiteres Irren und Wirren vorbei an verzweifelten Mitopfern, bis Maria endlich in einem Provinzkrankenhaus versorgt ist. Als Ärztin kann sie ihre eigene Versorgungslage und was gut für sie ist ganz gut einschätzen, mal abgesehen von einer üblen Verletzung am Bein, die sie der Sohn schon mal rein aus psychologischen Gründen nicht anschauen lässt und den Zustand der Wunde herunterspielt.

Die Zustände nicht nur im Krankenhaus, sondern auch das Chaos auf dem ganzen Küstenabschnitt, der allgemeine Schockzustand, Verzweiflung, Angst, teilweise auch schon Trauer, irgendwo auch eine sich breit machende Hilflosigkeit – all das transportiert dieser Film, und zwar so, als würde man soeben Zeuge der über Khao Lak hereingebrochenen Naturkatastrophe werden. Was den Suspense zudem aufrecht erhält, das sind letztlich auch jene Situationen, die das vermeintlich Unmögliche dieser Überlebensgeschichte, wie es der Filmtitel suggeriert, zu etwas Unglaublichem – einer Fülle von Wundern – werden lassen. Wiederholt sind die gewaltsam auseinander gerissenen Familienmitglieder nur wenige Meter voneinander entfernt, ohne voneinander zu wissen. Eingestreute Binnenerzählungen mit Gastauftritten von Sönke Möhring und der auch schon in „Das Waisenhaus“ mitspielenden Geraldine Chaplin potenzieren das Drama zudem und lassen einen nicht zur Ruhe kommen.

Eben weil es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, die immer noch eine starke Präsenz im mediengefütterten kollektiven Bewusstsein hat, fühlt sich dieser Film eben auch meisterlich echt an – auch wenn man ein solches Schicksal niemandem wünschen mag. Und obschon zu erahnen ist, dass sich die Familie am Ende in den Armen liegen wird, so ist es dennoch spannend und emotional absolut packend, im Verlauf des Films darüber zu erfahren, wie Vater Henry und die beiden Zwillinge sich auf verschlungenen Wegen wiederfinden und Eltern und Geschwister wiedervereint werden. Manche mögen diesen erwartbaren Moment kitschig finden, aber so hat er sich nun mal zugetragen. Das dabei suggerierte Happy-End freilich ist jedoch nur oberflächlich. Denn dass die Überlebenden ganz sicher bis heute an den Erlebnissen dieser Katastrophe zu knabbern haben, das macht auch Regisseur Bayona am Ende deutlich, als er Maria nochmals Bilder jener Momente, in denen sie bereits den Tod vor Augen hatte, erinnern lässt.

Thomas Volkmann

Die Katastrophe von Weihnachten 2004: der Tsunami in Thailand. Schon Mengen sind darüber berichtet worden, hier jetzt aber ein Film über eine wahre Begebenheit, ein wahres Familienschicksal.

Eine amerikanische Familie, Vater, Mutter und drei Buben noch im Kindesalter machen am Strand Weihnachtsferien. Die ersten beiden Tage verbringen sie in freudiger, festlicher Stimmung. Dann der 26.Dezember. Schon das Seebeben erschreckt alle, doch das ist in jenem Erdteil offenbar nichts Ungewöhnliches.

Jetzt der Tsunami. Man kannte es bereits aus den schrecklichen Fernsehbildern: Alles, aber auch alles wird weggerollt, weggeschwemmt, verwüstet. Der Vater und die zwei kleineren Söhne werden mitgerissen. Glücklicherweise können sie sich retten.

Die Mutter, Muriel, und der ältere Bub, Lucas, bekommen keinen Halt mehr. Die verheerende Unglückswelle trägt sie mit, trennt die beiden, vereinigt sie wieder – all das unter Todesgefahr. Muriel wird lebensgefährlich verletzt.

Dann endlich zwei Helfer, die die Schwerverletzte notdürftig verbinden können. Später ein provisorisches Hospital. Schließlich die rettende Operation. Muriel rang tagelang mit dem Tod.

Gleich nach dem Unglück übergibt der Vater die zwei Kleinsten einem Kindertransport, er will seine Frau und Lucas suchen. Das Menschengewirr, die Sucherei, die allgemeine Verzweiflung, sie sind unvorstellbar.

Und doch: Nach tagelangem Umherirren, durch Zufall oder mit Glück, finden sich alle fünf. „The Impossible“ – das Unmögliche ist möglich geworden.

Jeder kann Gott danken, wenn ihm etwas derart Schreckliches im Leben nie passiert.

Von der Katastrophe abgesehen ist der Film von Interesse, weil eine glückliche Geschichte wiedergegeben wird, die sich in dem großen Unglück so zugetragen hat. Das Furchtbare wie das Schöne werden ziemlich realistisch geschildert, der dramaturgische Stil ist mit dem Dokumentarischen gemischt. Dass das Ganze auch bis zu einem gewissen Grad kinomäßig, emotional und sentimental aufgepäppelt wurde, versteht sich. Naturgemäß fehlt die den Kinozuschauer gefangen nehmende Spannung keineswegs.

Sehr gut besetzt sind die Elternrollen mit der einnehmenden und überzeugend agierenden Naomi Watts (Mutter) und mit dem ebenso gut spielenden Ewan McGregor (Vater). Auch der junge Darsteller des Lucas (Tom Holland) wird sicherlich noch von sich reden machen.

Thomas Engel