The King’s Speech

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Tom Hoopers „The King’s Speech“ ist ein klassischer Oscar-Film: Ein historisches Setting, eine Hauptfigur – noch dazu ein zukünftiger König –, der eine körperliche Einschränkung überwindet und in einem anrührenden Finale der Welt zeigt, was er kann. Narrativ ist das nicht wirklich aufregend, aber exzellent gemacht und getragen von einem brillanten Colin Firth, der aller Wahrscheinlichkeit nach ein paar Tage nach Filmstart den Oscar bekommen wird.

Webseite: www.senator.de

GB/USA 2010
Regie: Tom Hooper
Drehbuch: David Seidler
Darsteller: Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Derek Jacobi, Michael Gambon, Claire Bloom
Länge: 118 Min.
Verleih: Senator
Kinostart: 17. Februar 2011
 

PRESSESTIMMEN:

Fesselnd, pointiert und sehr bewegend. Ein wunderbarer Film!
ZDF Heute-Journal

Ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Historiendrama von shakespearescher Finesse.
DER SPIEGEL

...spannend, anrührend, amüsant und großartig gespielt.
Brigitte

Irrsinnig unterhaltsam...
KulturSPIEGEL

FILMKRITIK:

Es ist nur ein unbedeutendes Pferderennen, bei dem Prinz Albert von York, genannt Bertie, eine Rede halten soll. Doch kaum leuchtet der rote Knopf am Mikrofon, obsiegt zuverlässig die Nervosität, und Bertie beginnt unter den sich peinlich berührt abwendenden Zuschauern zu stottern. Alle möglichen und unmöglichen Behandlungsmethoden haben Bertie (Colin Firth) und seine Frau Elizabeth, die spätere Queen Mom (Helena Bonham Carter) schon in Erwägung gezogen, geholfen hat keine. Sehr zum Verdruss von Berties autoritärem Vater König George V (Michael Gambon), und das, obwohl Bertie eigentlich gar keine Aussichten auf den Thron hat. Er ist der jüngere Bruder vom zukünftigen König Edward VIII. (Guy Pearce), einem strahlenden, selbstbewussten Lebemann. Der allerdings eine Schwäche für die Damen hat und im Besonderen für die schon zwei Mal verheiratete Wallis Simpson.

Doch diese faszinierende historische Episode ist nur Hintergrund in Tom Hoopers Film, ebenso wie der sich anbahnende Zweite Weltkrieg. Ähnlich wie „The Queen“ entfaltet auch „The King’s Speech“ ein historisches Panorama anhand einer Person und ihrer zunehmenden Selbsterkenntnis. Für Bertie ist der Auslöser für seinen Wandel der unkonventionelle Logopäde Lionel Logue (Geoffrey Rush). Lionel, ein Mann aus dem Volk, dazu noch Australier und nicht gerade mit größtem Respekt für königliche Hoheiten ausgestattet, bemüht einen psychologischen Ansatz, um die Probleme des zukünftigen Königs zu lösen. Mehr als widerwillig lässt sich Bertie auf die Behandlung ein, die ihre Komik vor allem daraus bezieht, einen Adeligen bei bizarren Entspannungsübungen und ausufernden Fluchtiraden zu beobachten.

Dass die Ursachen für Berties Stottern in seiner Rolle als Zweitgeborener liegen, der ständig im Schatten seines Bruders stand und den Erwartungen eines autoritären Vaters nie recht wurde, ist so offensichtlich wie banal. Vielleicht deswegen hält sich der Film kaum mit solchen Nebensächlichkeiten auf, sondern schwelgt in der Dramatik der Simpson-Affäre. Nach dem Tod von George V. findet sich Edward plötzlich auf dem Thron – und entscheidet sich für das Undenkbare: Aus Liebe zu Wallis Simpson verzichtet er auf die Krone und überlässt das schwierige Amt seinem Bruder. So ist der Weg frei für die finale, titelgebende Rede des Königs, mit der Bertie, nun als König George VI., seine Sprachschwierigkeiten überwindet, um die Nation auf den schweren Weg des gerade angebrochenen Kampfes gegen Hitler einzustimmen.

Für einen Moment deutet der Film hier eine interessante Gegenüberstellung an: Auf der einen Seite der Stotterer George VI, auf der anderen der brillante Redner Hitler. Doch auch dieses Potential verschenkt der Film, der im Sauseschritt durch die Geschichte rennt. Mal taucht Winston Churchill auf, kurz ist Nevil Chamberlain zu sehen, doch wirkliches Interesse an den historischen Umständen hat „The King’s Speech“ nicht. Er konzentriert sich ganz auf die Darstellungskünste Colin Firths. Was man ihm nicht wirklich verdenken kann, so eindrucksvoll und überzeugend spielt Firth einmal mehr. So wird aus einem inhaltlich wenig überraschenden Historienfilm dann doch eine mitreißende Charakterstudie, deren Emotion man sich kaum entziehen kann.

Michael Meyns

Eine ebenso verblüffende wie wahre Geschichte, die in London, genauer gesagt in der Königlichen Familie spielt.

30er Jahre. George V. ist schon älter und vor allem nicht mehr gesund. Sein Sohn David soll als Edward VIII. den Thron übernehmen. Doch der liebt die geschiedene Amerikanerin Wally Simpson. Als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche kann der König aber niemals eine geschiedene Frau heiraten. Deshalb dankt Edward 1936 ab. Krise der Monarchie. Jetzt ist Davids jüngerer Bruder „Bertie“ an der Reihe. Als George VI. (Vater der jetzigen Queen) übernimmt er das Königsamt.

Allerdings gibt es ein großes Problem. Der König stottert hoffnungslos. Als er, noch als Herzog und Prinz, eine Rede zu einer Empire-Ausstellung im Wembley-Stadion halten muss, endet das mit einer Katastrophe. Das Selbstbewusstsein des Mannes ist am Boden.

Seine Frau Elisabeth versucht ihm verzweifelt zu helfen. Mehrere Versuche scheitern. Da treibt sie den Australier Lionel Logue auf, einen begabten wenn auch nicht ausgebildeten Sprachpädagogen. Für Logue gilt aber nicht das Demut erfordernde hochherrschaftliche Getue des Adels sondern das Wissen um die eigenen Fähigkeiten, das freie Leben eines Australiers, die Forderung, dass die Dinge so zu geschehen haben, wie er mit seinen unorthodoxen Methoden es wünscht, beispielsweise dass die Sprachstunden nicht im Palast stattzufinden haben sondern bei ihm zuhause.

Der Krach zwischen Logue und dem König ist also programmiert, und dies nicht nur einmal. Elisabeth sucht immer wieder zu vermitteln.

Im Laufe der Zeit jedoch finden die beiden Männer zu einer wunderbaren Freundschaft. Und als der König später wichtige Reden zu halten hat, etwa zu seiner Krönung und 1939 zur Kriegserklärung Englands an Deutschland, ist das Stottern total überwunden.

Wie oft wurde der Film schon mit Preisen bedacht und nominiert. Er ist aber auch ein Riesenwurf. Sicherlich einer der besten Film der letzten Zeit. Im Drehbuch wurde alles genau recherchiert – Königshaus wie Familie Logue – und dramatisch erstklassig arrangiert. Auch die authentischen Schauplätze sind eine Pracht.

Bleiben die Darsteller. Helena Bonham Carter ist Berties Gattin Elisabeth. Eine kleinere Rolle, aber sehr gut. Und die beiden Männer? Der Brite Colin Firth als Georg VI. und der Australier Geoffrey Rush als Logue sind überragend. Besser kann man diese Rollen, des Königs Unsicherheit und Logues Selbstsicherheit, einfach nicht spielen! Sensationell.
Das könnten Oscars werden. Golden Globes gab es schon.

Thomas Engel