The Monkey

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Wie der Vater, so der Sohn: In der Rolle des mörderischen Motelbesitzers Norman Bates stieg Anthony Perkins zu einer Horrorikone auf. Und auch sein Filius schickt sich an, nachhaltige Spuren im Genre zu hinterlassen. Mit seiner Stephen-King-Adaption „The Monkey“ dringt Osgood Perkins allerdings zum ersten Mal in seiner Regiekarriere in den Bereich des Fun-Splatters vor. Handfestes Grauen macht sich dabei eher nicht breit.

Webseite: https://tickets.plaionpictures.com/the-monkey/inhalt

USA 2025
Regie: Osgood Perkins
Drehbuch: Osgood Perkins nach der Kurzgeschichte „The Monkey“ von Stephen King
Cast: Theo James, Christian Convery, Tatiana Maslany, Colin O’Brien, Rohan Campbell, Sarah Levy, Adam Scott, Osgood Perkins, Nicco Del Rio, Elijah Wood u. a.

Länge: 98 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Verleih/Vertrieb: Plaion Pictures GmbH/Studicanal GmbH
Kinostart: 20. Februar 2025

FILMKRITIK:

Erst 2024 landete der 1974 geborene Filmemacher einen Überraschungscoup an den Kinokassen. Sein übernatürlicher Serienkillerthriller „Longlegs“, in dem ein bis zur Unkenntlichkeit geschminkter Nicolas Cage einen dämonischen Manipulator verkörpert, spielte ein Vielfaches seiner Produktionskosten ein und wurde von manchen Kritikern gar als eine der unheimlichsten Leinwandarbeiten der letzten Jahre gefeiert. „The Monkey“ geht nun in eine andere Richtung, versucht den Spagat zwischen Grusel und absurder Komik – wobei vor allem Letztere im Fokus steht.

Was man von der Verfilmung einer Kurzgeschichte nach Horrorpapst Stephen King erwarten darf, gibt schon der betont bizarre Prolog vor: Flugkapitän Petey Shelburn (Adam Scott) betritt darin spürbar außer sich eine Pfandleihe und will dem Besitzer einen Spielzeugaffen aufschwatzen, bei dem es sich – so betont er – eben nicht um harmlosen Kinderkram handelt. Tatsache! Denn nachdem das Tier auf sein Trömmelchen geschlagen hat, kommt es zu einer Verkettung unglücklicher Umstände, die das Blut fröhlich spritzen lassen.

Dass mit dem mechanischen Primaten irgendetwas nicht stimmt, merken auch Peteys Zwillingssöhne Hal und Bill (beide gespielt von Christian Convery), denen das angestaubte Ding beim Wühlen in den Sachen ihres von zu Hause abgehauenen Vaters in die Hände fällt. Einmal aufgezogen, sterben in ihrem Umfeld plötzlich mehrere Menschen auf höchst groteske Weise. Als die beiden grundverschiedenen Kids den Affen in einem Brunnen versenken, glauben sie, dem Spuk ein Ende bereitet zu haben. Doch rund 25 Jahre später fangen die tödlichen Katastrophen von neuem an. Hal (nun dargestellt von Theo James) begibt sich mit seinem ebenfalls Petey genannten Sohn (Colin O’Brien) auf einen Roadtrip und will der Sache auf den Grund gehen.

„The Monkey“ beweist einmal mehr, dass der auch in einer kleinen Nebenrolle auftauchende Regisseur ein Auge für sorgsam arrangierte Bilder hat. Die Horrorkomödie ist hübsch anzuschauen und verströmt auf beiden Zeitebenen einen starken Retroflair. Räume sind mit Liebe zum Detail ausgestattet, während die manchmal leicht schrägen Perspektiven unterstreichen, dass wir hier in eine merkwürdig aus den Fugen geratene Welt eintauchen. Eine Welt, in der Erwachsene wie Hals und Bills alleinerziehende Mutter Lois (Tatiana Maslany) ständig harsche Wahrheiten aussprechen, die man Kindern eigentlich ersparen würde.

Echtes Unbehagen stellt sich dennoch nur ganz selten ein. Daran können auch der durchaus schaurig aussehende Affe und die bedrohlich grollende Musik nichts ändern. Immer wieder nutzt Perkins das Ableben einzelner Figuren für verspielte, blutriefende Slapstick-Einlagen und wendet die im Kern dramatische Familiengeschichte ins Alberne. Obschon der Film von kindlichen Traumata, Geschwisterneid und den Kräften des Unbewussten erzählt, bleibt der Ton augenzwinkernd und heiter – womit sich die Leinwandadaption von ihrer Vorlage wegbewegt.

Manche Todesarten sind zweifellos kreativ inszeniert. Mit der Zeit nutzt sich die Taktik aber auch ein wenig ab. Und „The Monkey“ wirkt zunehmend wie eine „Final Destination“-Variante mit nostalgischem Charme und vielen Anspielungen auf Stephen Kings Gesamtwerk. Dass sich Perkins nach mehreren ernsten Horrorstreifen auf einem anderen Gebiet des Genres austoben möchte, ist nur zu verständlich. Bei allem Sinn für makabre Komik hätte er aber etwas mehr Schrecken in seine Bilder einarbeiten können. Wie man beide Pole besser ausbalanciert, zeigte Ende 2024 etwa das klaustrophobische Kammerspiel „Heretic“ mit Hugh Grant als sardonischem Glaubenskritiker.

 

Christopher Diekhaus