The Social Network

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Facebook, das größte soziale Netzwerk des Internets, wirkt auf den ersten Blick wie ein untypisches Thema für einen Regisseur wie David Fincher. Doch auch wenn in „The Social Network“ fast nur scheinbar harmlose junge Männer zu sehen sind: Unter der glatten Oberfläche der jungen Entrepreneure finden sich die moralischen Abgründe, die Fincher so gnadenlos seziert. Ein stilistisch zwar sehr konservativer, inhaltlich aber höchst aktueller Film über Gier, Sex und viel zu viel Geld.

Webseite: www.500millionenfreunde.de

USA 2010
Regie: David Fincher
Drehbuch: Aaron Sorkin
Darsteller: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake, Rooney Mara, Max Minghella, Rashida Jones
Länge: 121 Min.
Verleih: Sony
Kinostart: 7. Oktober 2010
 

PRESSESTIMMEN:

...enorm unterhaltsam und scharfsinnig... Der aktuellste Film des Jahres - und auch einer der besten.
Stern

Meisterregisseur David Fincher ist ein kultverdächtiger Film gelungen - klug, rasant, witzig, ganz direkt am Puls der Zeit. Ein moderner Wirtschaftskrimi rund um die Generation 2.0.
ZDF Heute-Journal

FILMKRITIK:

Neben Google, Twitter und einigen anderen ist Facebook das größte Phänomen der Internetkultur der Nuller Jahre. Seit die Seite – damals noch als Thefacebook – Anfang 2004 online ging, erlebt sie ein nicht zu stoppendes Wachstum. Momentan sind weltweit über 500 Millionen Menschen bei Facebook angemeldet, beläuft sich der Wert der Firma an den Börsen auf über elf Milliarden Dollar und hat ihren Erfinder Mark Zuckerberg zum jüngsten Milliardär aller Zeiten gemacht. Doch der Gründer dieses sozialen Netzwerks, das geschaffen wurde, um mit Freunden zu kommunizieren und neue zu finden, ist selbst ein „sozial inkompetentes Arschloch“, wie seine bald Ex-Freundin ihn gleich zu Beginn des Films nennt. Aus diesem Gegensatz speist sich die Dynamik von David Finchers Film, der zwar von einem Internet-Phänomen erzählt, aber fast vollständig auf Bilder von Computer-Nerds verzichtet, die vor ihren Rechner sitzen. Stattdessen bilden zwei Prozesse den roten Faden, von dem ausgehend in langen Rückblenden die Geschichte Facebooks aufgezeigt wird. Prozesse, die Zuckerberg mit Vergleichen abschließt, da ihm seine Anwälte klar machen, dass er mit seiner, vorsichtig ausgedrückt schwierigen Persönlichkeit vor einer Geschworenjury keine Chance hätte.

Gespielt wird dieser Zuckerberg von Jesse Eisenberg, der mit seinem blassen, ungesunden Teint in den letzten Jahren zum Vorzeige Teenager zahlreicher Coming-of-Age-Geschichten wurde, hier aber eine ganz andere Seite seiner Persönlichkeit zeigen kann. Er spielt Zuckerberg als Getriebenen, der kaum eine Entscheidung aus eigener Entschlossenheit fällt, sondern von Kommilitonen, seinen wenigen Freunden und später Beratern beeinflusst wird. Dass er sowohl von drei anderen Harvard-Studenten, die ihn beschuldigen, die Idee für Facebook von ihnen gestohlen zu haben, verklagt wird, als auch von seinem einzigen echten Freund, der aus dem wachsenden Unternehmen verdrängt wurde, kann man als ironisch, aber auch als fundamentale Tragik des Charakters sehen. Während Facebook für viele junge Leute zum Maßstab ihrer Beliebtheit geworden ist, ein virtuelles „ich mag/ ich mag nicht“ über Wohl und Wehe entscheidet, ist Zuckerberg selbst zwar ein virtueller Held, im wahren Leben jedoch ein Nichts. Unermesslich reich zwar, aber doch isoliert. Wie es dazu kommen konnte versucht Fincher – der hier ein Drehbuch von Araon Sorkin ziemlich penibel und ohne eigene Zusätze verfilmt – gar nicht erst zu erklären. Es mag der Sog des Erfolgs sein, der plötzliche Ruhm, der rasante Wachstum einer Firma, die kaum zu kontrollieren ist, wirklich tangiert scheint Zuckerberg, zumindest so wie er hier gezeigt wird, von nichts zu sein.

So ist „The Social Network“ zwar vordergründig eine Charakterstudie, funktioniert in erster Linie aber als Portrait einer Generation. Exemplarisch für die so genannten dotcom-Millionäre, jene meist sehr jungen, meist männlichen Nerds, die mit einer einfachen Idee ins Internet gingen und bald millionenschwer waren. Kaum etwas symbolisiert die Exzesse der Weltwirtschaft in den letzten Jahren so gut wie diese Internet-Millionäre, deren Firmen in erster Linie wegen ihres Potentials so unermesslich wertvoll sind. Dass sich dieses Potential oft als Illusion erwiesen hat, das hinter einer glatten Fassade oft wenig Substanz steckt, auch das zeigt Finchers Film. Stilistisch ist das im Gegensatz zu Filmen wie „Seven“ und vor allem „Fight Club“ zwar sehr zurückhaltend, um nicht zu sagen konservativ gefilmt, inhaltlich aber ist „The Social Network“ der komplexeste, rundeste Film, den David Fincher bislang vorgelegt hat.

Michael Meyns

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