Thelma – Rache war nie süßer

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Hier gibt’s was zu lachen: In der vermutlich langsamsten Action-Komödie aller Zeiten haut Oma Thelma so richtig auf den Putz und sorgt für augenzwinkernde Hochspannung – inklusive vieler Filmzitate, von „Mission Impossible“ bis „The Dark Knight“.
Der Comedian und Autor Josh Margolin hat mit seinem Kinodebüt, inspiriert durch seine eigene Großmutter, eine herrliche Wohlfühlkomödie geschaffen. Sein Star, die oscar-nominierte June Squibb, spielt mit über 90 Jahren ihre erste Hauptrolle als Oma auf dem Kriegspfad. Sie will sich ihr Geld zurückholen, das ihr von Telefonbetrügern genommen wurde. Und dafür ist Thelma jedes Mittel recht!

Webseite: https://www.upig.de/micro/thelma-rache-war-nie-suesser
Originaltitel: Thelma
USA 2024
Regie und Drehbuch: Josh Margolin
Darsteller: June Squibb, Fred Hechinger, Parker Posey, Clark Gregg, Richard Roundtree, Malcolm McDowell
Kamera: David Bolen
Musik: Nick Chuba
Länge: 97 Minuten
Verleih: Universal
Start: 10. Oktober 2024

FILMKRITIK:

Wer 93 Jahre alt ist, hat normalerweise nicht nur viel zu erzählen, sondern auch so einiges verkraften und überstehen müssen. Das gilt auch für Thelma, die zwar verschiedene Zipperleins hat, aber noch immer selbst für sich sorgen kann. Vor ein paar Jahren ist ihr Mann gestorben, doch auch diesen Schicksalsschlag hat Thelma ganz gut weggesteckt. Sie kommt alleine ganz gut zurecht, ihr Tag ist ausgefüllt mit Handarbeiten, Fitnessübungen, Computerspielen und Fernsehen. Manchmal kommt ihr Enkel Danny vorbei, mit dem sonst nicht viel los ist, der sich aber immer sehr lieb um seine Oma kümmert, für sie einkaufen geht und ihr bei Computerproblemen hilft. Mit Danny versteht sich Thelma deutlich besser als mit ihrer Tochter, die ihre Mutter am liebsten ins Altersheim schicken würde. Aber Thelma denkt gar nicht daran, ihre Selbständigkeit aufzugeben.

Umso schlimmer trifft es Thelma, dass sie auf die „Enkeltrick-Masche“ hereingefallen ist. Ihre gesamten Ersparnisse sind dabei draufgegangen, aber das ist eigentlich nicht so schlimm wie die Tatsache, dass sie nun vor ihrer Familie als hilflose alte Frau dasteht, die nicht mehr alleine klarkommt. Für Thelma gibt es da nur eine mögliche Lösung: Ganz wie ihr großes Vorbild Tom Cruise, der ebenfalls niemals aufgegeben hat, startet sie einen Rachefeldzug, um ihr Geld zurückzuholen. Und wenn Thelma erstmal so richtig loslegt, dann haben Gangster, Gauner und Verbrecher keine Chance!

Josh Margolin hat für sein Kinodebüt mit June Squibb (Jahrgang 1929!) die ideale Besetzung für die Hauptrolle gefunden. Nicht nur, dass sie die meisten der für alte Leute durchaus wagemutigen Stunts selbst ausgeführt hat, sondern sie trifft mit ihrem trockenen Humor und ihrem knorrigen Charme immer den richtigen Ton. Dabei geht es in der freundlichen Dramödie mit hohem Wohlfühlfaktor so ganz nebenbei um durchaus ernsthafte Themen: ums Älterwerden in Würde und um den Kampf gegen die Einsamkeit beispielsweise. Aber hauptsächlich geht es der zu allem entschlossenen Thelma darum, sich zu rehabilitieren. Und um Rache und/oder Gerechtigkeit, auch wenn sie die Begriffe vielleicht nicht so hundertprozentig voneinander trennen kann. Nur gut, dass sie noch einen Mitstreiter findet, der Thelmas Tatendrang ein wenig im Rahmen hält: Ben, ein guter Freund. Er verfügt über einen klaren Verstand und ist dabei so liebenswürdig, dass er sich allerbestens für eine Verbrecherjagd eignet. Außerdem hat Ben den coolsten aller Doppelsitzer-Rollstühle. Richard Roundtree („Shaft“) spielt hier mit pfiffiger Altersweisheit seine letzte Rolle. Der Film bringt noch ein weiteres Wiedersehen mit einem Veteranen des Weltkinos: Malcolm McDowell, einer der bewährtesten Fieslinge der Filmgeschichte, muss sich hier ebenso wie Richard Roundtree mächtig anstrengen, um gegen June Squibb zu bestehen, die alle Register ihres schauspielerischen Könnens zieht – Rollstuhl-Verfolgungsjagden und andere spektakuläre Aktionen inklusive.

Für Filmfans gibt’s als zusätzliche Dreingabe eine bunte Reihe von Filmzitaten und hübschen Running Gags, aber auch ganz zum Schluss noch ein besonderes Schmankerl: den Auftritt von Josh Margolins echter Großmutter. Sie ist inzwischen 103, aber immer noch aktiv. Und wer weiß … vielleicht gibt es ja auch bald noch „Thelma II – die Rückkehr“?

Gaby Sikorski