Things We Lost in the Fire

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Things We Lost in the Fire markiert das Hollywood-Debüt der dänischen Filmemacherin Susanne Bier (Open Hearts, Nach der Hochzeit). Die Regisseurin bleibt trotz des Schauplatzwechsels aber auch bei ihrer ersten englischsprachigen Arbeit vieler ihrer früheren Themen treu. So dreht sich auch dieses Mal alles um einen unerwarteten Schicksalsschlag, der das Leben aller Beteiligten für immer verändern soll. Im Besonderen ähnelt der Film von seiner Struktur Biers vielfach preisgekrönten Familiendrama Brothers, dessen Klasse er jedoch nicht erreicht. Sehenswert ist Things We Lost in the Fire aber dennoch, Benicio Del Toro sei Dank.

Webseite: www.things-we-lost-in-the-fire.de

Things We Lost in the Fire
USA 2007
Regie: Susanne Bier
Drehbuch: Allan Loeb
Musik: Johan Söderqvist
Mit Halle Berry, Benicio Del Toro, David Duchovny, Alexis Llewellyn. Micah Berry, John Carroll Lynch
Laufzeit 120 Minuten
Kinostart: 29.5.2008
Verleih: Universal

PRESSESTIMMEN:

 

Ein von zwei fabelhaften Hauptdarstellern getragener Film, die ihren Charakteren Stärke und Glaubwürdigkeit verleihen und das feinfühlige Drama geschickt im Spannungsfeld zwischen Trauer und Angst vor der nächsten Zukunft in der Schwebe halten. - Sehenswert.
film-dienst

Was kann es Schlimmeres geben, als den Menschen zu verlieren, den man liebt? Vielleicht die Angst, dass das Leben einfach weitergehen könnte, jemand anderes einen doch einzigartigen Menschen ersetzen könnte?
In diesem Dilemma ist dieses beeindruckend gespielte Drama angesiedelt, getragen von einer Cast, die in allen Haupt- und Nebenrollen erstklassig besetzt ist. Eine intensive Kamera, die auf jeden oberflächlichen Effekt verzichtet, lässt den Zuschauer teilnehmen am Familienleben nach der Katastrophe, lässt die inneren Zweifel und Ängste der Beteiligten nachempfinden, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. - Prädikat: Besonders wertvoll 
Filmbewertungsstelle Wiesbaden

FILMKRITIK:

Ein Traumhaus im Grünen, zwei gesunde, aufgeweckte Kinder, eine glückliche Ehe. Für Audrey (Halle Berry) hielt das Leben bislang nahezu ausschließlich Gutes bereit. Das ändert sich erst mit einem tragischen Zwischenfall, der Audrey ihre große Liebe Brian (David Duchovny) für immer entreißen soll. Brian wird hinterrücks erschossen und von einer Sekunde auf die andere ist nichts mehr so, wie es einmal war. Anfangs gelingt es ihr, den Schmerz über diesen unermesslichen Verlust noch zu überspielen. Vor allem gegenüber den Kindern bemüht sie sich, stark zu erscheinen.  

Brians bester Freund Jerry (Benicio Del Toro) empfindet es als seine Verpflichtung, Audrey in dieser schwierigen Zeit beizustehen. Immerhin war Brian oftmals der Einzige, der zu ihm gehalten hat, als es ihm wieder einmal dreckig ging, als seine Heroinsucht sein ganzes Leben zu zerstören drohte. Audrey ist sich zunächst unschlüssig, wie sie auf Jerrys Hilfsangebot reagieren soll. Doch dann fasst sie Vertrauen zu ihm. Schließlich bietet sie Jerry sogar an, in die zu einem Appartement umgestaltete Garage einzuziehen. Obwohl sie weiß, dass er die durch Brians Tod entstandene Lücke vermutlich nicht füllen kann, klammert sie sich an die Hoffnung, dass seine Nähe ihr dabei hilft, mit ihrer Einsamkeit fertig zu werden.

Mit Things We Lost in the Fire gibt die frühere Dogma-Regisseurin Susanne Bier ihren Einstand in Hollywood. Doch abgesehen davon, dass ihre Darsteller nunmehr weitaus prominentere Namen tragen, halten sich die Veränderungen gegenüber ihren früheren Arbeiten sehr in Grenzen. Wieder einmal beschäftigt sich Bier mit der Reaktion von Menschen auf einen unerwarteten Schicksalsschlag, wie sie mit persönlicher Trauer und einem vorher so nicht gekannten Gefühl der Einsamkeit umgehen. Gerade Brothers – Biers preisgekröntes Familiendrama um zwei ungleiche Brüder, von denen der eine sich um die Frau und Familie des anderen kümmert, als dieser nach einem Kampfeinsatz in Afghanistan für tot erklärt wird – scheint es Drehbuchautor Allan Loeb angetan zu haben.

Wenngleich die Verpackung insgesamt eine Spur glatter, edler daherkommt, mehr Hochglanz und weniger Dogma die Komposition der Bilder bestimmt, sind die Konstanten in Biers Werk nicht zu übersehen. Nicht nur, dass sich erneut Johan Söderqvist für die sehr atmosphärische und zurückhaltende Filmmusik verantwortlich zeichnet, Bier bleibt darüber hinaus ihrer Vorliebe für extreme Close Ups und einer recht intuitiven Handkameraführung treu. Immer wieder fixiert die Kamera die Augenpartien der Darsteller, verweilt der Blick des Zuschauers bei kleinen Gesten wie den schüchternen Berührungen zwischen Jerry und Audrey. Damit sagen die Bilder mehr als die bisweilen zu sehr auf Symbolik und Bedeutung getrimmten Dialoge über den Seelenzustand der Figuren aus.

Die Geschichte nimmt in der zweiten Hälfte den erwarten Verlauf. Jerry wird rückfällig, dann auf kalten Entzug gesetzt und bricht schließlich wie Audrey zwar nicht geheilt, aber zumindest mit gestärkten Selbstwertgefühl in einen neuen Lebensabschnitt auf. Hier scheint Things We Lost in the Fire den Weg des geringsten Widerstands gehen zu wollen. Dazu passt, dass sich seine Kernaussage auf drei Worte („Accept the Good“) reduzieren lässt. Mag das Ende manches an Konflikten einfach unter den Teppich kehren und der Film somit nicht zu Biers stärksten Arbeiten gehören, die Leistung der Darsteller bleibt davon unterrührt. Wie schon in Iñárritus Schuld und Sühne-Drama 21 Gramm zieht Benicio Del Toro einmal mehr sämtliche Blicke auf sich. Sein mitreißendes Portrait eines von Selbstzweifeln gequälten Heroinjunkies ist wohl das, was man gemeinhin einen schauspielerischen Parforceritt nennt. Und so ist es wenig verwunderlich, dass ausgerechnet Jerrys Cold Turkey als emotionaler Höhepunkt in Erinnerung bleibt.

Marcus Wessel

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Audrey und Steven Burke führen mit ihren Kindern Harper und Dory ein glückliches Leben. Steven hat der kleinen Dory ein Eis versprochen und ist dabei, es zu besorgen. Er beobachtet, wie ein Kerl seine Frau brutal zusammenschlägt. Er will helfen. Dabei wird er erschossen.

Für Audrey bricht eine Welt zusammen. Ob sie sich je wieder wird auffangen können, ist höchst fraglich. Zur Beerdigung lädt sie Jerry ein, den besten Freund ihres Mannes, den sie allerdings nicht gerade ins Herz geschlossen hat, weil er, der frühere Anwalt, heroinsüchtig ist.

Jerry ist auf das denkbar niedrigste Niveau abgesunken. Weil sie sich allein fühlt und der Hilfe bedarf, lädt Audrey nach einiger Zeit den kranken Jerry ein, in einem Nebengebäude ihres Hauses zu wohnen.

Die beiden leben nicht miteinander, sondern nebeneinander her. Audreys Gefühle sind vor Schmerz wie tot. Dass Jerry ihr näher kommen dürfte, scheint lange Zeit absolut ausgeschlossen. Vielleicht später, viel später. Denn er erweist sich trotz seiner Sucht als hilfreicher, liebevoller, wertvoller Mann. Er versucht clean zu werden, erleidet Rückfälle, macht einen grauenvollen Entzug durch. Die Kinder sind es schließlich, welche das beste Bindeglied zwischen Audrey und Jerry darstellen, die beide eine positive Wandlung durchmachen. Trotzdem, Jerry wird zunächst fortgehen. Doch dass er eines Tages zurückkommen wird, ist jetzt nicht mehr ausgeschlossen.

Zwei unmenschliche, übermenschliche Leidensgeschichten, von der renommierten Regisseurin Susanne Bier so gestaltet, dass man sie hautnah miterleben kann. Durch eine plausible Handlung geführt, spielen Benicio del Toro als Jerry und Halle Berry als Audrey ihren Rollen in wirklich überzeugender Weise. Sehr gut auch die beiden Kinder, dazu John Carroll Lynch als Nachbar und Alison Lohman als Kelly, die für Jerrys Rettung aus der Drogenabhängigkeit mitverantwortlich ist. Nicht zu vergessen Omar Benson Miller als Audreys Bruder Neal.

Wer für schmerzlichste Seiten des Daseins, für einen erbitterten Kampf um die Befreiung aus der Sucht, für Gefühle, die die gesamte mögliche Skala umfassen, und nicht zuletzt für einen beachtlichen künstlerischen Anspruch empfänglich ist, für den ist dieser Film ein Erlebnis.

Thomas Engel