To the Moon

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Zum 55 Mal jährt sich in diesen Tagen die erste Landung auf dem Mond, Grund genug für die amerikanische Weltraumbehörde NASA, sich selbst zu feiern: Im Gewand der romantischen Komödie „To the Moon“, in der Scarlett Johansson eine Werbefachfrau spielt, die – Werbung für die NASA macht. Das hört sich hübsch selbstreflexiv an, hat auch ansprechend pathetische Momente, weiß am Ende aber nicht recht, welche Art Film es sein soll.

Fly me to the Moon
USA 2024
Regie: Greg Berlanti
Buch: Rose Gilroy
Darsteller: Scarlett Johansson, Channing Tatum, Nick Dillenburg, Anna Garcia, Jim Rash, Noah Robbins, Colin Woodell, Woody Harrelson

Länge: 132 Minuten
Verleih: Sony / Apple
Kinostart: 11. Juli 2024

FILMKRITIK:

Zum Mond fliegen kostet Geld, viel Geld. Geld, dass die amerikanische Weltraumbehörde NASA nicht hat, denn Ende der 60er Jahre hat die amerikanische Öffentlichkeit andere Sorgen, vor allem den endlos langen Krieg in Vietnam. Um den Geldnöten abzuhelfen engagiert der in geheimer Funktion für die Nixon-Regierung arbeitende Moe Berkus (Woody Harrelson), die New Yorker Werbefachfrau Kelly Jones (Scarlett Johansson). Diese weiß sich in einer von Männern und Sexismus geprägten Welt – man denke an „Mad Men“ – mit Charme und Intelligenz durchzusetzen und fliegt voller Elan nach Florida, wo zehntausende am Apollo-Programm arbeitet.

Deren Chef ist Cole Davis (Tatum), ein ehemaliger Soldat und Pilot, dessen Traum, selbst ins All zu fliegen zerbrach, der nun aber immerhin die Aufsicht über ein Projekt hat, bei dem 400.000 Menschen eine Rakete mit sechs Millionen Einzelteilen bauen. Eine besondere Eigenschaft besitzt Cole: Er spricht immer die Wahrheit, ganz im Gegensatz zu Kelly, die nicht nur beruflich lügt, sondern auch über ihre Vergangenheit lieber schweigt.

Dass sich die beiden dennoch langsam aber unausweichlich näher kommen liegt in der Natur des Genres, in dem Regisseur Greg Berlanti einige Erfahrung besitzt: „Love, Simon“ und „Der Club der gebrochenen Herzen“ zählen zu seinen bisherigen Filmen und immer dann, wenn „To the Moon“ sich in den bekannten, aber auch bewährten Bahnen einer romantischen Komödie bewegt, funktioniert er am besten. Dann können die beiden Stars ihren Charme spielen lassen, sehen in ihren bunten 60er Jahre Kleidung fantastisch aus und wirken wie die ideale Besetzung für einen mehr oder weniger subtilen Werbefilm für die NASA.

Denn das ist „To the Moon“ auch: Eine Ode an den Mut der Raumfahrer und an den Erfindungsgeist der Ingenieure, die es innerhalb weniger Jahre schafften, einen Mann zum Mond zu schicken und ihn sicher wieder zur Erde zurückzubringen, so wie es der damalige Präsident John F. Kennedy im September 1962 ankündigte.

Nun zu imaginieren, dass erst durch die Fähigkeiten einer Werbefachfrau auch die Bevölkerung vom Weltraumfieber gepackt wurde, ist eine schöne, dem Zeitgeist entsprechende Idee. Wenn Kelly Jones die Astronauten Werbung für Uhren, Fertiggerichte oder Cornflakes machen lässt, um dringend benötigtes Geld für den Start der Rakete zu verdienen, mutet das wie eine treffende Metapher für moderne Rundumvermarktung an, vor allem aber für die heute grassierenden Fake News. Denn leider begnügt sich „To the Moon“ nicht damit, eine romantische Komödie und eine Ode an die NASA und eine Satire über die Werbebranche zu sein, auch das seit 55 Jahren nicht verschwindende Gerücht, dass die Mondlandung gar nicht stattgefunden hat, sondern von Hollywoodprofis (vielleicht sogar Stanley Kubrick) inszeniert wurde, soll noch in die Handlung gepresst werden.

Auch das ein interessanter Aspekt, der die Geschichte aber endgültig aus den Fugen geraten lässt. Mal locker-leicht wirkt die Erzählung, wenn Johansson und Tatum unter dem Sternenhimmel flirten, dann düster-bedrohlich, wenn Woody Harrelsons Geheimagent Drohungen ausspricht, die alles andere als lustig wirken. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen, denn allein der Charme seiner Hauptdarsteller reicht eigentlich aus, um „To the Moon“ sehenswert zu machen.

 

Michael Meyns