Todeszug nach Yuma

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Hollywood bastelt augenscheinlich an der Renaissance des Westerns. Nur wenige Wochen, nachdem „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ in unseren Kinos anlief, steht schon der nächste Vertreter dieses genuin amerikanischen Genres in den Startlöchern. Mit „Todeszug nach Yuma“ verhilft Regisseur James Mangold dem lange Zeit tot geglaubten Western zu einem mehr als eindrucksvollen Comeback. Sein Remake des 1957 abgedrehten „Zähl bis drei und bete“ bietet all das, was die Faszination dieses Genres über Jahrzehnte hin ausmachte: Furiose Action, einen charismatischen „Bad Guy“, der gegen einen aufrechten Helden antritt, sowie einen spannungsreichen Showdown, der vor der rauen, epischen Kulisse des Wilden Westens von allen Beteiligten erbarmungslos seinen Blutzoll einfordert.

Webseite: www.todeszug-nach-yuma.de

OT: 3:10 to Yuma
Regie: James Mangold
Drehbuch: Halsted Welles, Michael Brandt, Derek Haas nach einer Kurzgeschichte von Elmore Leonard
Produktion: Cathy Konrad
Mit Russel Crowe, Christian Bale, Ben Foster, Peter Fonda, Logan Lerman
Laufzeit 122 Minuten
Kinostart: 13.12.2007
Verleih: Sony

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Western galten in den letzten Jahren als Kassengift. Ein Grund, weshalb immer weniger von ihnen produziert worden. Seit Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ gelang es keinem Vertreter dieses amerikanischsten aller Filmgenres, Publikum und Kritik gleichermaßen zu überzeugen. Man muss daher James Mangolds Mut bewundern, nach seinem Oscar-prämierten Johnny Cash-Biopic „Walk the Line“ ausgerechnet einen Western – noch dazu ein Remake – inszenieren zu wollen. „Todeszug nach Yuma“ basiert auf einer Kurzgeschichte von Elmore Leonard und wurde bereits 1957 mit Glenn Ford und Van Heflin in den Hauptrollen verfilmt.
Der Held und sein Antagonist bilden auch bei Mangold das Herzstück der Erzählung. Der Eine, ein gesetzestreuer Rancher (Christian Bale), leidet unter den widrigen Umständen, unter denen er die eigene Farm bewirtschaften und seine Familie ernähren muss. Seine Gläubiger, die zum korrupten Establishment gehören, fordern immer kompromissloser ihre Schulden ein. Dem tugendhaften Dan Evans steht der berüchtigte Bandit und Outlaw Ben Wade (Russell Crowe) gegenüber. Als Dan zufällig Zeuge eines brutalen Raubüberfalls wird, den Wade und seine Bande verübt, kreuzen sich die Wege der beiden Männer zum ersten Mal. Nur kurze Zeit später bietet sich Dan die Gelegenheit, dem örtlichen Sheriff bei der Verhaftung des gesuchten Schwerverbrechers behilflich zu sein. Für ein Salär von 200 Dollar ist er bereit, Wade mit einigen Männern in den drei Tagesritte entfernten Ort Contention zu bringen. Von dort fährt um 3 Uhr 10 der Zug in Richtung Yuma ab, wo das Staatsgefängnis und die Todesstrafe auf Wade warten.

Mit Russell Crowe und Christian Bale verfügt Mangolds Neuauflage nicht nur über eine erstklassige Besetzung, die beiden Charakterdarsteller laufen im gegenseitigen Nahkampf auch zu wahrer Höchstform auf. Crowes „Bad Guy“ ist verschlagen, kompromisslos und besitzt dabei – so seltsam es klingen mag – doch eine gewisse moralische Integrität. In Christian Bale findet der Oscar-Preisträger einen Gegenspieler auf Augenhöhe. Wie schon im Psycho-Thriller „Der Maschinist“ lassen sich in Bales ausgemergeltem Gesicht der Schmerz und das Leiden seiner Filmfigur ablesen. In Nebenrollen gibt es zudem ein Wiedersehen mit Altmeister Peter Fonda und Jungstar Ben Foster. Gerade letzterer drückt dem Film seinen Stempel auf. In der Rolle des eiskalten Wade-Getreuen Charlie Prince sorgt er für diverse äußerst blutige Intermezzi. Letztlich wirkt gegen ihn selbst Crowes Wade wie ein lammfrommer Pazifist.

Das Original „Zähl bis drei und bete“ bot vor allem packende Wortduelle zwischen den beiden Hauptdarstellern. In seiner Struktur – weite Teile der Handlung spielten sich in jenem Hotelzimmer ab, in dem Dan und Wade auf die Abfahrt des Zuges warteten  – und reduktionistischen Ausgestaltung ähnelte der Film dabei eher einem intimen Kammerspiel denn einem typischen Western.

Mangold gesteht dagegen der Einführung seiner Protagonisten und dem Vorlauf bis zum eigentlichen Showdown in Contention ungleich mehr Zeit zu. Erst während der letzten halben Stunde, als Dan und Wade umzingelt von einem schießwütigen Mob in die Enge getrieben werden, tickt die Uhr fast in Echtzeit der für Wade und Dan schicksalhaften Deadline entgegen. Spätestens dann überrollt der titelgebende „Todeszug nach Yuma“ alles und jeden. Mit einer ungezügelten Energie und Leidenschaft spielt Mangold auf der Klaviatur des Genres, dessen Insignien wie der bleihaltige, äußerst blutige Shootout und das moralisch verdorbene Wüstenkaff hier selbstverständlich nicht fehlen dürfen. Kamera, Schnitt und die an Morricone angelegte Musik sorgen für authentisches Western-Feeling. Im Unterschied zu Andrew Dominiks „Die Ermordung des Jesse James…“ ist Mangold nicht an einer Dekonstruktion von Mythen und Legenden gelegen. Statt zu zerlegen, fügt er die einzelnen Teile vor der rauen, epischen Kulisse des Wilden Westens zu einem in sich stimmigen Gesamtkunstwerk zusammen, das in Sachen Spannung und Suspense mit jeder Szene eine Schippe drauflegt.

Marcus Wessel

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Es ist die Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg. Dan Evans bewirtschaftet mit seiner Frau und den zwei noch jungen Söhnen eine kleine Farm. Diese aber wirft nicht viel ab. Dan steckt in Schulden.

Da wird er eines Tages Zeuge eines Postkutschenüberfalls durch den Revolverhelden Ben Wade und dessen Bande. Immerhin gelingt es wenig später dem Sheriff des Städtchens Bisbee, Wade gefangen zu nehmen. Der soll ins Staatsgefängnis von Yuma gebracht werden. Von dem Ort Contention aus würde der entsprechende Zug fahren, aber bis Contention ist zuerst ein Drei-Tage-Ritt zu absolvieren. Für 200 Dollar erklärt sich der auf das Geld dringend angewiesene Dan Evans bereit, zusammen mit anderen Ben Wade zu eskortieren.

Der Ritt führt auch durch gefährliches Apachen-Land. Viele Zwischenfälle und Abenteuer sind zu bestehen, bis das Ziel erreicht ist und der Showdown beginnen kann.

Die Zeit des Western ist vorbei. Es gibt davon nicht mehr viele. Aber hier ist einer. Es geht in erster Linie um einen kaltblütigen Helden mit Charisma und einen Anti-Helden, der sich beweisen muss. Russel Crowe spielt hart, glänzend und souverän den kriminellen, sich um keine Moral, kein Gesetz und keine Religion scherenden Ben Wade. Psychologisch verfeinerter ist die Rolle des von Christian Bale verkörperten Dan Evans angelegt, der sich zuerst passiv, ängstlich, fast feige verhält, dann aber nicht zuletzt als Vorbild für seinen 15jährigen Sohn – wenn auch nicht ganz uneigennützig – zu so etwas wie einem konsequenten, sich opfernden Vollstrecker wird, dessen Beispiel sogar einen Mann wie Ben Wade zur Umkehr veranlasst.

Der Zutaten sind viele: Schießereien mit Dutzenden von Toten, Macho-Gehabe der Bandenmitglieder, milieugerechte Locations. Außerdem wurde professionell inszeniert und sehr gut gespielt.

Für Liebhaber kräftiger Western-Kost.

Thomas Engel